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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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337

Todesfälle. — Konkurrenzen. — Vermischte Nachrichten.

338

Todesfälle.

Ludwig Gruner, Direktor der königl. Kupferstichsamm-
lung in Dresdsn, ist am 27. Februar gestorben, nachdem er
einige Tage vorher sein 81. Lebensjahr vollendet hatte.

Moritz Oppenheim, Ler durch seine Scenen aus dem
jüdischen Familienleben bekannte Maler, geboren 1801 in
Hanau, starb in Frankfurt a. M. infolge eines Schlagflusses
am 26. Februar.

Eduard de Biesve, der einstmals durch sein für das
Nationalmuseum in Brüssel gemalte Bild „Die Unterzeich-
nung des Kompromisses der ELeln der Niederlande" (1841)
zu einem schon lange verblatzten Rufe gelangts belgische
Historienmaler, ist in der zweiten Februarwoche in Brüssel im
Alter von 78 Jahren gestorben.

Aonkurrenzen.

Zn Leipzig soll auf dem Platze vor dem städtischen
Museum ein monumentaler Brunnen errichtet werden, zu
welchem Zwecke aus einem Vermächtnis 150 000 Mark zur
Versügung stehen. Die Stadtverwaltung hat beschlossen, eine
Konkurrenz auszuschreiben, an welche die Bedingung ge-
knüpft ist, daß die Bewerber Lie Verpslichtung übernehmen,
das eingesandte Projekt sür die genannte Summe auf eigne
Rechnung zur Aussührung zu bringen. Das Preisrichteramt
haben übernommen: Professor Hähnel in Dresden, Professor
Anton Springsr und Stadtbaudirektor Licht in Leipzig. Der
beste Entwurf soll mit 2000, der zweitbeste mit 1500 Mark
prämiirt werden.

Vermischte Nachrichten.

L. Professor Benjamin Vautier in Düsscldorf hat ein
neues Bild vollendet, welches unter dem Titel „Trotzkopf"
ein hübsches junges Mädchen darstellt, dem die bekümmerte
Mutter und der würdige Seelsorger vergeblich ermahnende
Vorstellungen machen. Die Scene begiebt sich im traulichen
Familienzimmer des Patrizierhauses einer alten Stadt und
ist mit der dem Künstler eigenen Feinheit der Charakteristik
in allen Teilen durchgesührt. Es bildete in der permanenten
Kunstausstellung von Ed. Schulte eine der hervorragendsten
Erscheinungen der letzten Zeit.

8. ArchäologisKe Gesellschaft in Berlin. Sitzung vom
7. Februar. Der Vorsitzende zeigte die Ausnahme der Herren
Hofprediger vr. Windel und Regierungsbaumeister Bohn als
Mitglieder an und legte sodann an neueingegangenen Schrif-
ten vor: LuUstino cli urolisol. sstoria,I>n1ma,t. VII, 11, 12;
Visstniü HrvatsüoAg, urüsol. Oruetva, IV, 1; Perrot-
Chipier, llist. cko l'srt II, 4; H.tti ckoll' a,oos,<Iein. ckei
Innesi VI, 3, 4; Württemberg. Vierteljahrsschr. für Landes-
gesch. IV„l—4; N. von Stackelberg, Leben von O. M. v.
Stackelberg. — Herr Schöne knüpfte an die Vorlage von:
„Conze, Humann und Bohn, Vorläufiger Bericht über die
'Ergebnisss der Ausgrabungen zu Pergamon 1880/81", die
Mitteilung, datz die neuen Fundstücke jetzt sämtlich nach Berlin
übergeführt und die wichtigeren Lerselben auch schon öffent-
lich ausgestellt sind, unter letzteren im sogen. Heroensaal
die Balustradenreliefs mit Darstellungen griechischer Waffen.
Sodann legte derselbe die Abhandlung von E. Fabricius:
Os arellitsotura, Arssoa, oowmsntstionss sxiFraxtiioao,
Berlin 1881 vor, welche die auf den Zeustempel von Lebadeia
bezügliche Bauinschrist aussührlich behandelt, und wies auf
die Belehrung hin, welche diese Jnschrift und Fabricius' Er-
läuterungen derselben über den geschäftlichen und technischen
Teil griechischer Bauaussührungen gewähren. Dabei hob er
das Jnteresse hervor, welches die in der Jnschrift enthaltene
Angabe über die Kosten der Eingrabungen (1 Drachme
3 Obolen böotisch für je 1000 Buchstaben) sür die bekannten
Angaben der attischen Psephismen über die Kosten ihrer
Eingrabung in Stein oder Bronze und ihrer Aufstellung
habe. Die Vermutung, daß diese Kosten nach der Zahl der I
Buchstaben berechnet worden seien, die vom Vortragenden
aufgestellt, aber von Härtel (Studien über griech. Staats-
recht und Urkundenwesen) bestritten ist, gewinnt durch die

Jnschrift von Lebadeia an Wahrscheinlichkeit. — Herr Milch-
höser sprach über die Anfänge der Kunst in Griechenland,
zunächst im Anschlutz an dis Funde Schliemanns in Mykene.
Dieselben zeigen drei verschiedene Elemente: ein orientalisch-
semitisches, durch die Phönizier vermittelt; einen bildlosen,
hoch entwickelten dekorativen Metallstil, als dessen Heimat
Klemasien, als dessen Urheber die arische Grundbevölkerung
der Halbinssl, die Phryger, anzusehen sind; endlich eine ein-
heimisch nationale Kunst, am reinsten in geschnittenenSteinsn,
mit Pbrygischem vermischt in gravirtem Goldschmuck und
Grabreliefs vertreten. Die geschnittenen Steine gehören zur
Gruppe der sogen. Jnselsteine, —dis reichsten Sammlungen
im Berliner und Britischen Museum, — deren Verbreitungs-
kreis von Thessalien bis Rhodus und Kreta — Kleinafien
ausgeschlossen — reicht. Als Hauptsitze diessr Kunst aber,
zu der auch die sogen. geometrische Dekoration gehört, müssen
der Peloponnes und Kreta betrachtet werden. Die bildlichen
Typen sind durchaus eigenartig und von orientalischen Ein-
flüssen nur sekundär berührt. Unter den Tiergestalten
spielt das Rotz und Mischgestalten aus demselben, das der
semitischen und egyptischen Kunst fremd, der indoeuropäischen
dagegen sehr vertraut ist, eine Hauptrolle. Ein häusig vor-
kommender pferdeköpfiger Dämon mit insektenartigem Vogel-
leibe (Heuschrecke) läßt sich als Urtypus der Harpyien, Eri-
nyen, Gorgonen u. s. w. ansehen; wo er als Gesäßträgerin
erscheint, auch wohl als Prototyp der Jris, einer Schwester
der Harpyien. Derselbe Typus wurde dann auch sür Ken-
tauren, Satyrn und Silene (ursprünglich pferdeköpfig), Kyklo-
pen, Titanen, Minotauros, Phobos u. ä. verwendet. Alle
diese Vorstellungen weisen auf die Urheimat der Arier zurück
und sind indoeuropäisches Gemeingut. Selbst die Prome-
theussage ist auf jenen Gemmen vertreten. Der sonstige
Bilderkreis derselben zeigt teils erst im Werden begrifsene
Gestalten (Chimära), teils spätere durch den semitischen Orient
vermittelte (Greif). Die Träger dieser Kunst müssen die
Arier gswesen sein, wie denn auch ihr Sagenvorrat, wie ihre
Kunst und Kultur in Jndien ihre nächsten Analogien finden.
Der weibliche pserdeköpfige Dämon und die charakteristische
Frauentracht (nackter Oberkörper und in Absätzen herabfallen-
der, die Beine markirender Rock) sind heute nur noch auf
mdischen Monumenten nachweisbar, und die in Mykene ge-
fundenen goldenen Bekleidungsgegenstände werden durch eben-
dieselben m ihrer Verwendung am anschaulichsten erläutert.
Es waren die Pelasger, deren Religion neben einem reich
entwickelten Pandämonismus ursprünglich monotheistisch war.
Sie gingen zunächst durch Berührung mit den stammver-
wandten Phrygern und erst in zweiter Linie mit dem semi-
tischsn Orient einer reicheren Kultur entgegen. Diese Ver-
bindungen vollzogen sich sür die ältere Periods auf Kreta,
wo die Herrschaft des Minos diese Thatsache von ihrer poli-
tischen, der Rhea-Zeuskultus von ihrer religiösen, die Däda-
lossage von ihrer künstlerischen Seite bezeichnet. Die Schlie-
mannschen Gräberfunde repräsentiren die Kulturstufe der
Minoischen Zeit, ihr Jnhalt stammt größtenteils aus Kreta.

— Herr H. Grimm sprach über dieÄrt, wie Rasfael einen
der Rossebändiger auf Montecavallo und das zugehörige
Pferd benutzt hat. Letzteres findet sich benutzt in dem Streit-
roß des heil. Georg mit dem Säbel (Louvre), die männliche
Gestalt dagegen, von der Rückseite gesehen, in dem das Kind
emporhaltenden Krieger des Urteils Salomonis (Decke der
Eaillsrn äslls ssAnuturu). Rasfael hat sich streng an die
Vorbilder gehalten. Beim Urteile Salomonis zeigt der nackts
Krieger aus einer früheren Skizze der Komposition eine ganz
andere und zwar diejenige Stellung, in der er sich auf dem
Kindermorve (Marcantonl wiederfindet, nur daß das Licht
hier von der Gegenseite kommt. (Leben Raffaels, S. 295.)

— Herr Robert besprach mit lebhaster Anerkennung die
Schrist von Mau: „Die dekorative Wandmalerei in Pompeji",
indem er die Wichtigkeit der hisr niedergelegten Forschungen
für die Geschichte der antiken Dekoration und die meister-
hafte Wiedergabe der Wänds in dem beigegebenen Atlas
rühmend hervorhob.

L. Der Landschaftsmalcr Eugen von Guörard, der in
Düsseldorf seine Ausbildung genossen und viele Jahre ge-
lebt, dann aber wegen mangelnder Erfolge erst nach Kali-
fornien und später nach Australien auswanderte, wird nun
in die Heimat zurückkehren. Er hat anfangs Januar Mel-
bourne verlassen, wo er eine hervorragende Stellung ein-
 
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