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Monumentale Plastik in Kassel.
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Die Musen sanden sich auch ein, ciber die Beschützerin
ließ leider auf sich warten, wie ja das in unserem kalten
Norden häufig zu geschehen Pflegt. Das Haus sollte
ursprünglich teils künstlerischen Zwecken dienen, teils
cin allgcmeiner Sammelpnnkt für die geistigen Ele-
nicntc der Stadt werden. Allein es wollte nicmals
recht gedeihcn. „Den Mittelpunkt hätten wir", be-
merkte damals nach Vollendung des Gebäudes ein
Witzbold, „es sehlen nur die geistigen Elemente". Wenn
man nun auch letzteres nicht ganz einräumen kann, so
war es doch Thatsache, das; sich das Haus nicht rcn-
tirte und infolgedessen in dcn Besitz der Stadt übcr-
ging, welche Schullokale hinein verlegte und oben
darauf an Stelle der Minervagruppe ihr Wappen
sctztc. Hossentlich sokl hicrmit zugleich angcdeutet sein,
daß dic Muscn auch nnter dicsem Zeichcn, wenn nicht
siegen, so doch beschützt werden sollen. Die Kunst selbst
wird in dem Hause nur noch durch den Kunstverein
rcpräsentirt, der scinc permanente Ausstellnng in cincm
zn diescm Zwcck reservirtcn Oberlichtsaal abhält. Die
Stadt selbst hat sich an der Fvrdcrung der KUnstc
dadurch bcteiligt, daß sie einem früheren verdienten
Obcrbürgcrmeister auf cincm öffcntlichen Platz cin
Denkmal (Büste) errichten ließ. Nun eignen sich aber
bekanntlich Büsten nicht gut sür öffentliche Plätze und
gchörcn in geschlossene oder halbgcschlossene Räumc, nnd
so ist, wiewohl die Büste an sich cin trcffliches Werk
ist, auch dieses Mvnumcnt ein halb verfchltes. Zudcui
hatte man es mit eincm Zicrgärtchcn nnd dem nnver-
mcidlichen Gitter umgeben, so daß die ganze Anlage
namcntlich inmitten des Jahrmarktgewühls (sogen.
Messe), welches sich jährlich zwcimal hier abspielt, seltsam
genug erscheint. Die Umgebung des Dcnkmals soll, wie
man hört, demnächst in entsprechcnder Weise umge-
staltet werdcn. Ein unserer Stadt zur Zierde ge-
reichendes öffentliches Monnmcnt ist dagegen der neue
Springbrunnen (Löwenbrunnen) am Ständeplatz, wel-
cher von cinem ungcnannt sein wollenden Landsmann
gestistet und von Prof. Schneider hicrim Rcnaissance-
stil ausgeführt wordcu ist. Vicr Flußfigurcn, wclche
den hervorragenden Plastischen Schmnck des Brunnens
bilden, sind vvn Echtermeier in Drcsdcn modellirt.
Da wir vielen anderen Städten gegenüber an monu-
mcntalen Brunnenanlagen sehr arm sind, obschon die
nvtige Wafiermenge gewiß leicht zu beschaffen wäre/
so wäre es wünschenswert, wenn iu dieser Richtung
noch mehr geleistet wcrden könnte. Es verdient daher
auch Anerkennung, daß man damit umgcht, einen seit-
her im sogen. Renthof befindlichen halb verfallenen
Brunncn aus der Rcnaissancezeit zu rcstauriren und
an geeigneter Stelle wieder aufzustellen. Nachdem wir
in Beziehung auf eigentliche Standbildcr lange Zeit
von der Vergangenheit gezehrt haben (Denkmal Fried-
richs II. von Nahl nnd das des Landgrafen Karl von
Eggers) konzentriren sich gegenwärtig die monumen-
talen Bestrebungen unserer Stadt hauptsächlich aus
Errichtnng des Spohrdenkmals, welches, schon vor
Jahren projektirt, nun endlich bald zur Aufstellung ge-
langen soll. Dasselbc wird in ganzer Figur in Bronzc
ausgeführt und ist von Hartzer in Berlin modellirt.
Der Künstler hat Spohr an einem Notenpult stehend
dargestellt, unter dem linkcn Arm die Gcige, die Rcchte
erhoben wie zum Dirigiren. Letztere Bewegung giebt
dem Ganzen etwas Unruhiges und ist auch ganz iibcr-
flüssig. Daß Spohr nicht nur ein großer Künstler,
sondern ein cbcnso bedcutender Dirigent war, weiß
man ja zur Genügc. Dcr, wie es scheint, nach guten
Vvrbildern modellirte Kopf erscheint, nach ciner Phvto-
graphie des Modclls zu schließcn, rccht lebensvoll, dic
Figur an sich aber etwas zu schlank. Das Denkmal
sok auf dem Opernplatz crrichtet werden, nnd die Art
nnd Weise sciner Ausstellung hat viel Kopfzerbrechen
veranlaßt. Der Platz an sich eignet sich vortrefflich
dazu, da cr von beiden Sciten von Architektnr sym-
mctrisch begrenzt nnd nach hintcn von cinem palast-
artigen Privatgebäude älteren Stils abgeschlossen wird.
Letzteres liegt etwas erhöht, und der Vorplatz des-
selben ist durch eine mit Urnen geschmückte Rampe nach
dcm tiefer licgenden Platz hin in schöner Weise abge-
schlossen. Nun war es ursprünglich die Absicht, das
Monument in die Mitte dieser Rampe zu stellen und
es zugleich in Verbindung mit cinem daselbst befind-
lichen Brunnen zu bringen. Bei der unlängst vorge-
nommenen Probcanfstellung zeigte cs sich jedoch, daß
dicscr Standpnnkt für das Monnmcnt viel zu hoch
ist, und man hat daher beschlossen, dasselbe inmitten
des Platzes sclbst anfzustellcn, woselbst scinc Wirkung
cinc ungleich schöncre sein wird. Letzterer Standpunkt
bietet zuglcich den Vorteil, daß die RUckseite des schönen
Platzes, jencs Gebände, welches mitsamt seiner Rampe
cin einheitliches Ganzc bildct und zugleich eine der
wcnigen ansehnlichen Privatarchitekturcn unserer Stadt
ist, unberllhrt blcibt. Hoffentlich wird auch dicscS
Mvnument bald Nachfolge finden, denn wir haben den
Manen berühmtcr Mitbürger noch manche Schuld ab-
zutragen. Vor allcm würde zunächst den Gebrüdcrn
Grimm, die so lange hier lebten und wirkten, ein
Würdiges Denkmal zu setzen sein. Was endlich noch
die plastische Ausschmückung des Treppenhauses unserer
neuen Bildcrgalerie betrifft, von welcher schon früher
die Rede war, so sieht dieselbe durch Aufstellung von
vier weiteren Länderstatuen ihrer Vollenduna noch ent-
gegen. Modellirt und in Marmor ausgesührt von
unsereni Landsmann Eckitermeier in Dresden, werden
dieselben Jtalien, Deutschland, die Niederlande und
Spanien darstellen, während die Griechenland, Rom,
Monumentale Plastik in Kassel.
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Die Musen sanden sich auch ein, ciber die Beschützerin
ließ leider auf sich warten, wie ja das in unserem kalten
Norden häufig zu geschehen Pflegt. Das Haus sollte
ursprünglich teils künstlerischen Zwecken dienen, teils
cin allgcmeiner Sammelpnnkt für die geistigen Ele-
nicntc der Stadt werden. Allein es wollte nicmals
recht gedeihcn. „Den Mittelpunkt hätten wir", be-
merkte damals nach Vollendung des Gebäudes ein
Witzbold, „es sehlen nur die geistigen Elemente". Wenn
man nun auch letzteres nicht ganz einräumen kann, so
war es doch Thatsache, das; sich das Haus nicht rcn-
tirte und infolgedessen in dcn Besitz der Stadt übcr-
ging, welche Schullokale hinein verlegte und oben
darauf an Stelle der Minervagruppe ihr Wappen
sctztc. Hossentlich sokl hicrmit zugleich angcdeutet sein,
daß dic Muscn auch nnter dicsem Zeichcn, wenn nicht
siegen, so doch beschützt werden sollen. Die Kunst selbst
wird in dem Hause nur noch durch den Kunstverein
rcpräsentirt, der scinc permanente Ausstellnng in cincm
zn diescm Zwcck reservirtcn Oberlichtsaal abhält. Die
Stadt selbst hat sich an der Fvrdcrung der KUnstc
dadurch bcteiligt, daß sie einem früheren verdienten
Obcrbürgcrmeister auf cincm öffcntlichen Platz cin
Denkmal (Büste) errichten ließ. Nun eignen sich aber
bekanntlich Büsten nicht gut sür öffentliche Plätze und
gchörcn in geschlossene oder halbgcschlossene Räumc, nnd
so ist, wiewohl die Büste an sich cin trcffliches Werk
ist, auch dieses Mvnumcnt ein halb verfchltes. Zudcui
hatte man es mit eincm Zicrgärtchcn nnd dem nnver-
mcidlichen Gitter umgeben, so daß die ganze Anlage
namcntlich inmitten des Jahrmarktgewühls (sogen.
Messe), welches sich jährlich zwcimal hier abspielt, seltsam
genug erscheint. Die Umgebung des Dcnkmals soll, wie
man hört, demnächst in entsprechcnder Weise umge-
staltet werdcn. Ein unserer Stadt zur Zierde ge-
reichendes öffentliches Monnmcnt ist dagegen der neue
Springbrunnen (Löwenbrunnen) am Ständeplatz, wel-
cher von cinem ungcnannt sein wollenden Landsmann
gestistet und von Prof. Schneider hicrim Rcnaissance-
stil ausgeführt wordcu ist. Vicr Flußfigurcn, wclche
den hervorragenden Plastischen Schmnck des Brunnens
bilden, sind vvn Echtermeier in Drcsdcn modellirt.
Da wir vielen anderen Städten gegenüber an monu-
mcntalen Brunnenanlagen sehr arm sind, obschon die
nvtige Wafiermenge gewiß leicht zu beschaffen wäre/
so wäre es wünschenswert, wenn iu dieser Richtung
noch mehr geleistet wcrden könnte. Es verdient daher
auch Anerkennung, daß man damit umgcht, einen seit-
her im sogen. Renthof befindlichen halb verfallenen
Brunncn aus der Rcnaissancezeit zu rcstauriren und
an geeigneter Stelle wieder aufzustellen. Nachdem wir
in Beziehung auf eigentliche Standbildcr lange Zeit
von der Vergangenheit gezehrt haben (Denkmal Fried-
richs II. von Nahl nnd das des Landgrafen Karl von
Eggers) konzentriren sich gegenwärtig die monumen-
talen Bestrebungen unserer Stadt hauptsächlich aus
Errichtnng des Spohrdenkmals, welches, schon vor
Jahren projektirt, nun endlich bald zur Aufstellung ge-
langen soll. Dasselbc wird in ganzer Figur in Bronzc
ausgeführt und ist von Hartzer in Berlin modellirt.
Der Künstler hat Spohr an einem Notenpult stehend
dargestellt, unter dem linkcn Arm die Gcige, die Rcchte
erhoben wie zum Dirigiren. Letztere Bewegung giebt
dem Ganzen etwas Unruhiges und ist auch ganz iibcr-
flüssig. Daß Spohr nicht nur ein großer Künstler,
sondern ein cbcnso bedcutender Dirigent war, weiß
man ja zur Genügc. Dcr, wie es scheint, nach guten
Vvrbildern modellirte Kopf erscheint, nach ciner Phvto-
graphie des Modclls zu schließcn, rccht lebensvoll, dic
Figur an sich aber etwas zu schlank. Das Denkmal
sok auf dem Opernplatz crrichtet werden, nnd die Art
nnd Weise sciner Ausstellung hat viel Kopfzerbrechen
veranlaßt. Der Platz an sich eignet sich vortrefflich
dazu, da cr von beiden Sciten von Architektnr sym-
mctrisch begrenzt nnd nach hintcn von cinem palast-
artigen Privatgebäude älteren Stils abgeschlossen wird.
Letzteres liegt etwas erhöht, und der Vorplatz des-
selben ist durch eine mit Urnen geschmückte Rampe nach
dcm tiefer licgenden Platz hin in schöner Weise abge-
schlossen. Nun war es ursprünglich die Absicht, das
Monument in die Mitte dieser Rampe zu stellen und
es zugleich in Verbindung mit cinem daselbst befind-
lichen Brunnen zu bringen. Bei der unlängst vorge-
nommenen Probcanfstellung zeigte cs sich jedoch, daß
dicscr Standpnnkt für das Monnmcnt viel zu hoch
ist, und man hat daher beschlossen, dasselbe inmitten
des Platzes sclbst anfzustellcn, woselbst scinc Wirkung
cinc ungleich schöncre sein wird. Letzterer Standpunkt
bietet zuglcich den Vorteil, daß die RUckseite des schönen
Platzes, jencs Gebände, welches mitsamt seiner Rampe
cin einheitliches Ganzc bildct und zugleich eine der
wcnigen ansehnlichen Privatarchitekturcn unserer Stadt
ist, unberllhrt blcibt. Hoffentlich wird auch dicscS
Mvnument bald Nachfolge finden, denn wir haben den
Manen berühmtcr Mitbürger noch manche Schuld ab-
zutragen. Vor allcm würde zunächst den Gebrüdcrn
Grimm, die so lange hier lebten und wirkten, ein
Würdiges Denkmal zu setzen sein. Was endlich noch
die plastische Ausschmückung des Treppenhauses unserer
neuen Bildcrgalerie betrifft, von welcher schon früher
die Rede war, so sieht dieselbe durch Aufstellung von
vier weiteren Länderstatuen ihrer Vollenduna noch ent-
gegen. Modellirt und in Marmor ausgesührt von
unsereni Landsmann Eckitermeier in Dresden, werden
dieselben Jtalien, Deutschland, die Niederlande und
Spanien darstellen, während die Griechenland, Rom,