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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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KunstlMratur. — Konkurrenzen. — Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen.

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der Krcuzbergischen Menagerie einen Lvwen in scin
Atelier bringen nnb niachte an demselben drei Wochen
hindtirch Studicn.

Jm Jahre 1857 vollendete der Künstler die nnn
in Ansbach anfgestclltc Statue dcs Dichters Grafcn
Angust Vvn Platen-Hallcrinünde nnd bcgann iin Anf-
trage der Stadt Pesth das Denkmal des Erzhcrzogs
Josef Palatin von Ungarn, tvofiir ihm der Kaiser Frnnz
Josef eigcnhttndig den Kroncnorden verlieh.

Andcre Werke Halbigs sind dic Standbilder des
Generals Grafen von Deroh und dcs Optikers Jos. v.
Frannhofcr auf dem Forum der Maximiliansstraßc zu
München (1866), eine dem Bade entsteigende Nymphe
sür New-Nork, e'me Emanzipationsgruppe für dieselbe
Stadt (1867), eine Bakchantin, auf etnem Tiger sitzend,
fnr die Großfürstin Helene Paulowna von Rußland, ein
Kruzisix auS Carraramarmor für das Mausoleum dcr
Fürstin Karl Ötlingen-Wnllcrstem, das kolvffale Reiter-
bild des KvnigS Wilhelm I. in Kannstadt. Für das
Maximilianeum in München iieferte Halbig ztvölf kolossale
Büsten in Carraramarmor, für die Stadt Kelheim die
zehn Fuß hohcn Standbildcr der Könige Ludwig I. und
Max II., für den Eisenbahlitunnel bei Erlangcn zwei
lebensgrvße Sphinxe aus Kelheimer Marmor und für
den Kirchhof in Penzing bei Wien das Standbild seines
Bruders Jvsef, neun Fuß hoch, in Marmor.

Außcrdem modellirte Halbig seit 1846 tvohl an
1060 Büsten fürstlicher Pcrsonen, Künstler und Ge-
lehrten ic. Seine letzte bedeutende Arbeit war die
Kreuzignngsgrnppe für Oberammergau im Austrage des
Königs Ludwig aus Marnior gemcißelt, mit dcr Archi-
tektur an 13 rn, jede Figur fast 4 in hoch.

Carl Albert Regnet.

Aunstlitteratur.

x. Das 2. Supplement der „Kunsthistorischen Bilder-
bogen" (Leipzig, Seemann) hat mit der 4. und 5. Lieferung
einen neuen dankenswerten Zuwachs erhalten. Die 24 Tafeln
bilden die Nummern 3S5 bis 378 der „Gesamtpublikation.
Die ersten zehn vervollständigen den Überblick, den das
Hauptwerk über die Geschichte der Malerei des 16., 17. und
18. Jahrhunderts giebt in ausgiebiger Weise. Die Nieder-
länder, die Franzosen, die Jtaliener und die Spanier sind
dalei in gleicher Weise berücksichtigt. Von den Meistern,
welche das Hauptwerk vermissen läßt, sind namentlich Patinir,
Paul Bril, Barth. van der Helst, Philipp de Champagne,
Herera d. ä. und Alonzo Cano zu ihrem Rechte gekomiiien.
Die folgenden Tafeln ergänzen die Jllustration der Geschichte
dcr Plastik im 15. und 16. Jahrhundert; Taf. 368 und 369,
dcm Heidelberger Schloß gewidmet, sind ganz besonders in-
struktiv. Taf. 376 zeigt eine Anzahl venetianischer Vau-
werke des 15. und 16. Jahrhunderts. Es folgen sodann
vier Tafeln zur Geschichte der dekorativen Malerei, der
Metallarbeit in Bronze, Eisen, Silber und Gold und der
Holzschnitzkunst des 16. und 17. Jahrhunderts. Die letzten
dreiTafeln veranschaulichen einige hervorragende Schöpfungen
der Barockzeit, den Jnvalidendom in Paris, das Berliner
Schloß, die Augsburger Brunnen u. s. w.

Aonkurrenzen.

8n. Für dcn Bau einer neuen Börse in Leipzig war
von dem dortigen Architektenverein auf Veranlassung der
Handelskammer eine Konkurrenz mit der Beschränkung auf
die Mitglieder des genannten Vereins ausgeschrieben. Die ein-
geliefertenKonkurrenzarbeiten wurden am S.September öffent-
lich ausgestcllt und zugleich die Namen der drei Sieger unter
23 Bewerbern bekannt gegeben, nümlich Hans Enger (Motto:
xrc> looo), Otto Brückwald «.Motto: Soll und Haben), und

Wilh. Alfr. Krobitzsch (Motto: Peruzzi). Die Entscheidung,
welche jedem der Auserwählten einen Preis von 1060 Mark
eintrug, wurde von dem Architektenverein selbst getroffen und
muß, soweit das Moment der Schönheit in der äußern Er-
scheinung in Betracht kommt, als zutreffend anerkannt worden.
Am meisten Beifall fand in den zunächst interessirten Kreisen
das Projekt von Krobitzsch, ein durch schöne Verhältnisse und
kräftige Gliederung der Massen ausgezeichneter Entwurf im
Stil der italienischen Hochrenaissance. Die Ausführung des-
selbsn würde den Verlust des alten, im holländischen Barock-
stil erbauten Börsengebäudes einigermaßen verschmerzen
lassen, welches in nicht gar zu langer Zeit dem Rathaus-
neubau zum Opfer fallen wird. Die Entschließung, welches
und ob überhaupt eines der prämiirten Projekte ausgeführt
werden soll, hat sich die Handelskammer vorbehalten. Die
Bausumme soll den Betrag von 800006 Mark nicht über-
schreiten.

8n. Aus Anlaß der Säkularfeier von Raffaels Geburts-
tag hat die Accademia Raffaello in Urbino eine Konkurrenz für
eiii Raffaeldenkmal ausgeschrieben, welches auf dem Platze
vor dem herzoglichen Palaste in Urbino errichtet werden soll.
Es werden Künstler aller Ländeii zur Konkurrenz zugelasfen.
Das Denkmal soll aus einer Statue Raffaels bestehen, welche
sich auf einem reichverzierten Sockel erhebt. Die zur Deckung
der Koften mit Ausschluß der Fundamentirung verfügbare
Summe beträgt 80600 Lire. Die Entwürfe, welche bis zum
28. Februar 1883 einzusenden sind und mindestens in dem
Verhältnis von 1: 10 ausgeführt sein müssen, sollen am
28. März öffentlich ausgestellt werden. Für die drei besten
Entwürfe sind Preise von 1506 bez. 1006 und 500 Lire aus-
qesetzt. Als Preisrichter werden fünf der bedeutendsten
Künstler Jtaliens fungiren, deren Namen in der Aufforde-
rung der Denkmalkommission indes nicht erwähnt sind. —
Zugleich mit der Veröfsentlichung des Konkurrenzausschreibens
hat die Raffaslakademie einen Aufruf zur Beisteuer erlassen
und sichert jedem Bsisteuernden ein Bildnis des großen
Urbinaten zu.

j)ersonalnachrichten.

Die Direktion des Rietschel-Museums in Dresden ist dem
Professor Johannes Schilling übertragen worden.

Lammlungen und Ausstellungen.

6. v. ll. Das Pariser „)lu86o rvtrospvktil'" oder
„stlussto <lv soulpturv vompurste", wie es auch genannt
wird, welches den linken Flügsl des Trocaderopalastes ein-
nehmen und die Entwickelung der französischen Plastik und
architektonischen Dekoration von dsr gallo römifchen Epoche
bis auf Ludwig XIV. herab in Gipsnachbildungen vorführen
soll, ist nun in seiner Organisation so weit gediehen, daß vor
kurzem fünf Säle desselben dem öffentlichen Besuch geöffnet
werden konnten. Die darin aufgestellten Werke bilden gleich-
sam blos das Gerippe, den Rahmen, der nun durch den
reichen Vorrat, den das Land an plastischen Monumenten
besitzt, nach und nach ausgefüllt werden soll, doch ist das
schon jetzt Gebotene bedeutend genug, um die Vortrefflichkeit
der Jdee darzuthun, und insbesondere von allen, denen es
um das vergleichende Studium dsr mittelalterlichen Kunst
Frankreichs zu thun ist, mit Freuden begrüßt zu werden. Der
erste Saal enthält einige Monumente der romanischen Kunst
des 12. und des beginnenden 13.Jahrhunderts, namentlichdas
vollständige Hauptportal der Abteikirche zu Vszelay, das süd-
liche Portal von Notre Dame du Port zu Clermont, eines
der Portale vom Querschiff der Kathedrale zu Rheims, das
Lunettenfeld mit dsr Darstellung deS jüngsten Gerichts am
Hauptportal der Kathedrale zu Autun, das Tympanon vom
Hauptportal der Abteikirche zu Moissac mit dem thronenden
Christus, umgeben von Evangelisten und Ältesten, zwei
Doppelpfeiler von den Portalen der Kathedrale zu Chartres
und den Fuß des Osterkerzenleuchters aus S. Rs'my zu
Rheims. Jm zweiten Saale finden sich Monumente der
Frühgotik des 13. Jahrhundsrts, insbesondere das Nord-
porta'l der Hauptfassade, der heil. Jungfrau gewidmet, und
das des südlichen Ouerschisfs, nach dem heil. Stephanus ge-
nannt, von Notre Dame zu Paris, das Portal des südlichen
Querschiffs vom Dom zu Amiens, mit der berühmten
 
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