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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 9
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Winkler, Friedrich: Fälschungen alter Bilder: Bemerkungen zu einigen Zeitschriften und Büchern als echt veröffentlichten Niederländischen Gemälden
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0389

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fasser, im besten Falle Stellungnahme
eines selbständigen Kopfes zu einer
längst erledigten Frage.

Also soll man nicht über Fälschun-
gen schreiben, wenn man nicht muß?
Dazu sind sie heute, und zwar erst
heute, zu häufig. Ob einer als Samm-
ler oder Händler, als Fachgelehrter
oder Dilettant mit Kunstwerken zu
tun hat: wer regelmäßig Ausstellun-
gen besucht und Zeitschriften liest,
kann einmal eine Fälschung oder
starke Verfälschung entdecken. Nichts
ist so geeignet, den Sinn für das Echte
zu schärfen wie der Nachweis von
Fälschungen. Auf solche Beobachtun-
gen, nicht auf Theorien über längst
festgestellte Fälschungen kommt es an,
zumal in unserer kunstfremden Zeit.
Wir haben gerade in Deutschland
einen ungewöhnlich kenntnisreichen
Kunsthändlerstand, ein Heer von fach-
lich gebildeten Kunsthistorikern, so
daß die infolge der ungeheuren Wert-
steigerung alter Kunst stark vermehr-
ten Fälschungen nicht zu fürchten
sind. Die heiklen Probleme der Echt-
heit und Unechtheit sollten um so
eher von Deutschland aus in Angriff
genommen werden, als in anderen
Ländern die wissenschaftliche Grund-
lage der Kunstkritik nicht so selbst-
verständlich ist wie bei uns. Ist es
doch so, daß Fälschungen vereinzelt
schon in mehreren Kunstzeitschriften
abgebildet worden sind, und sogar
öffentliche und private Sammlungen von Ruf
zeigen solche. Mehrere bekannte, wenn auch kaum
beachtete Fälle möchte ich ins Gedächtnis zurück-
rufen, einige neue, die arglose Veröffentlichungen
in Kunstzeitschriften betreffen, anschließen. Es ist
gewiß nicht erfreulich, gerade solche „Hereinfälle"
ans Licht zu ziehen, es ist aber der einzige Weg,
um eine volle Kontrolle des Gesagten zu ermög-
lichen und die Diskussion aus der konventionellen
akademischen und literarischen Sphäre herauszu-
führen in die reale Welt der Tatsachen. Einige
allgemeine Bemerkungen seien vorausgeschickt.

Noch vor hundert Jahren hätte das Thema

VERLOBUNG DER HL. KATHARINA. FÄLSCHUNG

ABB. I

Fälschungen schwerlich interessiert. Es gab keine
gefälschten Gemälde, weil man sie nicht nötig
hatte. Es gab wohl v e r fälschte Bilder, die durch
Anbringen einer Rembrandt- oder Dürersignatur
aus Schulbildern zu Meisterwerken erhöht wurden.
Da aber Raffael, Michelangelo, Rubens, van Dyck
und andere nicht signierten, blieb das bequeme
Verfahren auf wenige Künstler beschränkt, und
es ist fraglich, ob Besitzerstolz nicht noch häufiger
als betrügerische Absicht zu den falschen Signaturen
Anlaß gab. Trotz einiger Ausnahmen sind Bilder
erst in unserem Zeitalter der „Umwertung aller
Werte" zu Wertobjekten geworden, zu Gegen-

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