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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0024

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Vernüschte Nachrichten.

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Preissteigerung erfahren. Nicht nur die Anzahl der Künstler,
welche in dem Meyerschen Kataloge vertreten sind, ist eine
sehr respektable, sondern von mehreren derselben und gerade
von den besten findet sich auch ein überaus reiches Ver-
zeichnis der Werke, die sie geschaffen. So haben solgende
Künstler ein besonders reiches Kontingent ihrer Ätzarbeiten
gestellt: die beiden Achenbach, Jakob Becker, H. Bürkner,
Calame, W. Camphausen, I. C. Erharv, F. Ezdorf, L.
Friedrich, I. Führich, L. E. Grimm, Th. Hosemann, Ch.
Zacque, M. Jaroczynski, Klein, I. und W. Kobell, A. Menzel,
E. Neureuther, R. v. Normann, P. G. van Os, Fr. Preller,
I. C. Reinhart, L. Richter, I. W. Schirmer, A. Schrödter,
M. v. Schwind, Sonderland u. a. m. Der Katalog giebt
uns Gelegenheit, noch eine besondere Seite desselben zu be-
tonen. Wir haben über 120 Blätter gezählt, welche Jllustra-
tionen zu Gedichten verschiedener Dichter abgeben. Es ist
immerhm interessant zu erfahren, wie des Dichters Wort
in des Künstlers Phantasie Form und Gestalt gewinnt und
wir haben uns stets gewundert, datz noch kein Sammler darauf
verfallen ist, Kunstblätter von diesem Gesichtspunkte aus zu
sammeln. Gewiß besäße eine solche Sammlung ein eigentüm-
liches Jnteresse und die im Kataloge Meysrs verzeichnetcn
Blätter dieser Art gäben einen guten Grundstock ab. — Auch
die zweite Abteilung des Katalogs (Aquarelle und Handzeich-
nungsn neuerer Meister) enthält viel Treffliches und wir
empfehlen die hier beschriebenen 151 Nummern einer näheren
Durchsicht. I. E. W.

Vermischte Nachrichten.

Ci Aus den Wiener Areliers. Überaus lebhaft ist die
Thätigkeit, welche sich gegenwärtig im Atelier Viktor Tilg-
ners entsaltet Nicht nur viele Aufträge im Porträtfach,
sondern auch solche zu größeren monumentalen Arbeiten
wurden dem Künstler in letzter Zeit erteilt. So hat Tilgner
im Auftrage seiner Majestät des Kaisers von Österreich eine
Brunnengruppe modellirt, welche zur Zierde eines großen
freistehenden Bassins vor dem kaiserlichen Schlosse zu Jschl
bestimmt ist. Die äußerst reizvolle Komposition zeigt in der
mittleren Gruppe vier Putten, die sich auf einer felsigen
Erhöhung um einen großen Fisch spielend bewegen; dieser
hat seinen Kopf nach aufwärts gekehrt und wird den mitt-
leren Strahl des Springbrunnens entsenden. Zu beiden
Seiten soll je eine kleine Gruppe sich anschließen, gebildet
von einem Fisch und einer Kindersigur. Das Ganze ist zur
Aussührung in weißem Laaser Marmor bestimmt, mit Aus-
nahme der Felssn in der Mittelgruppe. Die Felsen sollen
aus dunklerem Sandstein hergestellt werden. Vorbereitet
wird schon das Thonmodell in der sür die Ausführung be-
stimmten Größe, welche für eine Kindergestalt etwa 1,3 Meter
betragen wird. Eine zweite monumentals Aufgabe ward
Tilgner in dem Denkmal des im Laufe des Jahres ver-
storbenen Herzogs August von Sachsen-Koburg-Gotha zu teil.
Der Herzog soll, so lautet der Auftrag, als ungarischer
General in adorirender Attitude dargestellt werden. Tilgner
hat einstweilen eine kleine Skizze gefertigt. Diese zeigt den
Herzog, wie er sich mit dem rechten Knie auf ein Polster
niedergelassen hat, welches auf einer kleinen Erhöhung von
zwei Stufen liegt. Das linke Bein ist leicht gebeugt. Das
emporgerichtete Antlitz und die auf die Brust gelegts Rechte
verleihen der Fiqur noch bestimmter den Charakter der Andacht.
Die Linke hält den Kalpak zur Vervollständigung der vor-
geschriebenen Uniform. Ein Engelchen von anmutigster Be-
wegung hält zur Rechten des Herzogs ein Schild. welches
auf dem Polster aufsteht und für die Aufnahme des herzog-
lichen Wappens bestimmt ist. Ein mehrfach in Falten ge-
legter Teppich belebt die Stufen, auf welchen zunächst das
Ganze aufgebaut ist. Dis Figuren sollen in Lebensgröße
in Carraramarmor ausgeführt werden. Beim Sockel wird
dunkles Material in Anwendung kommen. Jm Auftrage des
österreichischen Unterrichtsministeriums hat Tilgner eine Büste
Weyprechts, des Nordpolfahrers, modellirt, welche aus Laaser
Marmor in 2'/^ Lsbensgröße gemeißelt wird. Man ist gegsn-
wärtig mit der Anfertigung des Thonmodells befchäftigt.
Die Skizze zu einem Postament für diese Büste zeigt eine
Säule im Geschmack der Renaissance, deren Schaft unten
links und rechts mit Schisfsteilen verziert ist, an der Vorder-

seite ein ovales Schild für die Jnschrift trägt und oben durch
ein Gehänge von Blättern, Blumen und Bändern belebt
wird. — Schon der Vollendung entgegen geht die Kolossal-
figur des Rubens, die zum Schmuck des erweiterten Wiener
Künstlerhauses bestimmt ist. Der berühmte Meister steht
aufrecht vor uns, unbedeckten Hauptes, und stemmt die Rechte,
welche den breitkrämpigen Hut hält, in die Seite; die Linke,
in eleganter Geberds ein wenig erhoben, hält die Handschuhe.
Das Kostüm ist das historische, ein Degen, eine Ordenskette
bilden sein Beiwerk. Hinter der Figur links sehen wir eine
reichverzierte kleine Säule, an welcher die Palette angebracht
ist. Tilgner hat für die Figur des Rubens die Selbstbild-
nisse des Meisters in Wien und München zu rate gezogen.
— Neben diesen größeren Aufträgen beschästigen den Bild-
hauer noch viele Porträtbüsten: Baron Haymerle, Baron
Wertheim, Frau Hermine Wasserburger, Frau Hofsekretär
Mittag, Herr und Frau Mauthner von Markhof und vr.
A. Fuchs sind die Personen, welche Tilgner in letzter Zeit
modellirt hat. Erregt schon die Menge dieser Arbeiten, über
deren Vollendung wir späterhin Bericht erstatten wsrden,
unser Staunen, so wird dieses noch erhöht, wenn wir be-
rücksichtigen, daß unser Register noch nicht vollstündig ist;
auch im österreichischen Museum (Saal XI) finden wir seit
einiger Zeit eine Reihe von reizenden Arbeiten Tilgners aus-
gestellt. Unter diesen sällt besonders die Porträtstatuette
einer jungen Dame im Kostüme des Empire auf. Eine an-
mutige Frauengestalt ist auf einem niedrigen Stuhle sitzend
dargestellt; die Hände, deren eine ein Rosengewinde hält,
sind auf den Schoß gesunken. Die mit niedlichen Schuhsn
bekleideten Füße sind ein wenig gekreutzt.

61. Münster, 17. Oktober 1881. Die Einwohner unserer
Stadt sind in eine gewisse Aufregung dadurch versetzt, daß
vor drei Tagen seitens des Ministers der Abbruch des St.
Lambertiturmes anempfohlen und bereits heuts mit der Ab-
nahms des Hahns und der sonstigen Verzierungen, die den
Helm schmückten, der Ansang gemacht wurds. Der Abbruch
soll vorerst die beiden oberen Stockwerke umfassen, wodurch
leider unsere alte Stadt wieder um eine Zierds ärmer wird,
da gerade diese beiden Stockwerke mit ihrer Kuppelauflösung
eine prachtvolle harmonischs Gliederung aufzuweisen haben.
Hiermit werden zugleich dis welthistorischen eisernen Körbe,
welche einst die Gebeine der Wiedertäufer bargen und mit
diesen vor 350 Jahren an der Südseits des Turmes aufge-
hängt wurden, verschwinden. Der Grund des so schleunigen
Abbruches wird gesucht in den morschen und zugleich schwachen
Fundamentmauern. Alte Risse, denen sich in der jüngsten
Zeit neuere zugesellt haben, durchziehen das Mauerwerk und
einer der alten Risss soll sich neuerdings um 8 Millimeter
geweitet haben. Vor mehreren Jahren wurden die Archi-
tekten Rincklaks, Hertel und Güldenpfennig beauftragt, Pro-
jekte zu einem neuen Lambertiturme auszuarbeiten, die zu
besagter Zeit einige Wochen in der Pfarrwohnung ausge-
stellt waren. Man hat seitdem nichts mehr davon gehört,
bis vor einiger Zeit von seiten des Kirchenvorstandes ein
an den Minister gesandter Plan, welcher vom Architekten
Hertel hsrrührte, unrevidirt zurückgeschickt, dagegen ein Plan
des Architekten Nordhoff, der sich enger an die vorhandenen
Formen anschließt, sich auch in der Bürgerschaft vielseitigen
Beifall erwarb, vom Ministerium als „beachtenswerteGrund-
lage" für den Wiederaufbau des Turmes empfohlen wurde.
Jnfolgs dieser Vorgänge hat sich nun ein Baukomits,
bestehend aus Mitgliedern des Kirchenvorstandes, einigen
Magistrats- und Gemeindemitgliedern, gebildet, welche den
obengenannten Architekten Hertel als sachkundiges Mitglied
zugezogen haben.

O Staatsausträge. Die Bildhauer Max Kruse in
Berlin und Joseph Tüshaus in Düsseldorf haben von der
Königl. Staatsregierung den Auftrag erhalten, zwei auf
der äkademischen Kunstausstellung in Gipsmodell befindliche
Statuen in Marmor auszuführen. Die des ersteren stellt
einen Marathonkrieger dar, der eilenden Laufs nach Athen
die Siegesnachricht bringt, um dann tot zusammenzustürzen,
die des anderen den Märtyrertod des h. Sebastian.

Das Moltke-Denkmal, welches Fritz Schaper für Köln
geschaffen, wurde am 28. Oktober feierlich snthüllt und von
seiten des Komitss der Stadt Köln überwiesen. Auf einem
 
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