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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Bredius, Abraham: Aus den Haager Archiven, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0346

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Aus den Haager Archiven.

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uns die Tausbücher der kathvlischen Kirche in de „Onäs
Uolskrnst", worin ich aber vergeblich die Taufe seiner
eigenen Kinder suchte. Anderc Taufbncher der kathv-
tischen Kirche waren unausfindbar. Ob Arnvld van
Ravesteyn tvirklich ein Sohn des Malers gewesen ist,
weiß ich nicht. (Siehe unten.) Jn den genannten
Tanfbüchern sinde ich:

„4. ^prilis 1610. ^rno1än8, ülins Nntbinö Oso-
naräi L kotronsllas van RnvestsM. 8n8ssxsrnnt
snrn äonnnes van Ravszts^n L äoanna Rstri."

Bci der Heirat am 3. Juli 1641 des Guilielmus
van Culemburch und Agnes van Ravesteyn ist Joannes
van Navesteyn einer der Zeugen. Gleichfalls bei der
Heirat am 27. Juni 1640 des Malers AdrianuS
Hanneman, wv auch seine Gattin Anna van Berendrecht
als Zeugin erscheint. Auch schon bei der Heirat am
17. Okt. 1624 vvn Martinns Gerardi und Adelheidis
Antvnii. Jedenfalls bedeutet das Monogramm^ auf den
drei schvnen Münchener Porträts, die ich friiher auch
dem jüngeren Ravesteyn zuschrieb, Johannes Anthvnisz,
und nicht Arent Jansz. Sie stimmen in der Malerei
vvllständig mit den Haager Porträts des alten Rave-
steyn überein.

Am 3. Mai 1608 erschien „Jan van Ravesteyn,
Schildcr" vor den Schöffen van Duynen und Symon
Dcym und erklärte, daß er von Maerten Rvsa, Griffier
van der hoogen Rade in Holland für 4400 L ein
Haus gckauft habe auf der Ecke der „Raxsstrast". Neben
ihm wohnte der Ratsherr Henrick Rosa und der
„äsurvusräsr" Steven Snouck. An der einen Seite lag
das Haus an der „Uol8trast" jetzt „Oiräs Nolstraut".
Er bezahlte dieses Haus mit 1000 L comptant, und
den Rest in jährlichen Raten Vvn 350 L; 600 L
nahm er Hypotheken darauf. Am Rande liest man,
daß am 11. Juli 1635 der Advokat Mr. Cvrnelis
van Ravesteyn, Sohn des Malers, „tsr ^sorstaris Zss-
8obibeert bsbbsnäs ä'originsls Lobultbristk, vsssnäs
äoor^nsäsn, volänen, sn bsbnlt", womit derselbe im
Register rvyirt wnrde.

Jni „Oobisr vun äsn 500. psnning" Vvn 1627
finden wir ihn noch in „äs Noktrnst, Oostmjäs", und
auf 12 Gnlden taxirt. (Also anf 6000 Gulden Kapital.)

Jn einem „Cohier" von 1628 steht er auf
31 L 5 taxirt; aber es steht leider nicht dabei, zu
welchem Prozentsatz dieses berechnet ist; wahrscheinlich
der 200. xsnninZ.

Jn einem „Cohier" von Herd-Steuern von 1627
sehen wir, daß er vier Herde ini Hans hatte. Jm
„Clapwaeckersboeck" von 1645 finden wir ihn nvch im
selben Hause wvhnend. Laut den Stadtrechnungen
von 1629 erhält er am 31. Oktober 30 L 6 /S dafür,
daß er sein rictenes Dach in ein steinernes (nnt Ziegeln
belegtes) umwandelte.

Kurz Vvr seinem Tode aber finden wir ihn in
einem andern Hause, in der „Nobelstraet" an der
Nordseite, neben seinem Freunde, Kunst- und Religions-
genossen Hanneman; denn so lesen wir im „Cohier van
den 1000. penning 1654", wo er nur auf 6 L, also
wieder auf 6000 L Kapital, taxirt wird. Jm Grab-
buche der „Klosterkirche" steht „Mr. Jvhan van Rave-
steyn, Schildcr", als Besitzer der Gräber Nr. 8 und 9
in der zehnten Reihs angeschrieben. Am 2. Sept.
1675 wurden die Gräber „ovsrZsbousbt ox äsn nnsm
van äaoob van RavsstsM, ^rävobut sko. sto. Isr
bsbouvs vnn äs ässosnäsntsn vun änn vun Ruvs-
8ts^n 8ijn Zrootvaäsr". Dagegen wird dort gleichzeitig
ein Grab „overgsbonobt op äsn nnsrn van L.rsnt
vnn Rnvssts^n, nl8 soniZs 8oon sn srllASnusrn van
^.ntbon^ van Rnvs^ts^n 8obi1äsr". (Deshalb zweifle
ich daran, ob der Maler Arent van Ravesteyn Svhn
des Jan war.) Än dem „Kunstbode" 1881 gab Herr
Servaäs van Rooijen den von mir schon längst abge-
schriebenen Kontrakt des Hauptbildes unseres Meisters.
Jch übersetze ihn hier der Vollständigkeit halber:

20. November 1617. Jst durch den BUrger-
meister Mr. Pieter van Veen >) und den Schvffen
Maes, welche dazu kommittirt waren, akkordirt mit
dem Maler Ravesteyn, daß er, nach der uns im Bürger-
meisterszimmer gezeigten Skizze meisterhaft und nach
den Anforderungen der Kunst soll abbilden (kontre-
feyten) den gegenwärtigen Magistrat samt den Offi-
zieren der Stadtmiliz (Schutterije) in Anzahl ....
(offen gelassen) einer mehr oder weniger nicht berechnet,
um dieses Gemälde im neuen Zimmer des St.
Sebastians-Schützenhauses aufzuhängen; und das für
500 Gulden, inklusive Leinewand rc. Sobald das
Werk fertig ist, soll er bezahlt werden und dann wird
das Geld zurück kollektirt werden von den Personen,
die abkonterfeyet worden sind, und zwar wird man
mehr oder weniger bezahlen, je nachdem man daranf steht.

Jm Jahre 1618, nach Beendigung des schönen
Bildes, das, wie sehr es auch gelitten hat, zu den
herrlichsten Werken der Prä-Rembrandtisten gehört,
wurde der Maler frei gestellt Vvn allen Schützen-
diensten; nur solle er „brosäsr vnn niinnsn" bleiben.

Noch liest man in den „ks^olntiön" der Haager
Regierung:

25. März 1648. Wegen guter Konsiderationen
ist Johan Ravesteyn freigestellt von allen Wein- und
Bicrsteuern.

Noch 1656 treffen wir den Maler an auf der
Liste der Unzufriedenen, die eine neue „8ebi1äsr8bon-
Irsris" errichteten. (Archief, IV) Aber schon am
21. Juni 1657 lesen wir in den Begräbnisbüchern der

1) Bruder des Malers Otho van Veen, vulAO Venius.
 
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