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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

DOI issue:
Heft 11
DOI article:
Kühnel, Ernst: Die Orientteppiche der Sammlung Alfred Cassirer
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0490

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Unter den anatolischen Knüpfarbeiten sei ein
besonders schöner Uschak der klassischen Medail-
longattung des siebzehnten Jahrhunderts genannt,
völlig ungeschwächt in der Leuchtkraft seiner Far-
ben, und ein Exemplar des sechzehnten Jahrhun-
derts mit dem bekannten Rapportdekor starrer
gelber Arabesken auf rotem Grund. Noch höher
wird man wegen seiner Seltenheit den sogenannten
„Vogelteppich" schätzen, mit vorwiegend roter
und grüner Zeichnung auf weißem Grunde, früher
in der Sammlung Zander. Das in horizontalen
und vertikalen Reihen wiederholte Leitmotiv, das
dieser Gattung ihre irrige Bezeichnung gegeben
hat, ist zweifellos vegetabilen Ursprungs und
als Blattscilisierung zu deuten. Die bei Uschak-
teppichen des sechzehnten Jahrhunderts identisch
vorkommende Borte von reziproken Dreieckpal-

metten gestattet die zeitliche Ansetzung in die
Blüteperiode der osmanischen Teppichkunst. In
anderen Fällen schmücken breite Wolkenbänder
den Rand, für die dieselbe Parallele gilt. Genauer
lokalisieren läßt sich die Gattung in Kleinasien
aber ebensowenig wie die meisten anderen alten
Kategorien. Sehr verbreitet wird sie kaum gewesen
sein; denn es finden sich nur ganz ausnahmsweise
spätere Beispiele, die auf ein Fortleben des Musters
bis in dieDegenerationsepoche hinein schließen lassen.

Dieser kurzen Umschau über die eigentlichen
Perlen der Teppichsammlung Alfred Cassirer sei
noch ergänzend hinzugefügt, daß sie auch unter
den weniger kostbaren Stücken verschiedener Pro-
venienz manche birgt, die in ornamentaler oder
koloristischer Hinsicht besonderes Interesse bean-
spruchen.

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