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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 8
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Geburtstage
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0374

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WANDTEPPICH, GERICHTSSZENE. TOURNAI, MITTE DES 15. JAHRHUNDERTS WANDTEPPICH, 15. JAHRHUNDERT

SAMMLUNG FIGDOR, VERSTEIGERUNG DURCH PAUL CASSIRER, ARTARIA UND GLÜCKSELIG IM JUNI IN WIEN

GEBURTSTAGE

Des fünfzigsten Geburtstags Wilhelm Waetzoldts ist in
der Tagespresse ausführlich gedacht worden. Waetzoldt
hat das seltene Glück, daß seiner großen Arbeitskraft,
seiner ordnenden Klugheit die großen Aufgaben schon auf
der Höhe des Lebens gestellt werden. Darüber mehr zu
sagen wird in wenigen Monaten möglich sein, wenn die
neuen Berliner Museen eröffnet werden.

Fünfzig Jahre alt wird auch Hans Börger, der Bearbeiter
der Abteilung für Skulpturen, Münzen und Medaillen in der
Hamburger Kunsthalle, der uns, ebenso wie Waetzoldt, ein
wertvoller Mitarbeiter ist. Die Leser kennen Börger als einen
Archäologen, der Sinnlichkeit der Anschauung mit großen
Kenntnissen verbindet und der auch lebendige Beziehungen
zur Kunst der Gegenwart hat. Ausgezeichnet ist, was er
über antike Münzen und Medaillen geschrieben hat, vor-
trefflich sind seine „Kleinen Führer" durch die Kunsthalle,
und vorbildlich sind die Beschreibungen von Reisen in
Griechenland, Sizilien usw. Altertum und Gegenwart sind
Hans Börger nicht Gegensätze. Weil er immer vom Leben
ausgeht.

Ein dritter Mitarbeiter dieser Blätter, der fünfzig Jahre
alt wurde, ist Hans Tietze in Wien. Sein Wirken hat nicht
nur für Wien etwas bedeutet, sondern für ganz Deutsch-
land. Er ist in Wien und auch wohl sonst ein viel ange-

feindeter Mann. Was als Symptom dafür genommen wer-
den darf, daß er ein Mann ist, der etwas will und etwas
durchzusetzen versteht. Irrtümer vorbehalten natürlich; aber
wer nie das Wagnis des Irrtums auf sich nimmt, wird nie
etwas zustande bringen.

Auch Hans Purrmann ist im April fünfzig Jahre alt gewor-
den. Auf ihn darf man bei dieser Gelegenheit das biblische
Wort anwenden, daß er mit seinem Pfunde gut gewuchert
hat. Abgesehen von dem, was er als Maler ist (das ist in
diesen Heften ja verschiedene Male gesagt worden), ist noch
jeder Künstler und Kunstfreund, der mit seiner Kunst oder
mit ihm persönlich in Berührung gekommen ist, bereichert,
aufgeklärt und mit neuen Ansichten über längst bekannte
Dinge weggegangen. Man darf Purrmann insofern als den
besten Matisse-Schüler bezeichnen, als auch sein Wesen
die merkwürdige Eigenschaft hat, korrigierend, kontrollierend,
versachlichend und reinigend zu wirken. Talent, Geist und
Gewissen haben in dieser Natur ein seltenes Bündnis ge-
schlossen.

Die siebzig Jahre des Belgiers James Ensor wollen wir
zum Schluß nur eben registrieren. Sie gehören im wesent-
lichen schon der Geschichte der Kunst an.

Den siebzigjährigen Philipp Franck, den früh nach Berlin
übersiedelten Frankfurter, den verdienstvollen Leiter der

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