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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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255

Kunstunterricht und Kunstpflege — Kunsthistorisches.

256

Die Künstlerfamilie van de Passe zählt fünf Glie-
der. Crispin de Passe, der Bater, ist in Zeeland um
1570 geboren, lebte einige Zeit in Köln und ließ sich
dann >612 in Utrecht wieder, wo er am 6. März
1637 starb. Den Kunstunterricht erhielt er wahr-
scheinlich bei Coornhert. Seine vier Kinder traten in
die Fußstapfen des Vaters, der sie in der Kunst unter-
wies nnd unter dessen Aufsicht sie anch arbeiteten.
Daraus crklärt sich die Familienähnlichkeit ihrer Arbei-
ten und die Schwierigkeit, ein unbezeichnetes Blatt
einem von ihnen mit voller Sicherheit zu vindiziren.
Der älteste Sohn, ebenfalls Crispin genannt und um
1593 geboren, scheint immer zu Hause gebliebcn zu
sein. Da er auf seinen Blättern nicht immer das
znnior beifügte, so ist eine Scheidung der Arbeiten dcs
älteren und jüngeren Crispin sehr schwer, wenn nicht
Jahreszahlen nach 1637 vorkommen. Simon und
Wilhelm de Passe waren längere Zeit in London und
Kopenhagen thätig, wo ihre Arbeiten sehr geschätzt
wurden. Sie behielten auch bis jetzt ihren Wert, da
sie sehr gnt sind, interessante Persönlichkeiten darstellen
und viele derselben heutzutage zn den Seltenheiten ge-
hören. Endlich ist die Tochter Magdalena zu nennen,
die sich mit Frederik van Bevervoorde vermählte; dicsc
suchte die feine Manier des Grafen Goudt nachzuahmen.

Wenn wir den Jnhalt des reichen Werkes (1400
Nummern, darunter viele Folgen) durchmustern, so
sehen wir bald, daß der Schwerpunkt desselben im
Bildnis liegt. Es sind fast alle Zeitgenossen der
Künstler, die sich in irgend einer Weise einen Namen
gemacht haben, zur Darstellung gekommen. Diese
Partie des Kataloges ist die interessanteste. Wenn wir
es hier auch nicht mit Meisterwerken des Grabstichels
zu thun haben, so entschädigt dafür das Streben der
Künstler nach Porträtähnlichkeit; anch ist das Beiwerk
mit lobenswertem Fleiß ausgeführt. Die anderen Ab-
teilungen, Welche biblische, historische oder Genredarstel-
lungen enthalten,dnrften, oft schon der lateinischenllnter-
schriften wegen, den Kulturhistoriker interessiren, da sich
auf den mitunter kleinen Blättern der Zeit- und Bolks-
geist jener Tage getreu abspiegelt. Da die Künstler auch
als Jllustratoren von Büchern thätig waren, so hat der
Verfasser mit großem Fleiße eine reiche Anzahl solcher
Werke nach ihren verschiedenen Auflagen mit spezicller
Angabe allerJllustrationen verzeichnet: gewiß eine mühe-
volle, aber um so dankenswertere Arbeit. Des Verfassers
Vermutung (in der Vorrede), daß sein Verzeichnis nicht
vollständig sei, teilen auch wir, um so mehr, als er
zu seiner Arbeit nur das Kupferstichkabinet der Natio-
nalbibliothek in Paris benutzte. Bei solchen Unter-
nehmnngen dürfen, wie wir nicht müde werden zu be-
tonen, die anderen europäischen Knbinette nicht übersehen
werden. Es ist freilich sehr bequem, zu schreiben: „Uss

ooinrnunientions ä'ninntsurs ot äo ooUootionnsurs,
gui ms psrmsttront äs prspnrsr un suxxlsmsnt,
ssrons rsyuss pnr moi nvso rsoonnnis^nnoo", —
aber besser ist es doch, selbst überall nachzusehen. Das
Werk ist übrigens mit großem Verständnis und voller
Sachkenntnis verfaßt und wird sicher von den Samm-
lern und Kabinetten willkommen geheißen werden.

I. E. Wessely.

x Von Leitners Nusgabe des „Freydal", auf deren Be-
deutung wir beim Hervortreten der ersten Lieferungen hin-
gewiesen haben, sind soeben vier neue Hefte (17—20) erschienen.
Die heliograyhischen Reyroduktionen des Bilderwerkes wer-
den darin um 40 Tafeln vermehrt, und außerdem ist der
20. Lieferung ein aussührlicher Text beigefügt, in welchem
der gelehrte Herausgeber das merkwürdige Werk des Kaisers
Max nach Form, Jnhalt und Entstehung eingehend erläutert,
sowie ein reiches urkundliches Material über die alten Ritter-
syiele und Mummereien beibringt. Der Text ist u. a. mit
facsimilirten Abdrücken der für den Frsyval bestimmt ge-
wesenen Originalholzschnitte illustrirt. Nach Schluß des
Werkes, welches im ganzen 26 Lieferungen umfassen wird,
kommen wir nochmals auf die hochverdienstliche Publikation
zurück.

Aunstunterricht und Aunstpflege.

« Frequenz der Münchener Kunstakademie. Jn diesem
Wintersemester wurden 432 Schüler inscribirt, und zwar
144 Bayern, 43 Preußen, 14 Württemberger, 10 Sachsen,
9 aus den freien Städten, 6 aus Baden, 8 aus Hessen-
Darmstadt, 7 aus den sächsischsn Herzogtümern, 3 aus den
kleinen Fürstentümern.,, Dsm Auslande gehören 188 Schü-
ler an und zwar 30 Österreicher, 24 Ungarn, 13 Böhmen,
18 Tiroler; ferner 6 aus Russisch-Polen, 3 aus Rußland,
2 aus Jtalien, je 8 aus England und Norwegen, S aus
Griechenland, 1L aus der Schweiz, je 1 aus Südamerika,
Holland, Türkei, Belgien, Spanien, Frankreich, Jndien,
Serbien, Rumänien, Bulgarien und Dänemark, endlich 34
aus Nordamerika. Nach den Klassen ausgeschieden sind es
71 Komponierschüler, 132 Schüler der technischen Malklassen,
101 Schüler der Naturklassen, 14 Schüler der Natur- und
Kupferstecherschule des Prof. Raab, 59 Schüler der Antiken-
klassen und SS Bildhauer.

Aunsthistorischcs.

AffyrischeAusgrabungen. Jm Viktoria-Jnstitut zuLondon
gab kürzlich Herr Rassaiii, der bekannte Entdecker assyrischer
Altertümer, einige interessante Mitteilungen über die von
ihm in der Umgegend von Bagdad gemachten assyrischen
Funde. Jm März v. I. trat der Reisende wie alljährlich
seine Reise ostwärts von Bagdad an, um nach den dort unter
dem Schutte ruhenden alten Städten zu forschen. Er traf
dort eines Tags einen Araber, der ihm erzählte, daß er die
Ruinen einer alten Stadt kenne, welche etwa fünf Weg-
stunden von Bagdad lägen. Herr Rassam folgte dem Araber
und kam nach einem Marsche von vier Stunden zu einer
Ruine von großer Ausdehnung. Er glaubte ansangs, daß
dies die von seinem Führer gemeinte Ruine sei, doch führte
ihn dieser zu den noch etwas entfernter lisgenden herrlichen
Resten eines mächtigen alten Bauwerkes. Das Ergebnis der
dort sofort veranstalteten Ausgrabungen war, daß man nach
viertägiger Arbeit auf die Reste eines schönen Gebäudes
stieß, auf denen sich zahlreiche Jnschriften befanden. Man
^ fand vier Gemächer, welche alle im assyrischen Stile gebaut
und mit Backsteinen oder Platten belegt waren. Nur der
Boden des fünsten war von Asphalt, der also keine Erfin-
dung der Neuzeit ist. Man grub weiter und fand unter
dem Asphalt ein Gewölbe mit zahlreichen Jnschriften, welche
als der wichtigste und älteste Fund der Welt gelten.dürfen.
Herr Rassam schreibt dieselben, wie er sagt, in Überein-
stimmung mit den Assyriologen des britischen Museums,
 
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