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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 10
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Scheffler, Karl: "The gentle art of making enemies"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0452

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„THE GENTLE ART OF MAKING ENEMIES"

T~\ie Leser von „Kunst und Künstler" werden mir be-
stätigen, daß ich ihnen von persönlichen Anfeindungen
nur selten spreche. Es würde ihnen — und mir — un-
interessant sein. Auch jetzt will ich nur nebenbei und in
aller Kürze die Tatsache einmal feststellen (die zu kennen
die Leser, die mir ihr Vertrauen schenken, ein Anrecht
haben), daß kaum ein Monat vergeht, in dem ich nicht in
Zeitungen oder Zeitschriften mehr oder weniger fair wegen
dessen, was ich glaube, urteile und schreibe, angegriffen
werde. Neben der öffentlichen Zustimmung Gleichgesinnter
geht stets eine scharfe Kritik meiner Kritik einher. Es wett-
eifern Künstler (denen die Wahrnehmung berechtigter
Interessen zugebilligt werden muß), Museumsdirektoren,
Assistenten und Kunstschriftsteller. Zuerst wurde verbreitet,
ich litte an progressiver Verkalkung und sei hoffnungslos
rückständig. Doch löste diese Überzeugung bei den Gegnern
nicht jene reinste Freude aus, deren der Mensch fähig ist:
die Schadenfreude. Es scheint doch, daß die Gründe, die

ich vorbringe, im allgemeinen besser sind als die der Angreifer.
Neuerdings versucht man es darum andersherum: mit einer
Verdächtigung meines Charakters. Neulich wurde (in einem
Auktionsblatt und in der „Weltbühne" — von demselben
Verfasser) weitläufig ausgeführt, ich messe mit „zweierlei
Maß". Damit werden die Polemiker nun auch nicht eben
weit kommen, so fleißig sie auch jedes Wort, jede Handlung
von mir verdrehen, bespähen und belauern. Möchten sie
doch lesen lernen, bevor sie schreiben!

Nicht, daß ich mich für unangreifbar hielte. Gewiß
nicht! Wir alle machen unsere Dummheiten, ohne Aus-
nahme. Für die Fehler aber, die ich wirklich mache, sind
meine Gegner merkwürdig blind. Von meinen Feinden
war — leider! — bisher wenig zu lernen. Sollte aber ein-
mal gegen mich oder gegen „Kunst und Künstler" etwas
geschrieben werden, das wirklich trifft, so verspreche ich
den Lesern, es Wort für Wort abzudrucken. Und mich bei
dem Schreiber obendrein zu bedanken. Karl Scheffler.

MAX KNAUS, NÄHENDE FRAU AM FENSTER

AUSGESTELLT IN DER AKADEMIE DEK KÜNSTE

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