Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

DOI Heft:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0075

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
145 Kunsthandel. — Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischts Nachrichten.

146

Aunsthandel.

H. Nachdildung Tanagräischer Terrakotten. Der Kunst-
händler Fritz Gurlitt in Berlin, Unter den Linden 13, hat
sechs der anmutigsten tanagräischsn Thonfiguren des Ber-
liner Museums durch die Bildhauer Ast und Rosse auf das
sorgfältigste nachmodelliren und in Terrakotta vervielfältigen
lassen, um diese reizvollen Schöpfungen altgriechischer Klein-
plastik auch den weiteren Kreisen der Kunstliebhaber für einen
mäßigen Preis zugänglich zu machen. Auf Grund der an
den Originalen noch reichlich vorhandenen Farbenspuren ist
die ursprüngliche Färbung in diskreter Weise hergestellt
worden, so daß man ein vollständiges Bild von dem lieb-
lichen Eindruck gewinnt, den die Öriginale in unberührter
Schönheit hervorriefen. Es sind vier sitzende und zwei
stehende Figuren auf schwarzpolirtem Sockel, für den Tisch,
sür den Kaminsims des Salons ebenso sehr geeignet wie für
den Schreibtisch der Studirstube. Trotz des Umstandes, daß
von den Originalen keine Form genommen werden konnte,
sondern ein Modell geliefert werden mußte, ist der Preis ein
sehr mäßiger.

personalnachrichten.

Dem Bildhauer Louis Sußmann-Hellborn ist die arti-
stische Leitung der königlichen Porzellanmanufaktur zu Berlin
übertragen worden. Derselbe hat bei diesem Anlasse das
Prädikat „Professor" erhalten, eine Ehre, die zu gleicher Zeit
dem Genremaler Wassiliz Timm in Berlin zu 'teil wurde.

5ammlungen und Ausslellungen.

I?. 0. 8. Kunstausskcllung in Nom. Das Exekutivkomits
sür die in Rom 1882/83 abzuhaltende „Lsxosirions äi deils
srti" erläßt unterm 14. November auch einen Aufruf an
die fremden Künstler, gleichviel ob sie in Rom oder aus-
wärts wohnen, zur Beschickung dieser ersten Ausstellung der
Hauptstadt, mit welcher der noch im Bau begriffene Aus-
stellungspalast in der Via Nazionale eröffnet werden soll.
Seitens des Ministeriums des öffentlichen Unterrichts ist dazu
in Aussicht gestellt, daß besonders hervorragende Leistungen
angekauft werden, um damit den Anfang zu einer National-
galerie für moderne Kunst zu machen. Die näheren Be-
stimmungsn werden inKürze öffentlich bekannt gemachtwerden.
An der Spitze desKomitö's stehen der Principe Don Emanuele
Ruspoli und der Präsident der ^oenäeiiiia cli 8. I-uou,
Architekt Prof. Comm. Francesco Azzurri.

I?. 0. 8. Nationalmonument für Viktor Emanuel II. in
Nom. Die königliche Kommission hat eine Bekanntmachung
erlassen, der zufolge die Ausstellung der eingegangenen Pro-
jekte wegen der nötig gewordenen Zu- resp. Aufbauten am
Ansso Mvlogioo aZrario in der Via Santa Susanna erst
Mitte Dezember eröffnet werden kann, und alsdann 3—4
Monate offen bleiben wird. Unter den nahezu 30V Konkur-
renzprojskten ist die Künstlerschaft Gesamt-Jtaliens natürlich
am zahlreichsten vertreten, das Ausland nicht in dem Maße,
wie man erwartet hatte.

Oermischte Nachrichten.

I?. 0. 8. Aus der Medicäerkapelle. Die lang ventilirte,
schwierige Frage der Beschasfung eines mit dem Ganzen
harmonirenven Fußbodens für die Medicäerkapelle in S.
Lorenzo ist endlich gelöst worden. Dem technischen Komits
für die Galerien und Museen in Florenz, in welchem der
Comm. Donati den Vorsitz führte und dem unter anderen
Duprs, De Fabris, Bellucci, Ciseri und Milanesi angehören,
hat der Cav. Edoardo Marchionni, der Direktor des Opi-
ficio delle Pietre dure, ein Projekt vorgelegt, welches den
Beifall aller gefunden, so daß das Ministerium des öffent-
lichen Unterrichts die Ausführung unverzüglich genehmigte.

8. Urchäologjsche Gesellschaft in Berlin. Bei der am
I. November erfolgten Wiederaufnahme der regelmätzigen Zu-
sammenkünfte begrüßte der Vorsitzende, Herr Curtius, die
zahlreich erschienenen Mitglieder und legte darauf an einge-

gangenen Schriften die folgenden vor: Geschichte des Cister-
zienserklosters Eldena, vom Vorstande des rüg.-pommer.
Geschichtsvereins; Wieseler, Denkmäler der alten Kunst,
2. Bearb., 3. Heft; ksrrot sb OUixisr, List. äs I'arb s-n-
tigins, livr. 1; 1878—1879; Schliemann, Or-

chomenos; ders., Reiss in Troas; Nicolaides, l'IIiaäs st
la topoArupIiis; Hercher, Homerische Aussätze; Robert,
Bild und Lied; lournnl ok Irsllsnio stuäiss, April 1881;
Heuzey, oliar äs Uaeolius; d ers., tsts oasguös; Gherardo
Ghirardini, statua arouieu; Rohault de Fleury, la
lussss, livr. 1; Borrmann, lasti oiv. Dsuronisnitanas;
Paccard, inorulitz- anä rsIIZion ottlis 6resos; Jmhoof-
Blümer, Chalkidische Silberwährung; Schreiber, Fund-
berichte von Flam. Vacca; Schippke, äs sxsoulis otrns-
ois; Gilbert, Griechische Staatsaltertümer. — Sodann
sprach derselbe über die Entwickelung der Gruppenkomposition
in der antiken Plastik. Von besonderer Bedeutung für die-
selbe seien die Denkmäler von Olympia. Dies wurde im
einzelnen an einem im Novemberheft der Westermannschen
Monatshefte veröffentlichten Holzschnitt nachgswiesen, der
zum erstenmal die besterhaltene Gruppe des Westgiebels mit
einer in allen Hauptxunkten zweifellosen Restauration (im
Maßstabe von 1:20s zur Anschauung bringt.—Herr Tren-
delenburg legte die neu erschienene Tafel des von E. v. d.
Launitz begonnenen, dann von A. Michaelis und jetzt von
dem Vorträgenden fortgesetzten Werkes: „Wandtafeln zur
Veranschaulichung antiken Lebens und antiker
Kunst" (Verlag von Th. Fischsr in Kassel) vor, welche drei
Figuren nach Polyklet, den Doryphoros, Diadumenos und
die Amazone enthält. Die technische Ausführung der Tafel,
welcher die Zeichnung eines Schülers des Historienmalsrs
Herrn Knigge zu Grunde liegt, fand lebhaften Beifall. Die
Figuren gaben dem Vortragenden Veranlassung, auf einige
von Plin'ius aufbewahrte Urteile über Polyklets Kunstcharak-
ter einzugehen und zunächst das proxrinin Bol^olsti sst
uno orurs ut insistsrsut sißna sxovKitasss gegenüber
neuerdings aufgctauchten Zweifeln als völlig glaubwürdig
nachzuweisen, da die gegen Polyklets Eigentumsrecht an dieser
Erfindung geltend gemachte Stellung der Athena Parthenos
des Phidias deshalb nichts beweise, weil sie voll bekleidet
und ihre Stellung von dem „mit nur einem Beine Auf-
treten" der Polykletischen Figuren sehr weit entsernt sei.
Demnächst wurde der Begrisf des guatratuin (rkrp«/curor)
namentlich auf Grund einer Stelle der Physiognomik des
Aristoteles als des „Abgewogenen, Abgezirkelten, zwischen
dem zu viel und zu wenig die Mitte Haltenden" fixirt, und
endlich die viel gedeuteten Worte äiaäunisnuin niollitsr
iuvsneni äor^plioruni virilitsr pusrum unter Hervorhebung
der epigrammatischen Pointe dahin erklärt, daß damit gar kein
Gegensatz, wie man bisher geglaubt hat, sondern dieselbe Sache
ausgedrückt sei, insofern der Begriff xusr (nicht „Knabe"
sondern „junger Mann") durch den Zusatz virilitsr ebenso
zur Grenze des iuvsnis hinauf-, wie der Begriff iuvsnis durch
das mollitsr zur Grenze des xusr hinabgerückt werde. —
Herr Borrmann sprach über das Erechtheion; er begann
mit dem vor der Westfront des Tempsls belegenen Pandro-
seion und suchte zunächst den Standort des der Tradition
nach dort befindlichen Ölbaumes der Atheua vor dem kleinen
westlichen Eingange und in Verbindung mit einer von
Bötticher entdeckten Wasserleitung zu fixiren; besprach hierauf
die südlich davon an den Bau stoßende Terrasse, von der er
nachzuweisen suchte, daß sie nicht an ihrer jetzt gewaltsam
koupirten Nordseite, nach Analogie der an der Nordostecke
des Heiligtums entdeckten Freitreppe, stufenförmig abge-
schlossen war. Zur nördlichen Vorhalle übergehend stellte
Redner das Vorhandensein einsr bereits von früheren For-
schern vermuteten Öffnung im Fußboden über den dort sicht-
baren Felsmalen fest. Das Jnnere des Tempels betreffend,
so wurde die zuerst von Bötticher behauptete Zweistöckigkeit
desselben als technisch unerweislich konstatirt und die drei
nebeneinander liegenden Räume als der Höhe nach ungeteilt
angenommen. Wichtig war der Nachweis einer Öffnung im
südlichsten Metakionion der durch Halbsäulen gegliederten
Westwand des Tempels neben den drei seit Stuart und Revett
bekannnten Fenstern der mittleren Jnterkolumnien, wodurch
eine Stelle der bekannten Bauinschrift des Erechtheion, die
ausdrücklich von vier Öffnungen spricht, ihre Bestätigung er-
hält. Zum Schlusse berührte Redner die noch immer nicht
 
Annotationen