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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0235

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Kunsthistorisches. — Personalnachrichten. — Kunstvereine. — Sammlungen und Ausstellungen.

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geschassen hat. Für die Berliner Schloßbrücke arbeitete er die
Gruppe der Pallas, welche dem Krieger die Waffen darreicht.
Die Nationalgalerie besitzt von ihm die Gruppe eines nack-
ten Knaben, welcher neben einem Neufundländer Hunde
steht. Außerdem hat er einige dekorative Arbeiten für
öffentliche Gebäude ausgeführt.

Aunsthistorischcs.

Über den gegenwärtigen Stand dcr Schliemannschen
Ansgrabungen auf dem Terrain von Hovuin Ilinin, auf
welchem von einem großen Teile der Archäologen das home-
rische Troja gesucht wird, hat Schliemann unter dem 14. April
folgende Mitteilungen nach Berlin gelangen lassen. Er hat
nicht nur das Terrain von Iliuin novnm in Angriff ge-
nommen, sondern auch beschlossen, die Stätte seinsr ersten
Funde, den alten Burgplatz, noch einmal zu durchforschen.
Anfangs März hatte er die Ausgrabungen des Theaters
begonnen. Der Theaterplatz liegt östlich vom Burgberg am
Abhange nach Ilinin novuin zu. Er hat große Gräben
durch die Agora gezogen und dabei vier Säulen blosgelegt,
die er nach Berlin zu senden gedenkt. Unter den sonstigen
Sachen, die er gefunden, hat ihn besonders, wie er schreibt,
ein Vasenhenkel begeistert, an dem er einen Eulenkopf ent-
deckt hat. Es ist ihm gelungen, die Schwierigkeiten zu be-
seitigen, die bisher die Besitzer des Tcrrains machten, auf
dem sich die sogen. Grabhügel des Achilles und des Patro-
klus besinden. Der Grabhügel des Achilles ist bereits gegen
Ende des vorigen Jahrhunderts einer Durchforschung unter-
worfen worden. Da aber der Veranstalter, ein französischer
Gelehrter, derselben weder persönlich beiwohnte, noch sie durch
zuverlässige Personen ausführen ließ, so darf es nicht Wunder
nehmen, datz damals der Erfolg nicht den Erwartungen
entsprach. Es wurden zwar Funde gemacht, die aber augen-
fällig einer weit späteren Zeit angehörten, so daß man vsr-
mutete, das Grabmal vor sich zu haben, das Caracalla dem
Festus gesetzt. Die von Schliemann geleiteten Ausgrabungen
beider Hügel — und Schliemann nimmt entgegen der
Schilderung des Homer in der That zwei an — hat am
11. April begonnen. Der des Achilles liegt aufragend auf
der Kante des Sigeion, wo dieses gegen den Hellespont ab-
fällt; mehr landeinwärtswo sich das Gebirge gegen die
Ebene senkt, ziemlich am Übergang in die Ebene selbst, be-
sindet sich der des Patroklos. Schon nach drei Tagen, als
Schliemann seinen letzten Brief abschickte, konnts er konsta-
tiren, daß der Hauptteil des Hügels bisher noch nie von
Menschenhand berührt wurde, daß also die französischen Aus-
grabungen nur sehr oberslächlich gewesen sein können. Da-
für spricht auch der Umstand, daß man damals auf Granit-
fels gestoßen sein will, während der Grabhügel thatsüchlich
aus Kalkfels besteht. Die bisher bei Ausdehnung eines
zehn Fuß breiten Grabens gefundenen Topfscherben weisen
nach Schliemanns Ansicht auf die homerische Zeit hin. Auch
der Patroklushügel ist schon einmal vor 20 Jahren angeblich
untersucht worden, es zeigt sich aber auch hier, datz man
damals hintergangen worden ist. Nach Beendigung der
Arbeiten an dieser Stelle will Schliemann den Grabhügel
des Protesilaos vornehmen.

Personalnachrichten.

» An dcn königl. Kunstsammlungen zu Dresdcn sind
folgende Verändsrungen vor sich geaangen: an Stelle des
in den Ruhestand getretenen Hofrat vr. Gräße ist der bis-
herige Jnspektor am Grünen Gewölbe C. Clauß zum Direk-
tor der Porzellan- und Gesäßsammlung, Or. sur. Julius
Erb stein zum Direktor des Grünen Gewölbes und Or. sur.
Albert Erbstein zum Direktor des Münzkabinets ernannt
worden.

Profeffor Hermann Götz, der bisher als Lehrer an der
Kunstgewerbeschule in Karlsruhe thätig war, ist an Stelle
des kürzlich verstorbenen Professors G. Kachel zum Direk-
tor der genannten Anstalt ernannt worden.

Dcr Maler Ernest H6bert in Paris ist an Stelle
des verstorbenen Henri Lehmann zum Professor an der
I-iools äss Ilsuux-itrts ernannt worden.

Aunstvereine.

Il-ct. Dem letzten Rechenschastsberichte der Münchencr
Künstlcrgcnoffenschäst entnehme ich nachstehende Daten. Die
Mitgliederzahl beziffert sich auf KI4, die Einnahmen und Aus-
gaben bilanziren mit 62987 Mk. 94 Pf. In der Lokalaus-
stellung des vorigen Sommers wurden 238 Kunstwsrke um
die Gesamtsumme von 95000 Mk. verkauft Das Vermögcn
der Genossenschaft beträgt 207 771 Mk. 3 Pf. Die Sommer-
ausstellung trug 3777 Mk. 48 Pf. ein. — Der für das Jahr
1883 projektirten internationalen Kunstausstellung
inMünchen steht nichts mehr im Wege, da nach einer beim
königl. Staatsministerium eingelaufenen offiziellen Nachricht
in New-Nork im genannten Jahre eine Weltausstellung nicht
stattfinden wird. Jm Hinblick darauf wurde auf Anregung
der königl. Staatsregierung eine Kommission zur Ausarbei-
tung eines Statuts für die Künstausstellung ernannt, in
welcher die königl. Staatsregierung sich vertreten lassen
wird, um der Genossenschaft ihre Wünsche zur Kenntnis zu
bringen. Diese Beteiligung des Staates scheint vielen nicht
zu behagen, sie ist aber völlig berechtigt, namentlich deshalb,
weil der Staat der Künstlergenossenschaft nicht blos das
Ausstellungslokal, den Glaspalast, für diesen Zweck unent-
geltlich überläßt, sondern auch mit einem namhaften Bar-
betrage unterstützt. Jn den Ausschuß wurden gewühlt die
Herren Professor Lindenschmit, Konr. Hoff, E. Heinel,
Ludw. Hartmann, Professor Heß, Lor. Gedon und
Wilh. Hecht. Zum Ersatz die Herren Heinr. Lang, Vikt.
Weishaupt, Praf. Alex. Wagner, T. Dennerlein, Alb. Schmid
und I. Burger.

Sammlungen und Ausstellungen.

6. v. II Dcn öffcntlichcn Kunstsainmlungen Neapels ist

durch eine Schenkung des Principe Gaetano Filan-
gieri eine bedeutende Bereicherung zu teil geworden. Der
Fürst, dessen Sammeleifer während eines langen Lebens
eins der reichsten Kunstkabinette Neapels zusammengebracht
hatte, dessen Schätzungswert anderthalb Millionen Lire be-
trägt, hat dasselbe der Munizipalität der Stadt unter der
Bedingung zum Geschenk gemacht, daß es in dem bisher auch
zum Besitz der Familie gehörigen Pal. Cuomo aufgestellt,
und dieser, ein unvollendeter Bau des 16. Jahrhunderts, zu
diesem Zweck auf Kosten der Stadt in geeigneter Weise her-
gerichtet werde. Es handelt sich hierbei um den Ausbau
eines großen Saales, der das erste Geschoß des Palastes
einnimmt, worin die Sammlung ihre Aufstellung finden soll.
Zu ihrer Beaufsichtigung und Unterhaltung ist von dem
Geber eine Rente von jährlich 2550 Lire gesetzlich sicher-
gestellt worden. Sie besteht neben vielen wertvollen Ge-
mälden der italienischen Schulen (zwei Luini's, mehreren
Domenichino's und anderen Eklektikern) sowie der Niederländer
(van Dyck, Gerh. Dou, Jan Steen, Dom. van Tol) aus einer
in ihrer Art einzigen Sammlung von Münzen und Medaillen
italienischen llrsprungs von frühester bis zu spätester Zeit
herab, aus einer Menge von Waffen und Rüstungen des
15. und 16. Zahrhunderts, größtenteils italienischen, kleine-
renteils orientalischen Ursvrungs, einer reichen Kollektion
von in Holz geschnitzten Figuren, wie sie im 16., 17. und
18. Jahrhundert zur Ausschmückung der sogenannten Urs?spi
(heil. Krippen) in Süditalien gebräuchlich waren; serner
aus einer vollständigen Zusammenstellung süditalienischer
Majoliken des 16. und 17. Jahrhunderts (zu Castelli in
den Abruzzen fabrizirt) neben anderen Majoliken mittel-
italienischen Ursprungs, aus einer Sammlung von Fächern
des 17. und 18. Jahrhunderts, antiken und venetianischen
Gläsern,chinesischem undjapanesischemPorzellan,einigenHand-
schriften mit Miniaturen und einer Anzahl prächtiger orienta-
lischer Teppiche. Auch die Manuskripte des berühmten Nor-
fahren des Stifters, Gaetano Filangieri, des Verfassers der
Loiöuös. ckslla I-SAi8ls.2ions, sollen in dem Museum ihre
bleibende Stätte finden. Das Munizipium der Stadt hat die
Schenkung mit den daran geknüpften Bedmgungen angenom-
men, dem edlen Geber seinen Dank votirt und beschlossen, den
Akt fürstlicher Freiaebigkeit durch eine Gedenktafel im Museum
zu verewigen, diesem absr sür immer den Namen „Museo
Filangieri" beizulegen.
 
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