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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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209 Todesfälle. — Kunstlitteratur rc. — Konkurrenzen, — Personalnachrichten— Sammlungen und Ausstellungen. 210

Todesfälle.

Gustav Süs, Genremaler in Düsseldorf, ist am 24. De-
zember v. I. im 58. Lebensjahre einem Magenleiden erlegen.

Martin Genslcr, Architektur- und Genremaler starb in
seiner Vaterstadt Hamburg am 15. Dezember v. I. im 71.
Lebensjahre,

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

L. Bilder zur nordischen Mythologie, Durch Frau
Kaiser-Langerhanß hat die nordische Mythologie, speziell
der Jnhalt der Edda eine neue geistvolle Bearbeitung ge-
funden („Odin"), zu welcher P. Fleischer eine Reihe phan-
tasievoller Kompositionen lieferte, Der Bruckmannsche Ver-
lag in München hat dem Ganzen eine glänzende Ausstattung
verliehen, so daß das vorliegende Prachtwerk besonders ge-
eignet erscheint, demLaien die Grotzartigkeit der Sagen von
Odin und seinen Genossen anschaulich nahe zu bringen. Es
darf als ausgemacht gelten, daß die Figuren jener Gott-
heiten sehr hohen poetischen, sehr geringen plastischen Wert
haben; den Maler werden sie eher durch die Fülle der Ge-
stalten und den üppigen Reichtum an echt poetischen Moti-
ven in Verlegenheit setzen als durch das Gegenteil. Die
bildliche Ausstattung besteht in zwölf photolithographischen
Blättern und einer großen Menge von Vignetten, Eine An-
zahl der Kompositionen können in ihrsr Gesamtauffassung
als vorzüglich gelungen bezeichnet werden, so die Schöpfung
des Lichtes, „Der Tag", „Thor" mit dem Hammer u. a.,
bei manchen macht sich der Nachteil aller Jllustrationswerke
größeren Umfangs geltend, das Gezwungene, Absichtliche,
Jn den Zinkdruckvignetten zeigt sich neben vielem Geistreichen
und Gelungenen bisweilen etwas zu viel nordische Phanta-
sterei, zu der freilich das Thema einzuladen schien. An
Lesern und Liebhabern wird es dem Werke mit dem so zeit-
gemäßen Jnhalte nicht fehlen.

"W. H. G. Gutekunst, Kunsthändler in Stuttg art, hat
einen Lagerkatalog (Nr, 10) mit Preisen herausgegeben, der
eine reiche Auswahl der schönsten Grabstichel- und Schab-
kunstblätter der besten Meister des 18, und 19. Jahrhunderts
enthält. Es sind nur guterhaltens Exemplare aufgenommcn,
und die kostbarsten Blätter^ erscheinen zum größten Teil in
Abdrücken vor der Schrift, So begegnen wir mehreren
Hauptblättern von P. Anderloni, Bervic, A, Boucher-
Desnoyers (darunter Im VisrAe un xoisson nach Raffael),
G, Edelinck (das Hauptblatt, die heil, Familie Franz' I,, vor
dem Wappen Colberts), Forster, G. Garavaglia (dabei Jakob
und Rachel nach Appiani im Remarque-Abdrucki, Th. Hollo-
way (die Tapeten Raffaels), Longhi (dabei die Vision des
Ezechiel nach Raffael und die Magdalena nach Correggio,
letzteres das Privatexemplar des Stechers, der eigenhändig
Verse am Unterrande hingeschrieben hat), E.Mandel (mehrere,
darunter die mit Blumen spielenden Kinder nach Magnus,
der Hirtenknabe nach Pollack, lu delln äi liüiaiio), R.
Morghen (eine reiche Auswahl der schönsten Werke, darunter
Tizians „kuros sonmuiri rnmxsrs", Raffaels Verklärung,
Lionardo's Abendmahl, G, Reni's Aurora u, a ), F. Müllers
Sixtina ror aller Retouche, N. Schiavoni (Tizians Himmel-
fahrt der Maria), M. Steinla (die Madonna des Bürger-
meisters Meyer, nach Holbein), mehrere von R. Strange
(dabei Karl I. mit seinem Pferde, nach van Dyck), eine grotze
Auswahl von Stichen P. Toschi's, die Stanzen von Volpato,
Hauptblätter von I. G, Wille, Woollet u, a, m.

Aonkurrenzen.

Eine Konkurrenz flir ein Zwingli-Denkmal, welches auf
dem Lindenhofe in Zürich errichtet iverden soll, ist für Bild-
hauer aller Länder ausaeschrieben, Die Entwürfe müssen
bis zum 1. Juni d. I, emgeliefert werden. Die Kosten der
Herstellung sollen den Betrag von 80 000 Franken nicht über-
steigen, (S. die Anzeige in dieser Nr.)

personalnachrichten.

Der Bauführer W. Dörpfeld, der vier Jahre lang an
den Ausgrabungen in Olympia mitgewirkt und an der Be-
arbeitung der dabei gewonnenen Resultats thätig gewesen ist,

wurde von der archäologischen Centraldirektion in Berlin dem
archäologischen Jnstitute zu Athen beigegeben, um als Archi-
tekt die Arbeiten desselben fördern zu helfen.

Sammlungen und Ausstellungen.

kAt. Münchener Kunstverein, Seit meinem letzten Be-
richt gelangte manchss Beachtenswerte zur Ausstellung, dessen
ich heute zu gedenken habe, So Toby Rosenthahls „Ein
leerer Platz" und N. Gysis „Schwere Stunden", welche
dasselbe Thema variiren, Bei Rosenthahl sehen wir eine
Familie den Tod der Mutter, bei Gysis den des Gatten und
Vaters betrauern, Beide Arbeiten sprechen durch Tiefe der
Empfindung und Schärfe der Charakterzeichnung gleichmäßig
an, desgleichen durch solide Technik; vom Standpunkte der
Farbengebung dürfte dem Bilde von Gysis der Vorzug ge-
bühren, Beide Künstler haben übereinstimmend die Zeit
gewählt, in der sich die Familien beim Mittagstische zu-
sammenfinden, an dem die hinterbliebenen Gatten in ihrem
Schmerze keinen Anteil nehmen, Adolf Lüben versetzt uns
in seiner „Versteigerung" in die Wohnung eines alten Hage-
stolzes nach seinem Tode, Wildfremde Gesichter drängen
sich jetzt in dem Raume, den er einst wie ein Heiligtum ge-
hütet, und die Haushälterin hat so wenig eine Thräne sür
den Heimgegangenen wie seine beiden Erbinnen, Jm übri-
gen hat der Künstler in seinem steigerungslustigen Publikum
die köstlichsten Typen zur Anschauung gebracht, Auch Jos.
Flüggen ließ uns einen Blick auf die Nachtseite des Lsbens
werfen und rührt unser Herz durch den Anblick einer armen
Witwe, welche ihr „Letztes Kleinod" verkauft, um sich und
ihrem Kinde das Leben zu fristen. Die Lebensgröße der
Figuren und der tiefe Ernst des Kolorites stimmen trefflich
zu der bedeutenden Auffassung des Vorwurfs, Hugo Kauff-
mann brachte „Wilderer, in der Sennhütte vom Förster
überfallen", Während der jüngere Wilddieb mit der Sen-
nerin kost, sind der Förster und sein Gehilfe unbemerkt an
deren Hütte gelangt und treten nun, den Hahn an der Büchse
gespannt, ein, Das Liebespaar ist der Eintretenden noch
nicht ansichtig geworden; sie werden ihm von der weitge-
öffneten Thüre verdeckt, Der ältere Bursche aber hat im
Nu begriffen, daß hier Widerstand fruchtlos bliebe, Der
kritische Moment ist mit schlagender Wahrheit wiedergegeben,
soweit die Jnsassen der Sennhütte in Frage. Doch darf man
wohl daran zweifeln, ob ein so erfahrener Mann wie der
alte Förster unter den gegebenen Umständen die Hütte anders
als mit der Büchse an der Wange betritt, Jm übrigen
verdient das Bild namentlich vom kolorifiischen Standpunkt
das höchste Lob. Kronburger schickte seine bereits von
früher her bekannten humoristischen Bildchen: „Die Tante"
und „Zu spät" Dort sehen wir den Empfang einer mit
Gspäckstücken aller Art eingetroffenen gutmütig dreinschauen-
den, altväterisch gekleideten, ältlichen Tante durch ihre Ver-
wandten auf der Treppe bei Kerzenlicht, Hier handelt es
sich um einen nächtlichen Einbruch in den Laden einer Mo-
distin, die der hohen Polizei in höchster Aufregung das
vorpus äslioti vorweist, während die Nachbarn mit gespann-
tester Aufmerksamkeit zuhorchen. Ferd, Wagner berauscht
uns in seinen beiden Oberthürbildern „Geruch" und „Ge-
schmack" — nebst den drei weiteren „Sinnen" sür Frankfurt
a, M. bestimmt — durch die Pracht der Farbe, während uns
die Keuschheit seiner Auffassung alsbald klar macht, daß ihm
das Nackte nicht Selbstzweck, sondern Mittel ist. Eine heiter
und naiv ansprechende Scene brachte Hahn in seinem Bild-
chen „Zu Tisch!", das uns ein halb erwachsenes Mädchen
zeigt, welches eine große Schüssel voll Knödel aufträgt und
dabei von einer jubelnden Schar klsiner Geschwister trium-
phirend begleitet wird. W, Bader hat die Züge seines
Modells durchgeistigt und so in seinem „Gottvertrauen"
(Betendes Mädchen) ein wirkliches und darum auch wirksames
Kunstwerk geschaffen, John I, Hammer ist bei den heuti-
gen sranzösischen Realisten in dis Schule gegangen, ohne der
Poesie die Thüre seines Ateliers zu verschließen. Jm Gegen-
teile: seine „Ährenlese" im Schatten einer an der Sonne vor-
überziehenden Wolke wirkt durchweg poetisch, die Scene ist
tief empfunden und naiv wiedergegeben. Von den zahlreichen
Landschaften wären zu nennen: „Ein Dorf in der Cbene"
mit der glitzernden Luft nach dem Regen im Sonnenschein
von We'nglein, der „Poseidonstempel zu Pästum" von
 
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