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Kunstlitteratur. — Nekrologe.
56N
Runstgewerbliche Vorbilder. Darstellungen ausge-
wählter Arbeiten der antiken Kunstindustrie. der
Kunst des Orients und der Renaissance sowie des
modernen Kunsthandwerks. Großenteils nach Ori-
ginalausnahmen gezeichnet v. G. Kachel, Direktor
der großherzogl. bad. Kunstgewerbeschule. Karls-
ruhe, Druck u. Verlag v. I. Veith. Lieff. l u. 2. Fol.
Bei Vorlagenwerken für den gewerblichen Zeichen-
uuterricht kommt in erster Linie die zweckmäßige und
sorgfältige Auswahl der Objekte in Betracht: denn an
dem, was eben geboten wird, hat sich der Schönheits-
sinn und der Geschmack des Lerneuden zu bilden. Von
größter Bedeutung siir die Brauchbarkeit des Lehr-
mittels ist aber auch die Art der Darstellung, der
graphische Vortrag der verschiedenartigeu Gegenstände.
Eine zu gekünstelte, zeitraubende Manier wird ebenso
zu vermeiden sein, wie im entgegengesetzten Falle
durch eine zu magere Zeichnung die künstlerische
Wirkung des Gegenstandes nicht genügend zur Geltuug
gelangt. Der richtige Mittelweg wurde bei den
grvßeren hierher gehörigen Werken, die in letzterer Zeit
erschienen sind, nicht immer eingehalten; zumeist ging
die künstlerische Aussührung weit über den Bedarf der
Schule hinaus und das Vorlagenwerk erfüllte in seiner
luxuriösen Ausstattuug nicht den beabsichtigten Zweck
beim Zeichenunterricht.
Bei den vorliegenden Tafeln ist auf diesen Zweck
durchweg Bedacht genommen, und die Darstellung er-
reicht bei aller Einfachheit die notwendige Gesamt-
wirkung. Das Werk enthält nur Darstellungeu solcher
Arbeiten, welche für sich selbst ein geschlossenes Gauze
bilden, also vorzugsweise Geräte, Gefaße, Gitter u. dgl.
Detailornamentik von architektonischem oder textilem
Charakter ist ausgeschlvssen. Da die Tafeln als „Vor-
bilder" für den gewerblichen Unterricht bestimmt sind,
so wurde in der Auswahl der Stile zuuächst den
modernen Tendenzen Rechnung getragen und „nur die
Formensprache der Antike und die auf derselben basirende
der Renaissance, welche in glücklicher Vereinigung an-
tike Formgestaltung mit der Auffassung und den An-
forderungen des modernen Zeilgeistes verbindet" zur
Anschauung gebracht. Es wird daher das Werk der
Einheit des Prinzipes wegen keine Arbeiten des Mittel-
alters enthalten. Schon die vorliegenden 24Tafelnzeigen,
welche Ziele der Verfasser anstrebt, und wie er sich die
Weiterentwickelung der Renaissanceformen im modernen
Kunstgewerbe wünscht. Wir finden die griechisch-römische
Kunst in mustergiltigen Geräten, Gefäßen rc. vertretcn;
dann die italienische, französische und dcutsche Renaissance
in dcn verschiedcnsten Objekten aus Stein, Thon, Glas
und Krpstall, Holz, Eisen, Bronze rc., so daß allen wich-
tigen Zweigen des Kunstgewerbes Rechnung getragen
crscheint. Dic Zeichnungcn geben die Gegenstände auf
den 53: 75 oin messenden Tafeln in anschaulicher
Größe, meist verkleincrt, zuweilen jedoch auch nach den
Originnleu vergrößert, um das Detail deutlicher zum
Ausdrucke zu bringen. Wünschenswert wäre dübei nur,
wenn denn doch — und wäre es auch nur im Um-
riß — der betreffende Gegenstand in der Original-
größe beigefügt würde, um den richtigen Esfekt der
Ornamentik im Verhältnis zu der Größe des Gegen-
standes würdigen zu lernen, was namentlich für die
Renaissancedekoration von Wichtigkcit ist.
Die Ausstattung des Werkes ist geschmackvoll und
den künstlerischenAnforderungen vollkommen entsprechend.
Das bedeutende Unternchmcn, welches in seiner Art
einem wirklichen Bedürfnis der gewerblichen Zeichen-
schulen entgegenkom/nt, verdieut die vollste Anerkennung-
ck. D.
Studienfolge für Blumenmalerei in Aquarellfarben zum
Schul- und Hausgebrauch, von Marie Koch. Karlsruhe,
Druck und Verlag von I. Veith. Heft l u. 2. Fol.
Die vorliegenden zwei Hefte enthalten zehn Blätter mit
Pflanzenmotiven in Sepiamanier und zwei in Farben aus-
geführts Tafeln, die in ihrer Reihenfolge eine ganz treffliche
Schule für den technischen Teil der Blumenaquarellmalerei
biloen. Die Zeichnungen sind nach der Natur kopirt und
zeigen sowohl in der Auswahl als in dem anspruchslosen,
ungekünstelten Vortrage, daß die Verfasferin den Zweck der
Blätter als Vorbilder für den Unterricht wohl im Auge
behielt. Die Ausführung, namentlich der in Sepia durch-
geführten Blattstudien, ist geschmackvoll und präcise und
giebt in der Anordnung der Töne eine klare Vorstellung
von dem allmählichen Entwickeln der Schattenmassen. Bei
den farbigen Tafeln sind die bei den einzelnen Motiven an-
gewandten Pigmente bezeichnet, was für den Anfänger nur
von Vorteil sein kann. Das Werk wird in den folgenden
Lieferungen nur farbig durchgeführte Blätter enthalten und
somit in seiner Fortsetzung eine umfassende Schule der
Blumenmalerei bilden. Wir wünschen nur, daß sich die Aus-
führung auf derselbe Höhe erhält, wie wir sie an diesen ersten
Tafeln zu loben haben, welche allen Freunden der Aquarell-
malerei bestens empfohlen werden können. 4. I-.
« Von Lübke's „Grundriß der Kunstgeschichte" erscheint
demnächst sim Verlage von Ebner L Seubert in Stuttgart)
die neunte Auflage. Von der dänischen Übersetzung des
Werkes wurde kürzlich die zweite Auflage ausgegeben. Außer-
dem existiren eine schwedische und zwei englische Übersetzungen
desselben.
Nekrologe.
Chriskinn Wilbcrg P. Ein plötzlicher Tod hat
am 3. Juni dcn trefflichcn Architeklur- und Land-
schaftsmalcr aus einem Lcben voll Thätigkeit gerissen.
Jn Paris, wohin er sich zum Besuche des „Salon"
begeben hatte, raffte ihn eine Leberkrankheit nach zwei-
tägigem Leiden in einem Alter von 42 Jahren hinweg.
Jn ihm verliert die Berliner Schule, die an tüchtigen
Koloristen wahrlich nicht reich ist, einen Künstler von
eminent malerischer Begabung und von gründlichen
Fachkenntnissen, welche sich namentlich auf das Gebiet
der Perspektive erstreckten.
Wilberg wurde am 20. November 1839 zu Havel-
berg in der Mark geboren. Er begann seine Studien
bei Eduard Pape in Berlin, setzte sie dann bei Oswnld
Kunstlitteratur. — Nekrologe.
56N
Runstgewerbliche Vorbilder. Darstellungen ausge-
wählter Arbeiten der antiken Kunstindustrie. der
Kunst des Orients und der Renaissance sowie des
modernen Kunsthandwerks. Großenteils nach Ori-
ginalausnahmen gezeichnet v. G. Kachel, Direktor
der großherzogl. bad. Kunstgewerbeschule. Karls-
ruhe, Druck u. Verlag v. I. Veith. Lieff. l u. 2. Fol.
Bei Vorlagenwerken für den gewerblichen Zeichen-
uuterricht kommt in erster Linie die zweckmäßige und
sorgfältige Auswahl der Objekte in Betracht: denn an
dem, was eben geboten wird, hat sich der Schönheits-
sinn und der Geschmack des Lerneuden zu bilden. Von
größter Bedeutung siir die Brauchbarkeit des Lehr-
mittels ist aber auch die Art der Darstellung, der
graphische Vortrag der verschiedenartigeu Gegenstände.
Eine zu gekünstelte, zeitraubende Manier wird ebenso
zu vermeiden sein, wie im entgegengesetzten Falle
durch eine zu magere Zeichnung die künstlerische
Wirkung des Gegenstandes nicht genügend zur Geltuug
gelangt. Der richtige Mittelweg wurde bei den
grvßeren hierher gehörigen Werken, die in letzterer Zeit
erschienen sind, nicht immer eingehalten; zumeist ging
die künstlerische Aussührung weit über den Bedarf der
Schule hinaus und das Vorlagenwerk erfüllte in seiner
luxuriösen Ausstattuug nicht den beabsichtigten Zweck
beim Zeichenunterricht.
Bei den vorliegenden Tafeln ist auf diesen Zweck
durchweg Bedacht genommen, und die Darstellung er-
reicht bei aller Einfachheit die notwendige Gesamt-
wirkung. Das Werk enthält nur Darstellungeu solcher
Arbeiten, welche für sich selbst ein geschlossenes Gauze
bilden, also vorzugsweise Geräte, Gefaße, Gitter u. dgl.
Detailornamentik von architektonischem oder textilem
Charakter ist ausgeschlvssen. Da die Tafeln als „Vor-
bilder" für den gewerblichen Unterricht bestimmt sind,
so wurde in der Auswahl der Stile zuuächst den
modernen Tendenzen Rechnung getragen und „nur die
Formensprache der Antike und die auf derselben basirende
der Renaissance, welche in glücklicher Vereinigung an-
tike Formgestaltung mit der Auffassung und den An-
forderungen des modernen Zeilgeistes verbindet" zur
Anschauung gebracht. Es wird daher das Werk der
Einheit des Prinzipes wegen keine Arbeiten des Mittel-
alters enthalten. Schon die vorliegenden 24Tafelnzeigen,
welche Ziele der Verfasser anstrebt, und wie er sich die
Weiterentwickelung der Renaissanceformen im modernen
Kunstgewerbe wünscht. Wir finden die griechisch-römische
Kunst in mustergiltigen Geräten, Gefäßen rc. vertretcn;
dann die italienische, französische und dcutsche Renaissance
in dcn verschiedcnsten Objekten aus Stein, Thon, Glas
und Krpstall, Holz, Eisen, Bronze rc., so daß allen wich-
tigen Zweigen des Kunstgewerbes Rechnung getragen
crscheint. Dic Zeichnungcn geben die Gegenstände auf
den 53: 75 oin messenden Tafeln in anschaulicher
Größe, meist verkleincrt, zuweilen jedoch auch nach den
Originnleu vergrößert, um das Detail deutlicher zum
Ausdrucke zu bringen. Wünschenswert wäre dübei nur,
wenn denn doch — und wäre es auch nur im Um-
riß — der betreffende Gegenstand in der Original-
größe beigefügt würde, um den richtigen Esfekt der
Ornamentik im Verhältnis zu der Größe des Gegen-
standes würdigen zu lernen, was namentlich für die
Renaissancedekoration von Wichtigkcit ist.
Die Ausstattung des Werkes ist geschmackvoll und
den künstlerischenAnforderungen vollkommen entsprechend.
Das bedeutende Unternchmcn, welches in seiner Art
einem wirklichen Bedürfnis der gewerblichen Zeichen-
schulen entgegenkom/nt, verdieut die vollste Anerkennung-
ck. D.
Studienfolge für Blumenmalerei in Aquarellfarben zum
Schul- und Hausgebrauch, von Marie Koch. Karlsruhe,
Druck und Verlag von I. Veith. Heft l u. 2. Fol.
Die vorliegenden zwei Hefte enthalten zehn Blätter mit
Pflanzenmotiven in Sepiamanier und zwei in Farben aus-
geführts Tafeln, die in ihrer Reihenfolge eine ganz treffliche
Schule für den technischen Teil der Blumenaquarellmalerei
biloen. Die Zeichnungen sind nach der Natur kopirt und
zeigen sowohl in der Auswahl als in dem anspruchslosen,
ungekünstelten Vortrage, daß die Verfasferin den Zweck der
Blätter als Vorbilder für den Unterricht wohl im Auge
behielt. Die Ausführung, namentlich der in Sepia durch-
geführten Blattstudien, ist geschmackvoll und präcise und
giebt in der Anordnung der Töne eine klare Vorstellung
von dem allmählichen Entwickeln der Schattenmassen. Bei
den farbigen Tafeln sind die bei den einzelnen Motiven an-
gewandten Pigmente bezeichnet, was für den Anfänger nur
von Vorteil sein kann. Das Werk wird in den folgenden
Lieferungen nur farbig durchgeführte Blätter enthalten und
somit in seiner Fortsetzung eine umfassende Schule der
Blumenmalerei bilden. Wir wünschen nur, daß sich die Aus-
führung auf derselbe Höhe erhält, wie wir sie an diesen ersten
Tafeln zu loben haben, welche allen Freunden der Aquarell-
malerei bestens empfohlen werden können. 4. I-.
« Von Lübke's „Grundriß der Kunstgeschichte" erscheint
demnächst sim Verlage von Ebner L Seubert in Stuttgart)
die neunte Auflage. Von der dänischen Übersetzung des
Werkes wurde kürzlich die zweite Auflage ausgegeben. Außer-
dem existiren eine schwedische und zwei englische Übersetzungen
desselben.
Nekrologe.
Chriskinn Wilbcrg P. Ein plötzlicher Tod hat
am 3. Juni dcn trefflichcn Architeklur- und Land-
schaftsmalcr aus einem Lcben voll Thätigkeit gerissen.
Jn Paris, wohin er sich zum Besuche des „Salon"
begeben hatte, raffte ihn eine Leberkrankheit nach zwei-
tägigem Leiden in einem Alter von 42 Jahren hinweg.
Jn ihm verliert die Berliner Schule, die an tüchtigen
Koloristen wahrlich nicht reich ist, einen Künstler von
eminent malerischer Begabung und von gründlichen
Fachkenntnissen, welche sich namentlich auf das Gebiet
der Perspektive erstreckten.
Wilberg wurde am 20. November 1839 zu Havel-
berg in der Mark geboren. Er begann seine Studien
bei Eduard Pape in Berlin, setzte sie dann bei Oswnld