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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0014

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23

Kunstlitteratur.

21

liehen haben; vor allem wäre die Herstellung eines
Hauptsaales erforderkich zur Aufnahme der umfangreichen
Schöpfungen der historischcn und religiösen Malerei,
welche doch die offizielle Seite der Kunst repräsentirt, die
nach Form und Jnhalt keinen großen Wandlungen unter-
liegt. Diesem Teile des Museums würden die Gemälde
unserer xrix äs Loms zuströmen, hier auch würde man
sich überzeugen können, daß der Staat, Vvn eiuigen
Schwachheitcn abgesehen, stets bcstrebt gewesen, dcr
WUrde der Kunst in einer Weise gerecht zu werdcn, die
sowohl Lehrern wie Schülern zur Ehre gereicht. Damit
soll indes nicht gesagt sein, daß gerade dieser Salon am
meisten aufgesucht odermit Neid angesehen werden würde;
im Gegenteil, es dürfte ihm nur ein Achtungserfolg ge-
sichert sein, während z. B. die Landschaftsmalerei auf weit
größere Gunstbezeigungen zu rechnen hätte. I. Duprö's
Gemälde würden vortrefflich die durchaus mvderne
Auffassung der Natur charakterisiren, von der auch
die Paul Huet, die Corot, Rousseau und Daubigny
ein Wort zu reden wissen. Dort wären sie zu schaueu,
die Errungenschaften einer friedlichen Revolutiou, die
den Gebilden der Natur, Büumen, Wvlkenhimiuel
und Wasser wieder zu ihrem Rechte verholfen hat.
Und wäre es nicht iu hohcm Grade interessaut, deu
bcrühmten Bvrsahrcu zur Scite die Enkel zu seheu, zu
beobachten, wie diese die erworbenen Erfahrungen be-
nutzen und in dem Drange, neues zu schaffeu, viellcicht
hinter ihren Vätern zurückbleiben? Gehört uns doch
auch die Bauernlandschast, die Courbet einweihte und
deren Priester Millet und Breton geworden sind!
Letzterer lebt noch im Vollbesitz seiner Krast und seines
Talentes, und mehr als ein schönes Gemälde hat das
Museum von ihm aufzuweisen. Wäre es nuu nicht
billig, ihn wenn auch nicht neben seineu Vvrgängern,
so doch an der Spitze jener Bauernmaler zu sehen,
die in der Natur nicht blos sie selbst, sondern auch
das, was sie belebt, zum Ausdruck gebracht haben?
Gsrome würde mehreren Gruppen Präsidiren, u. a.
derjenigen der Neugriechen, die nach Jngres' Vor-
gange ihre Erfolge in der Wiederbelebung Herkulanums
und Pompeji's gesucht haben. Außerdem würden sich um
ihn alle jene echten Orientalisten sammeln, die denOrient
mit eigenen Augen gesehen, und nicht, wie Decamps
es gethan, ihn nur nach Hörensagen gemalt haben.
Allerdings müßte er in dem Saale der modernen
Kabinetsmaler den Ehrensitz an Ernest Meissonnier ab-
treten, doch würde er neben diesem immerhin einen be-
vorzugten Platz einnehmen.

Um schließlich der jüngsten Modeliebhaberei Rech-
nung zu tragen, müßten auch einige jener Virtuosen
des vollen Tagelichtes Berücksichtigung findeu, die das
Atelier aufgeben und den Zauber des Helldunkels ver-
schmähen, um nichts anderes als die helle Sonne oder das

schattenlose Lampenlicht der Salons oder der Straße
gelteu zu lassen. Ein Museum, worin das Hauptbuch der
Malerei dergestalt auf dem Laufendeu erhalten würde,
daß die Gewinn- und Verlustliste stets zu^Rate gezogen
werden könnte, würde der Stadt zu hoher Ehre ge-
reichen, den Besuchenden aber eine unerschöpfliche Ouelle
der Anregung und Belehrung gewähren. Mit wenigen
Strichen läßt sich die Physiognvniie skizziren, die ein
solches Kunstinstitut haben müßte, die jedoch dasLuxem-
bourgmuseum nicht hat und nicht haben kann. Wvhl
ist die Rede davvn gewesen, es mit dem Louvre zu
verschmclzen; das aber hieße es vernichten, denn wir
würden wieder verlieren, was ich für ebensv zweck-
mäßig wie wichtig erachte, nämlich einDenkmal modernen
Schaffens und zeitgenössischen Strebens neben der ewig
heitern Region, allwo die unsterblichen Meister in
ihrer Glvrie thronen. Mit einem Worte: neben dem
Paradiese darf das Fegefeuer nicht fehlen, unbeding!
jedoch muß letzteres umguartirt werden. Wvhin aber?
Das cben ist die heikle Frage, die leidcr auch die Re-
visivn des Senats ungelöst lassen wird.

1l.

Aunstlitteratur.

Ornamcntc der Holzsknlptnr »on t4i>0 bis 1820 ans dcm
bayerischen Nationalmnscum, geordnet und beschriebeu
von Or. I. H. v. Hefner-Alteneck, in Lichtdruck non
I. B. Obernetter. Franksurt, Keller.

Von diesem Werke, welches eine Abteilung der reichen
Schütze des bayerischen Nationalmuseums aller Welt zugäng-
lich macht, liegt die erste Lieferung mit fünf Blättern in
kl. Folio vor. Es sollen im ganzen gegen 800- Gegenstünde
in chronologischer Reihenfolge publizirt werden. Das Ganze
ist auf 40 Tafeln berechnet. Wie aus dem beigegebenen Text
hervorgeht, werden 14 Tafeln für die Spätgotik in Anspruch
genommen (14S0—1520), während für die eigentliche Re-
naissance (von 1515—1680) nur 4 Tafeln in Aussicht ge-
nommen zu sein scheinen. Die Publikation hat eine ebenso
große Bedeutung sür die Geschichte der Ornamentik wie für
den praktischen Gebrauch. — Die Tafeln des ersten Heftes
zeichnen sich durch Klarheit und Schärfe der Konturen wie
durch saftigsten Druck aus. Sis überraschen durch.die Mannig-
faltigkeit der ornamentalen Kombinationen, namentlich in
Füllungen und Bekrönungen, und bringen damit die Schnitz-
kunst der Spätgotik, der man so gern Übles nachredet, in
gewissem Sinne zu vollen Ehren. X.

—x Musterbuch fürBildhauer. Unter diesemTitel giebtdie
Verlagshandlung von I. Engelhorn einen zweiten Auszug
aus den ältsren Jahrgängen der „Gewerbehalle" heraus.
Unzweifelhaft gab der große Erfolg des ersten Auszugs, der
unter dem Titel „Müsterornamente" erschien, den Anlaß
zur Veranstaltung dieses Unternehmens, das ebenfalls auf
25 Lieferungen, jede Lieferung zu acht Quarttafeln, berechnet
ist. Die Auswahl der hier zusammengestellten Holzschnitte
erstreckt sich auf das ganze Gebiet der plastischen Dekoration,
gleichviel in welchem Materiale die Gegenstände ausgeführt
sind; ebenso sind die verschiedensten Epochen der Kunstge-
schichte berücksichtigt, wenn auch begreiflicherweise die Er-
zeugnisse der Gegenwart den größeren Raum in Anspruch
nehmen. Da bekanntermaßen die Abbildungen in der Ge-
werbehalle sich durch klare und präzise Zeichnung hervor-
thun, auch meistens in ziemlich großem Maßstabe gehalten
sind, so trägt das Unternehmen die Bürgschaft des Erfolgs
um so mehr in sich, als der Preis von 1 Mark für das Heft
ein ungemein billiger ist. Ausgegeben sind bis jetzt 9 Liefe-
rungen.
 
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