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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

DOI issue:
Heft 11
DOI article:
Kühnel, Ernst: Die Orientteppiche der Sammlung Alfred Cassirer
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0486

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PERSISCHER TIERTEPPICH. ENDE DES 16. JAHRHUNDERTS

ABBILDUNG A

Sein wertvollstes Prunkstück
ist ein persischer Tierteppich der
Safawidenperiode, einer der ganz
wenigen, die in deutschem Pri-
vatbesitz noch vorkommen. Er
gehörte früher Bernheimer in
München und war 1926 auf der
Teppichausstellung in Chicago
(Nr. 9 des Kataloges). Das Muster
ist streng symmetrisch zentrali-
siert, der scharlachrote Grund
mit Blütenranken besetzt, zwi-
schen denen sich in paarweiser
Gegenüberstellung Löwen, Leo-
parden, Wölfe, Gazellen und
Steinböcke bewegen. Das zackige
Mittelmedaillon enthält vier
Pfauenpaare in Kreuzanordnung,
ebenfalls über Rankenwerk und
um ein rundes Innenschild in
Elfenbeinweiß. Lotospalmetten
vermitteln den Ubergang zu den
ins Feld reichenden Anhängern.
Hell grundiert sind auch die
zackig konturierten Ecken mit
Fasanen über Blütenranken, wäh-
rend die Borte in sattem Blau
die Komposition rahmt. Sie ist
besetzt mit einem Muster rezi-
proker Palmetten, die abwech-
selnd aus zwei einander zuge-
kehrten Pfauen und aus Fischen
über Entenpaaren gebildet wer-
den. Das Motiv ist eigenartig.
Daß Tiere in das vegetabile
Bortenwerk eingestreut werden,
kommt schon im frühen sech-
zehnten Jahrhundert mehrfach
vor, und der Gedanke, die glie-
dernden Pflanzenformen selbst
animalisch zu gestalten, mag dar-
aus in einer späteren Phase ent-
standen sein. Er äußerte sich
zuerst in einigen Teppichen (im
Berliner Schloßmuseum, im Mu-
see des Arts decoratifs, im Metro-
politan Museum u. a.), bei denen
die Bortenpalmetten lanzettblatt-
artig von Fasanen eingefaßt wer-

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