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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0138

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271

KmistUtteratur.

272

Bronzen haben wir uns gefreut der vortrefflichen,
merkwürdig realistischen Brunnenfigur des trunkenen
Fann mit dem Schlauche (Lief. VII, Tafel 2), welcher
seit einigen Jahren dem Neapeler Museum einen neucn
Anziehungspunkt gegeben, sowie dem liebenswürdigen
Knaben mit dem Delphin (IX, 3) zu begegnen. Unter
den eigentlichen Figurenbildern finden wir auffallend
Wenig neue, nicht schvn in Helbigs Verzeichnis wieder-
holt vvrkvmmende Gegenstände: Mars und Venus,
die verlassene Ariadne, Thesens, im Begriff Ariadne
zu verlassen, jene Anglerin, Theseus und Ariadne mit
dem erschlagenen Minotaurus, Thetis in der Schmiede
des Bulkan: lauter längst bekannte Kompositionen. Nur
die Darstellung der Jphigenie auf Tauris (Lief. VII,
Taf. 10) und das Medeabild (IX, 10) geben neue
Kompvsitionen, das letztere besonders dadnrch, daß Medea
hier sitzt, nicht steht, wie auf dem bekannten Bilde
aus der Ouss. äsi Oiosouri (Helbig 1262). Welches
der beiden Bilder steht dem berühmten Gemälde des
Timomachos nun näher? Der Schreiber dieser Zeilen
findet in dieser Abweichung cinen neucn Beweis für
die stets vvn ihm vcrtretcne Ansicht, daß es ünßerst
gewagt sei, von diesen dekorativen Wandgemälden auf
nur dem Namen nach bekannte berühmte Werke griechi-
scher Maler zurückzuschlicßcn. Ein besonderes Ge-
wicht hat Presuhn auf die Wiedergabe jener rcalisti-
schen, auf weißem Grundc roh nnd ohne künstlerische
Komposition hingemalten Genrescenen aus dem pom-
pejanischen Leben gelegt, welche uns Kultushandlungen,
Gerichtsscenen und Handwerkerthätigkeiten vorsührem
Derartigen Darstellungen sind eine Reihe der interessan-
testen Blätter gewidmet; und gerade diese Darstellungen
hat der Verfasser auch sarbig wiedergebcn lasscn, während
bei den genannten mythologischen Historicnbildcrn durch-
weg auf die Chromolithographie verzichtet worden ist
und die Mehrzahl der Farbentafeln dieses Werkes, welche
ganze Wanddekorationen wiedergeben, wie schon cr-
wähnt, aus Presuhns früherem Werke herübergenom-
nien sind. Als sarbige Figurendarstellungen idealcr Art
sind in der ersten Lieferung jene Anglerin und zwei
allerliebste Knäbchen mit einer Traube und einem
Hunde, in der dritten Lieserung die Orpheusbilder, in
der achten Lieferung die schwebenden Gestaltcn des
Frllhlings und des Sommers, in der zehnten Lieferung
der Flügelknabe auf rotem Grunde hervorznheben.

Daß diese farbigen Tafeln auf der Hohe der
Leistungsfähigkeit nnserer Zeit auf diesem Gebiete stehen,
läßt sich durchaus nicht behaupten. Der Verfasser ist
stolz darauf, daß seine Reproduktionen die pompcjani-
schen Malereien nicht verschönern; aber eine solche Ver-
wischung der Formcn und Verflachung der Farben, wie
manche der Tafeln sie zeigen, ist darum doch nicht
lobenswert. Von der Pinselführung der Originale

geben diese Nachbitdungen keine Vvrstellnnc^ und wie
mißtrauisch man gegen die Zuverlässigkeit der Farben
sein darf, zeigt z. B. der Vergleich der ganzen Wand
des Orpheusbildes (III, 6) mit der separaten Abbil-
dung der Hauptdarstellung (III, 2). Auf der ersteren
Nachbildung ist das Gewand des Orpheus violett, auf
der letzteren rot. Unter solchen Umständen würden wir
es kaum bedauern, daß die figürlichen Hauptbilder
nicht farbig wiedergegeben wurden, wenn nicht gerade
die monochrome Lithographie dieser Tafeln ganz be-
svnders flau und charakterlos würe. Wie viel slottcr
nnd stilgerechter erscheinen dagegen z. B. die Umrisse
in Helbigs Bilderatlas zu seinem Verzeichnis der cam-
panischen Wandgemälde! Das Bessere ist ebcn ein
Feind des Guten. Vielleicht würden wir auch die
Chrvmolithographien der Presuhnschen Werke unbe-
dingtcr lvben, wenn keine besseren farbigen Reproduk-
tivnen antikcr Wandgemälde existirten. Viel besser
aber sind, um bei den pompejanischen Dekorationen
zu bleiben, die Tafeln der Vvr knrzem ausgegebenen,
einen Markstein in der Geschichte der alten Kunst be-
zeichnenden „Geschichte der dekorativen Wandmalerei
in Pompeji" von A. Mau (Bcrlin, Reimer, 1882).
Aber dieses bedeutende Werk muß in diesen Blättern
noch eine besondere, eingehende Besprechung finden, die
ihm nächstens zu teil werden svll.

Die Presuhnschen Publikationen müssen wir
nehmen wie sie sind; süllen sie doch immerhin eine Lücke
in der Geschichte der Reproduktion antiker Knnstwerke
aus! Eine wohlwollende Aufnahme kann ihnen daher
nicht versagt werden. Karl Woermann.

IUn8trvrvt lintnlox oveo liuimtuiIstiUinxen pun t'Inri-
iuttenbiii'A' 1881. Xutorissrst UäANvs vsa 11 Usn-
ärikssn. Ar. 8. iLoxsnlmASN, UanF.

Dieser Katalog der letzten, 325 Nummern umfassenden
dänischen Kunstausstellung ist nach Art des französischen
Salonkatalogs und des Katalogs der Berliner akademischen
Ausstellung mit einer grotzen Anzahl von Jllustrationen aus-
gestattet, die, wie bei dem Salonkataloge, dem VerzeichniS
der Kunstwerke angehängt sind und zwar — ein Vorzug vor
jenem — auf einseitig bedruckten Blättern Vor beiden
genannten Publikationen, der Berliner wie der Pariser,
zeichnen sich die Jllustrationen aber dadurch aus, daß sie
sämtlich in Holzschnitt und zum größten Teile sehr gut aus-
geführt sind. Die Behandlung ist bald mehr skizzenhaft,
bald mehr ausgeführt und nach malerischer Wirkung strebend,
nirgends aber so wüst und formlos, wie es bei manchen der
zinkotypirten Federzeichnungen der Fall ist, mit denen Paris
und Berlin sich behelfen. Es sind im ganzen 68 Abbildungen,
teils ganzseitig, teils halbseitig, die hier über die jüngste Kunst-
produktion Dänemarks einen Überblick bieten, welcher ebenso
interessant wie lehrreich ist. Und bei einer so vornehmen
Ausstattung — auch Druck und Papier sind zu loöen —
kostet das Buch nur anderthalb Kronen, also 1 Mark 70 Pf.
Der Herausgeber des Katalogs ist der durch trsffliche Arbeiten
bekannte dänische Lylograph F. Hendriksen, und daraus er-
klärt sich zum Teil die Möglichkeit, daß dieHolzschnitte rechtzeitig
fertig werden konnten. Zweifelsohne aber hat der Herausgeber
auch bei den Künstlern selbst eine willigere Unterstützung ge-
funden, als man sie namentlich in Deutschland bei derartigen
Gelegenheiten zu finden gewohnt ist, wie denn auch der Üm-
stand, daß Kopenhagen für Dänemark der Angelpunkt des
 
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