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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0039

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Kunsthistorisches. — Kunstunterricht und Kunstpflege.

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crblickto in Mailand das Licht der Welt. machts unter seinem
Vater Gaetano Monti seine Studien und erhielt schon als
Knabe die goldene Medaille der kaiserlichen Akademie seiner
Vaterstadt für eine Gruppe, welche „Alexander. den Buce-
phalus zähmend" darstellt. Sein nächstes größeres Werk.
„Ajax verteidigt den Leichnam des Patroklus", stellte er als
zwanzigjähriger Jüngling aus. Von 1838—1842 weilte er
in Wien und von 1842—1847 war er mit mehreren zur
Verschönerung Mailands bestimmten Gruppen beschäftigt. Jm
letzterwähnten Jahre kam er nach England, wo seine vom
Herzog von Devonshir« beftellte Statue „Die verschleierte
Vestalin" hohes Lob erntete. Nach Mailand zurückgekehrt.
schloß er sich der Volkspartei an und wurde 1848 als einer
der Führer der Nationalgarde in einer Mission in das Haupt-
quartier Karl Alberts gesandt. Nach dem traurigen Ergebnis
des kurzen Feldzuges von 1848 flüchtete Monti nach England.
das er seitdem mcht mehr verlassen hat. Zu seinen besten
Werken. die er auf englischem Boden schuf, zählen außer den
bereits erwähnten „Die angelnden Schwestern" und „Eva
nach dem Falle". Den Krystallpalast in Spdenham zieren
Modelle seiner Statuen „Jtalien", „Wahrheit" und „Eva"
sowie zwei mit symbolischen Figuren geschmückte Fontänen.

Aunsthistorisches.

Ausgrabung i» Schweden. Vor Kurzem ist beim Dorfe
Bufarfre'auf Gotland ein Fund von Altertümern ge-
macht worden, welcher cinen hernorragenden Platz unter
den kostbaren Schätzen des Mittelalters im Nationalmuseüm
zu Stockholm einnehmen wird. Wie der Reichsantiquar
Hildebrand in Stockholm schreibt, besteht der Fund aus un-
gefähr 2/4 Pfund Gold und 6—7 Pfund Silber und umsaht
folgende Sachen: u) vier niedrige silberne Schalen mit zum
Teil erhöhtem Boden und verziert mit gravirteu Bildern von
St. Olaf, Evangelisten und Aposteln, phantastischen Tieren,
dem Lamm ,nit her Kreuzfahns (Gotlands Wappcn) u. s. w.;
diese Schalen, von denen die eine zugleich eine gotländische
Jnschrift trägt, sind vom Anfang des 14. Jahrhunderts;
b) eine größers silberne Schale auf niedrigem Fuß mit Tier-
und Pflanzenornamenten, wahrscheinlich aus dem 12. Jahr-
hundert; o) drei silberne Schalen auf höherem Fuß, reich
verziert, vermutlich aus einer etwas späteren Zeit; ä> eine
Schale aus dickem Silber mit Ornamenten orientalischen Ge-
präges, auf dem Grunde eine kabbalistische Runeninschrift;
s) sieben silberne Löffel, davon einer mit Namen in Runen;
k) drei Armbänder und mehrere Fingerringe mit Perlen,
Ketten, Edelsteine, Stücke eines silberbeschlagenen Gürtels,
eine Schnalle mit stark erhabenen hübschen Figuren, eine
Kette mit Schloß, alles von Silber; ^) ein Armring von
feinen verschlungenen Drähten aus feinstem Golde, zwei
gleiche Spangen aus hellem Golde, zwei große prachtvolle
Brakteaten, dünne auf der eiuen„Seite mit der feinsten Fili-
granarbeit geschmückte und mit Öhren versehene Medaillen,
sowie 17 kleinere, alle von Gold; zwei hübsche Behangge-
schmeide mit gefaßten Steinen und Perlen. Außerdem wurden
eine Menge Halsbandperlen gefunden, teils von Gold, teils
von Silber, m denselben ausgesucht geschmackvollen Formen
und in der gleichen feinen Arbeit, wie diejenigen, welche im
Jahre 1868 zusammen mit einer Menge anderer Kostbar-
keiten in Fölhagen, Kirchspiel Björk auf Gotland, gefunden
wurden. Obige Gegenstände sind Ende August von einem
Bauern, der einen Graben anlegte, einen halben Fuß unter
der Erde gefunden worden und scheinen in einem Holzschrein
gelegen zu haben, von welchem sich jedoch außer einigen
Stücken vom Eisenbeschlag und vom Schloß nichts mehr
vorfand. Eine Silberplatte, worauf das Siegeslamm Got-
lands eingravirt ist, wurds etwas später an der gleichen Stelle
gesunden; sie scheint als Verzierung des gedachten Schreines
gedient zu haben.

Aunstunterricht und Aunstpflege.

Kunstgewerbemuseum in Berlin. Jn der statuten-
mähigen Gcneralversammlung der Mitglieder des Kunstqe-
werbemuseuinz zu Berlin, die am 29. v. Mts. — und zwar
zum erstenmal iin Hörsaal des neuen Hauses — uuter dem
Vorsttz des Ministerialdirektors Greiff stattfand, wurden nach
Erstattung des ^iahresberichts durch den Direktor der Samm-
lung Prosessor Or. Lessing die ausscheidenden Vorstands-

witglieder Gewerberat v. Stülpnagel, Bildhauer Sußmann-
Hellborn, Geheimer Regierungsrat Or. Wehrenpfennig und
Fabrikbesitzer vr. M. Weigert, sowie als Mitglied des
Prüfungsausschusses Herr Ä. Leo und als Stellvertreter
desselben Herr F. Reichenheim durch Acclamation wiederge-
wählt. Der Bericht über das abgelaufene Jahr durfte mit
freudiger Genugthuung auf die Vollendung des für das
Museum errichteten monumentalen Gebäudes und auf den
damit bezeichneten wichtigen Abschnitt in der Geschichte des
Jnstitutes hinweiseu, um nach einsm kurzen Rückblick auf
die unschsinbaren Anfänge, aus denen es zu seiner jetzigen
Bedeutung emporgewachsen ist, in großen Zügen die Gliede-
rung des neuen Hauses zu schildern. Von den stattlichen
Räumen desselben sind die des zweiten sowie die der Nord-
front des ersten Stockwerks der Unterrichtsanstalt zugewiesen.
Die Nordfront des Erdgeschosses nebst den anstoßenden
Teileu der beiden Seitenfronten werden nach Osten hin von
der Verwaltung, nach Westen von der Bibliothek mit ihrem
ansehnlichen Lesesaal eingenommen. Jn den gesamten übrigen
Sälen des Erdgeschossss und der ersten Etage sowie in den
Galerien des großen, durch zwei Stockwerke hindurchreichen-
den mittleren Lichthofes endlich vermag sich die Sammlung
nach allen Seiten hin frei zu entfalten, und in einem zweckent-
sprechend eingerichteten Zimmer wird auch die in ihrem Reich-
tum bisher nur wenigen bekannte Abteilung der Textilindustris
in einer den Kupferstichkabinetten ähnlichen Aufstellung dem
beguemen Studium zugängig gemacht. Ein für vorüber-
gehende Ausstellungen bestimmter großer Saal ist bis zur
Vollendung des benachbarten Neubaues des ethnologischen
Museums der Schliemannschen Sammlung eingeräumt; dem
ihm zugedachten Zweck wird dafür bis auf weiteres der
großs Lichthof dienen, in welchem zunächst die mehrfach er-
wähnte, mit allem Zubehör von Apparaten und Katalogen
in Begleitung von Beamten des South-Kensington-Museums
aus England hergesandte indische Sammlung ihren Platz
fiudet, um gleichzeitig mit dem Museum am 2l. November
erösfnet zu werden. Die Vorbereitungen sür den Umzug in
dieses neue Gebäude und die abgeschlossene Bewerkstelligung
desselben haben die Thätigkeit des Museums während des
abgelaulenen Jahres in erster Linie beansprucht. Eine
wesentlichs Änderung in den Verhältnissen des Jnstituts ist
währenddessen nicht eingetreten. Der königlichen Staats-
regierung hat es außer dem regrlmäßigen Zuschuß von
120 000 Mark und der Gewährung von Stipendien an durch-
schniitlich 14 Schüler der Unterrichtsanstalt im Gesamtbetrage
von 1V ÜÜ0 Mark eins Reihe wertvoller Überweisungen, dar-
unter auch eine stattliche Kollektion im Auftrage dcr Regie-
rung in Jtalien und in Athen erworbener Gipsabgüsse,' zu
danken. Die Erträge der städtischen Friedrich-Wilhelms-
Stiftung, die von 1882 an ausschließlich für Sammlungs-
ankäufe Verwendung finden werden, sind auf etwas über
15 000 Mark gestiegen. Die Zahl der Jahresmitglieder hat
sich infolge der Erhöhung der Staatszuschüsse auf 228 mit
Bsiträgen von zusammen 4338 Alark vermindert; die der
118 ständigen Mitglieder ist unverändert geblieben. Aus
den etatsmäßig zur Verfügung stehenden Mitteln hat das
Museum für die Vermehrung der Sammlung in fast sämt-
lichen Abteilungen derselben 23 000 Mark, auf die der Gips-
abgüsse, für die der bisherige Raum außerordentlich beschränkt
war, nur etwa 300 Mark, auf die der Bibliothek 1600 Mark
verwendet, wozu 700 Mark für weitere Originalausnahmen
kunstgewerblicher Gegenstände hinzukommen Die Unter-
richtsanstalt vsrabfolgte an durchschnittlich 460 Schüler pro
Quartal im Laufe des Schuljahrs zusammen 2212 Karten
gegen Zahlung von rund 17 500 Mark, denen an Unterrichts-
kosten rund 48000 Mark gegenüberstehen. Jn der Abgabe
vonGipsabgüssen und Photographien kunstgewerblicher Gegen-
stände sowie in der mit der permanenten Bauausstellung
gemeinsam durchgeführten Veranstaltung der Weihnachtsmesse
und der alljährlichen kunstgewerblichen Konkurrenz, für die
diesmal 6 Aufgaben mit Preisen von zusammen 4600 Mark
ausgeschrieben wurden, hat das Museum seine gewohnte
Thätigkeit nach außen hin unverändert fortgesetzt. Einen
schweren Verlust endlich bsklagt es in dem Tode zweier seiner
verdientesten Vorstandsmitglieder, des Professors Gropius
und des Kommerzienrats Vollgold, von denen ersterer der
Erbauer des neuen Hauses, dem Museum seit seiner Be-
gründung im Jahre 1866 angehörte.
 
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