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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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417

Nekrologe.

418

durch Gedcmkentiefe uud Phantasiereichtum auszeichnen
und in Sgraffitto ausgeführt wurden, so schnuickte er
persönlich die Deckcn des Treppenhauses und die Knppcl
desselben Gebäudcs init Bildern nnv Ornamcnten.

Bis in die letztcn Wochen seines Lebcns widmetc
sich Neureuther seinem knnstlerischen Bcrnfe mit sugend-
licher Freudigkeit und Frische, wie seine jüngst im
Knnstverein ausgestelltcn Nandzeichnnngen zu deulschen
Märchen und Dichtnugen crsehcn ließen.

Neureuthers äußerer Lebensgang war ein gleich-
mäßig rnhigcr ohne bemcrkenSwerte Schicksalswand-
lnngen. Er war seit 1834 mit Josesa, ciner Tochter
des königl. Hofmusikus Kramer verehlicht; mit ihr und
seinen fünf Kindern führte er ein glückliches Fami-
licnlebcn.

Neureuthcr zählt zu den wcnigcn, die sich riih-
men konnten, kcinen Feind zu haben. Vielseitig unter-
richtet, von den angenehmsten Umgangssormen und
Vvn gewinnender Herzensgüte, erfreute er sich der Hoch-
achtung aller, die ihn kannten nnd der Licbe aller, die
ihm näher standen. Dcn besten Überblick übcr sein
kiinstlcrisches Schaffen giebt dic im Besitz der Stadt-
gemeinde München befindliche Mailingersche Samm-
lung, wclche an 120 von oder nach ihm hergestellte
Blätter enthält. Carl Albert Ncgnet.

Jakob Eckert ch. Am 22. Februar verschied der Bild-
bauer und Assistent an der königl. Kunstgewerbeschule zu
Müuchen, Jakob Eckert. Derselbe war am 25. November
1847 zu Mainz geboren, wo sein Vater ein Krämergeschäft
betrieb, besuchte die dortige Realschule und wurde dann, da
sich sein Talent frühzeitig bemerkbar machte, zu einem Bild-
hauer in die Lehre gegeben, welcher weniger der künstleri-
schen als der handwerklichen Sphäre angehörte. Nach Zurück-
legung seiner vierjährigen Lehrzeit trat Eckert in die Dienste
eines Möbelfabrikanten zu Fürth und wanderte von dort aus
nach Wien, wo er einen befriedigenderen Wirkungskreis zu
sinden hoffte. Da er sich in seinen Hoffnungen getäuscht
sah, ging er nach zwei Jahren nach München an die Akade-
mie. Um sich seinen Unterhalt erwerben zu können, mutzte
er üch aber auf einen nur halbtägigen Besuch dieser Anstalt
beschränken. Nach seinem Austritte aus derselben zog er
bald die Aufmerksamkeit des kunstsinnigen Publikums und
dann auch der königl. Staatsregierung auf sich, welche ihn
im Jahre 1876 als Assistenten an die königl. Kunstgewerbe-
schule zu Münchcn beries. Mit seltenem Schönheitssinn,
seiner Empfindung und hervorragender technischer Geschick-
lichkeit begabt, gehörte Eckert zu den Hauptförderern der
Wiederbelebung und Veredelung des deutschen Kunsthand-
werks. Seine hervorragenden Leistungen auf diesem Ge-
biete trugen ihm bei einer Anzahl von Konkurrenzen hier
Preise, dort ehrende Anerkennung ein. So erhielt er bei
der 1879 vom Dresdener Kunstgewerbeverein veranstalteten
Konkurrenz sür einen Pokal den ersten Preis, eine gleiche
Auszeichnung war-ihm bei der im selben Jahre vom Münchener
Kunstgewerbeverein sür eine Lampe und einen Albumdeckel
ausgeschriebenen Wettbewerbung zuteil, nicht minder bei der
in Schwäbisch-Gmünd für stilvolle Schmuckvorbilder veran-
stalteten Konkurrenz. Jn den Konkurrenzen für die Erzpor-
tale des Kölner Domes und sür den Hauptpreis des sieben-
ten deutschen Bundesschießens wurden seine Entwürfe als
den prämiirten zunächst stehende bezeichnet, vom Publikum
aber denselben fast allgemein vorgezogen. Eckert lieferte
auch Modellskizzen für ein vom Mainzer Kriegerverein ge-
plantes Denkmal für die Gefallenen von 1870/71, die
plastischen Dekorationen des Kriegerdenkmals in Kissingen,
Architekturdekorationen für zahlrsiche Münchener Neubauten,
Schmuckentwürfe für die Gewerbeschule in Pforzheim, eine
Jubiläumsehrentasel für Professor Lr. Bunsen und eine
Wachsbüste seines Schwiegervaters. Er war es auch, der
des Prosessors Ferd. Barth Entwurf für einen Tafelauf-
satz in Form eines Schiffes, der Direktor Piloth verehrt

wurde, ins Plastische übersetzte. Wenn Eckert kein höheres
Ziel erreichte, so waren daran zumeist seine schwache Gesund-
heit und seine weitgehende Bescheidenheit schuld, die ihn
hinderte, sich und sein Talent entsprechenü geltend zu machen.

Carl Älbert Regnct.

Ernst Fröhlich P. Am 19. März verschied in München
nach langeni schweren Leiden der Geschichts- und Genre-
malcr Ernst Fröhlich im Alter von 72 Jahren. Jm Jahre
1810 zu Kempten geboren, wandte er sich frühzeitig nach
der damals eben nufblühenden Kunststadt München, wo er
sich an der königlichen Akademie zu einem tüchtigen Künstler
heranbilvete. Seine frühesten Arbeiten gehörtsn der Ge-
schichtsmalerei an, später ging er zum Genre über, indem
er sich namentlich durch seine humoristischen Zeichnungen
hervorthat. Jn diesen lag auch seine Hauptstärke. Früher
hatte er viel auf Stein gezeichnet und die Kreide mit Meister-
schaft geführt; mit dem Erscheinen der „Fliegenden Blätter"
bei Braun L Schneider aber eröffnete sich seiner Thätigkeit
ein ganz neues Feld, das durch die „Münchener Bilderbogen"
noch eine namhafte Erweiterung ersuhr. Jn beiden Preß-
erzeugnissen finden sich zahlrsiche Beiträge von der Hand des
ebenio gescbickten Künstlers wie passionirlen Jägers. Viele
derselben sind dem Jagdleben entnommen, doch wählte
Fröhlich auch mit Glück andere Stoffs, welche ihm Gelegen-
heit gaben, seinem köstlichen Humor die Zügel schießen zu
lassen. Seit seiner Beteiligung an den „Fliegenden Blättern"
entsagte Fröhlich in richtlger Erkenntnis seiner Anlagen der
Alalerei fast ganz. Schweres Körperleiden und dis Last des
zunehmenden Alters entzogen in den letzten Jahren den
einst gesuchten Gesellschaster völlig dem Kreise seiner jüngeren
Genossen. Carl Albert Regnet.

sp-r. Josef Miller P. Am 1. Februar dieses Jahres
verschied zu Jnnsbruck der Bildhauer Josef Miller. Zwar in
Tirol allbekannt, war sein Name jedoch nicht in die Fremde
gedrungen, weil er sich auf den Heimatboden beschränkte und
nichts auf Ausstellungen sandte. Er wurde zu Pettneu im
Gerichte Landeck am 20. Mai 1809 geboren. Sein Vater
war Bauer und nebenbei Tischler, ein braver Mann, überall
geachtet. Der Sohn zeigte schon früh Neigung zur Kunst,
zeichnete, malte und schnitzte, gelangte aber erst im 23. Jahre
in die Werkstätte des Bildhauers Renn zu Jmst, der jedoch
als ein kluger Meister die Lehrlinge für sich ausnutzte.
Dort fand er sich mit Josef Knabl zusammen; beide wander-
ten am 1. Juni 1836 nach München, ohne vorläufig zu
wissen, wo sie unterkommen sollten. Miller fand endlich bei
Otto Entres Arbeit, bei welchem er sich namentlich im Tech-
nischsn vervollkommnete, danu bei Schönlaub und endlich bei
Konrad Eberhard, welcher seiner Natur am meisten zusagte.
Ein schriftliches Zeugnis desselben bestätigt, daß Miller an dem
Grabmale des berühmten Theologen Möhler das Basrelief
ganz allein in Thon modellirt und in Tiroler Marmor aus-
geführt habe. Es stellt die Himmelskönigin (das Jesukind
auf dem Schoße haltend) auf dem Throne dar; zur Rechten
kniet der Verstorbens in betender Haltung mit feinem Aus-
druck und sprechender Ähnlichkeit des Gesichtes; zur Liuken
sieht man einen Engel mit einem bekränzten Buche, die
Symbolik, und noch mehrere Figuren. Dieses Basrelief hat
mit Recht den Beifall aller Kenner erhalten. Millsr ging
nun auf die Wanderung; er arbeitete 1846 in St. Gallen,
dann war er für die katholischen Kirchen in Luzern, Zürich,
Einsiedeln und an anderen Orten der Schweiz beschäftigt,
1848 hatte er sich zu Kausbeuren niedergelassen, 1851 kehrte
er nach Tirol zurück und lieferts für die Kirchen von Pettneu
und Strengen Siatuen aus Holz. Endlich nahm er zu/Hall
dauerndenÄufenthalt und schnitzte die fünf Statuen für den
Hochaltar in der Kirche zu Silz. Die Rsihe seiner Arbeiten
sür Kirchhöfe und Kirchen aufzuführen, würde zu viel
Raum in Anspruch nehmen; sein Hauptwerk, wslches ihm
dauernden Ruhm verschaffte, ist das Grabmonument der
Familie Riccabona auf dem Friedhofe zu Jnnsbruck, das
1860 aufgestellt wurde. Es stellt einen von einem Kreuze
überragten Sarkophag vor, am Fuße desselben liegt der
Leichnam Christi, über welchen Maria in Schmerz und
Andacht versunken sich knieend niederbeugt, beide Figuren
in Lebensqröße aus weißem Göflaner Marmor. Andere
Aufträge erhielt er vom Erzherzog Karl Ludwig, der
 
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