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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 10
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Scheffler, Karl: Berliner Frühjahrsausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0448

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HEINRICH ALTHERR, BILDNIS WILHELM SCHÄFER

AUSGESTELLT IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE

ein gutes Niveau, eine Gesamthaltung, die in ihrer Weise
Charakter hat, durchsetzt mit einigen Arbeiten persönlicherer
Art. Wenn in der Akademie Künstler wie Altherr, Fuhr,
de Haer, Jaeckel, Kaus, Meid, Klimsch und einige andere
besondere Teilnahme erzwingen, so tun es in der Secession
Beckmann, Großmann, Grosz, Hofer, Milly Steger und vor
allem Purrmann mit einer Gruppe von zarten Aquarellen.
Mancher Künstler ist sowohl hier wie dort vertreten; in
einigen Fällen sind in der Secession sogar die Entwürfe
und in der Akademie die ausgeführten Bilder zu sehen.

Sichtbar einem unrühmlichen Ende gehen die Großen
Berliner Kunstausstellungen entgegen. Da der Glaspalast
am Lehrter Bahnhof immer mehr verfällt, wird seit zwei
Jahren das Schloß Bellevue benutzt. Ein unmögliches Haus
für Kunstausstellungen. In fast allen den mittelgroßen Räu-
men gibt es zwei Fenster, drei Türen und einen Kachel-
ofen, aber kaum Wandflächen für Bilder. Das allgemeine
Niveau der Ausstellung ist zudem denkbar tief. Die we-
nigen besseren Werke gehören Künstlern, die auch in der
Akademie oder Secession, oder in beiden schon vertreten sind.

Völlig verfehlt ist die Ausstellung der Stadt „Altes Berlin"
in den Funkturmhallen. Wenn der Besucher brav alle Wände
abschreitet, so muß er zwei bis drei Kilometer marschieren.
Ein zu zwei Dritteln gleichgültiges Material ist so ausein-
andergezogen, daß sämtliche Räume der riesigen, quadra-
tisch den Funkturmhof umziehenden Gebäude in Anspruch
genommen werden konnten. Hätte man die eine Idee:
„Von der Fischersiedelung zur Weltstadt", auf den zehnten
Teil des Raumes komprimiert, hätte man das ganz Über-
flüssige, das jetzt tödlich ermüdet, weggelassen und das
merkwürdige Stadtschicksal Berlins wirkungsvoll herausge-
arbeitet — wozu freilich ein Regisseur gehört hätte mit

Eigenschaften, wie der eben jetzt viel angefeierte Max
Reinhard sie besitzt —, so hätte eine sehenswerte, der
Festwoche würdige Ausstellung entstehen können. Was jetzt
dargeboten wird, hat man im Märkischen Museum eigent-
lich viel besser beisammen. Auch die Armut dieser an-
spruchsvollen Veranstaltung kommt, wie die der „Großen"
Ausstellung im Schloß Bellevue, von der allgemeinen
„Powerteh" her.

In der Galerie Flechtheim kommen einundfünfzig Bild-
nisse hinzu, die von den verschiedenartigsten Malern, Zeich-
nern und Bildhauern nach der Pariser Schauspielerin Maria
Lani gemacht worden sind. Die Ausstellung ist nicht so
eintönig, wie die Idee es vermuten läßt. Denn die Künstler
haben mehr Selbstbildnisse ihrer Darstellungsmanieren ge-
geben als objektive Porträts der viel mißhandelten Dame.
Das weitaus Beste ist die hier schon abgebildete Bronze-
büste von Despiau (K. u. K., Jahrgang XXVIII, Seite 212).

Einige Bronzen der Bildhauerin Simonne Marye sind
bemerkenswert wegen der kunstgewerblich determinierten
Akuratesse der Arbeit und wegen eines präzisen, halb orna-
mentalen Formgefühls.

Frauenkunst zeigte auch die Galerie J. Casper: Bilder
von Elisabeth Brewster von Hildebrand, einer Tochter Adolf
von Hildebrands. Man spürt überall den Einfluß des charakter-
vollen Vaters, der deutsch-römischen Kunst, der italienischen
Renaissance und auch der angeheirateten englischen Kunst.
Doch wird diese ganze übernommene Kultur — vor allem
in den Landschaften — in einer geistvollen WTeise fast zu
einem persönlichen Bekenntnis. Kleine Aquarelle und Pla-
stiken von Jakimow rundeten das Bild dieser Ausstellung
freundlich ab.

LUDWIG KNAUS, DER VATER DES KÜNSTLERS

AUSGESTELLT IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE

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