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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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755

Venmschte Nachrichten.

756

Originals des 5. Jahrhunderts v. Chr., als Bild eines
jugendlichen Dionysos aus dieser frühen Periode für die
Geschichte der griechischen Göttergestalten ebenso so lehrreich,
wie bei trefflicher Erhaltung durch ormenvollendung her-
vorragend und zum künstlerischen Studium einladend. Ein
anderes ersreuliches Geschenk fiel dsn Antikenabteilungen
des königl. Museums durch die Güte des Prof. Friedrich
Thiersch in München, in Gestalt eines großen Kartons zu,
der eine landschaftliche mit reicher Staffage belebte Rekon-
struktion der Akropolis von Pergamon darstellt.
Das Bild, welches Thiersch nach den Resultaten der Aus-
grabungsarbeiten und nach eigener Anschauung der Örtlich-
keit zu einem Lehrzwecke ausgeführt hatte, ist im pergameni-
schen Saale des alten Museums ausgehängt. Zu der längst
in der Rotunde aufgestellten malerischen Darstellung, welche
wir dem zu frühverstorbenen Christian Wilberg von der
Wirklichkeit des heutigen Pergamon verdanken, tritt es als
phantasievolle Veranschaulichung der glänzenden Vergangen-
heit des Platzes, dessen kostbare Trümmsr wir besitzen, hoch-
willkommen hinzu.

ü,At. München. Bei Angerer und Kollmann, Zweig-
straße 60 hier ist eine hochinteressante etwa 30 Nummern
umfassende Sammlung alter Holzskulpturen ausgestellt. Die
Stücke datiren von der besten Zsit der romauischen Kunst-
periode in Deutschland herab bis zu den Tagen der Spüt-
renaissance und des Rokoko. Die Statuen sind bis auf
wenige Ausnahmen noch mit der altsn Fassung in Gold und
Farben versehen und erregen die Aufmerksamkeit aller Kenner.

Dublettcn der Olympiasnnde. Vor einigen Monaten
erregte die Nachricht, daß nach langer Mühs deutscherseits
die Kammern in Athen beschlossen hätten, alle Dubletten
aus den Olympiafunden an Berlin abzutreten, in allen sich
für Kunst interessirenden Kreisen großes und ungeteiltes
Jnteresse. Jn kurzer Zeit, vielleicht bereits in der nächsten
Woche, steht nun das Eintreffen der ersten Sendungen jener
Schätze in Berlin zu erwarten. Die srsten olympischsn
Kunstwerke, die wir erhalten, werden kleinere Gegenstände,
als Bronzen und Terrakotten sein, welche zu ihrem Platz
bei den großen Abgüssen im Camposanto gebracht werden
dürften. Bemerkenswert ist es übrigens, daß es der Direk-
tion sür die olympischen Erwerbungen, bestehend aus dem
geh. Regierungsrat Prof. Curtius, wirkl. Legationsrat
Rudolf Liudau und geh. Baurat Prof. Adler, nur mit
großer Mühe möglich war, die Gelder für die Herbei-
schaffung dieser Schätze zu erhalten. Die Museumsdirektion
hatte keine Veranlassung, aus ihren ohnehin stets stark in
Anspruch genommenen Fonds zu dem erwähnten Zweck
Mittel zu bewilligen; man wies die Herren an den Reichs-
tag. Auch dieser lehnte ab und bezeichnete den Landtag als
zuständige Körperschaft in dieser Angelegenheit. Aber der
Landtag interessirte sich eben so wenig und wies die Herren
an —- die Museumsdirektion. Die Herren waren also jetzt
gerade soweit wie vorher und kamen endlich zu dem Ent-
schluß, alle Publikationen über die olympischen Altertümer
zusammenzustellen und einem Verleger zu übergeben. Das
Honorar, welches der Buchhändler für das Verlagsrecht
dieses großen Werkes zahlte, wird nun bsnutzt, um die er-
wähnten Funde herbeizuschasfen. (T. R.)

Die Jnternationale Ausstclliing in Amsterdam, welche
während der Monate Mai bis Oktober des nächstsn Jahres
stattfindet, wird laut dem uns zugegangenen Prospekt auch
eine Abteilung für Werke der bildenden Künste haben. Als
Bedingung für die Annahme gilt, dah dis Werke zwischen
dem l. Januar 1879 und dem Tage der Eröffnung der
Ausstellung entstanden sind. Alle Sendungen sind an die
Adresse: Lxxosition intsrna,tionals cl'^instsrcka.in sn 1883
ü Linstsrckain, 8setion äss ösa,ux-ii.rts zu richten und
zu irankiren. Weitere Auskunft über die Ausstellungsbe-
dingungen erteilt dsr 6oininiss«irs Asnsrul cls 1'sxposition
intsrnntionnls cl'lLnistsrcknni en 1883, knz-s Lus. — Nach
einer uns vom königl. preuß.Kultusministerium zugegangenen
Nachricht findet eine osfizielle Beteiligung Deutschlands an
der Ausstellung nicht statt.

Aus Aachcn schreibt man uns: Unser Mitbürger Herr
Vartholdt Suermondt hat aus Veranlassung einer
schweren Krankheit dem Aachener Museum etwa fünfzig Ge-
mälde aus der Zahl derjenigen geschenkt, welche, aus seiner
früheren Sammlung herrührend, im Jahre 1874 nicht für die

Berliner Galerie erworben worden sind, oder welche er seitdem
neu erworben hat. Die fortschreitende Besserung aestattete
es dem Geschenkgeber schon heute dem Vorstande bes Mu-
seums den Besitz der geschenkten Gemälde zu überweisen.
Abgesehen von den „Wilden", dem hervorragenden Bilde
von Paul Meyerhsim, welches deshalb in den weitesten
Kreisen bekannt geworden ist, weil der geschätzte Berliner
Meister dasselbe auserwählt hatts, damit es ihn auf der
Pariser Weltausstellung von 1878 repräsentirs, besteht die
Schenkung aus älteren Werken der spanischen, niederlän-
dischen, deutschen und italienischen Schule. Unter den Spa-
niern ist in erster Linie zu nennen das prachtvolle Porträt
eines spanischen Ratsherrn von Murillo und sodann als
große Seltsnheit ein mit besonderer Sorgfalt ausgeführter
„Loos doirio" von Divino Morales; ferner befindet sich
darunter ein Zurbaran, ein Pedro de Moya und ein
Orrente. Unter den Niedsrländern, etwa 35 an der Zahl,
befinden sich Werke von Hsrri met de Bles, van der
Meer van Haarlem, Jan Steen, Pynacker, Brou-
wer, Jan Breughel, van Aelst und van Goyen. Die
deutsche und italienische Schule ist weniger zahlreich ver-
treten. Bekanntlich hat Herr Suermondt, als er im Jahre
1874 der preußischen Regierung seins berühmte Sammlung
verkaufts, unter anderem ein Gemälde von dem Verkaufe
ausgeschlossen, welches dis Perle der ganzen Sammlung
bildete. Es ist dies „Der Sturz der Verdammten" von
Rubens, ein Gemälde, welches bezüglich der Komposition
und der Großartigkeit dsr Auffassung unerreicht ist. Es
wird uns nun von einer Seite, welche wir für gut unter-
richtet halten, versichert, daß Herr Suermondt auch über den
„Sturz der Verdammten" zum Vorteils des noch jungen
Aachener Museums disponirt habe.

Vermischte Nachrichten.

kAt. Die Beleuchtung von Bildern mit elektrischem Licht
in der Elektrizitätsausstellung zu München ist noch zu mangel-
haft, um darauf ein endgültiges Urteil zuzulassen. Sie erfolgt
durch zwei Systeme, durch Edisonsche Glühlichter und durch
Bogenlampen von Siemens und Halske. Letzteres ist zur Zeit
nur teilweiss durchgeführt und gab nur am Absnde der Er-
ösfnung der Ausstellung einigermaßen verlässige Anhalts-
punkrs.' Man konnte wnhrnehmen, daß das mondscheinähn-
liche Licht der Bogenlampen die Farbengebung nicht wesentlich
alterirt, wohl aber Schatten und Licht schärfer hervortreten
läßt als das Tageslicht. Andererseits gewinnen Bilder mit
kühlem Tone außerordentlich, wie sich das namentlich an
dem Kruzifix von Gabriel Max zeigt, das der Kunsthändler
Lehmann von Prag hierher geschickt. Anlangend die Edison-
schen Glühlichter, so zeigen selbe in ihrer rötlichen Farbe
große Ähnlichkeit mit dem Gaslicht und verleihen den Bildern
im allgemeinen einen das Auge wohlthuend berührenden
warmeii Goldton. Zu Gunsten dieser Beleuchtung spricht
auch die größere Ststigkeit des Lichtes.

Die Gurlittsche Kunsthandlung in Berlin hat vor einigen
Monaten acht geschickte Holzschnitzer aus Florenz nach Berlin
übergesiedelt und eine Fabrik von geschnitzten Bilderrahmen
eröffnet. Es sollen nach und nach die besten Rahmen der
italienischen Galerien kopirt werden. Ein junger Architekt,
den die Anstalt nach dem Süden geschickt hat, nimmt die-
selben auf. Vorbilder im Gewsrbemuseum in Berlin sollen
sich anschließen, ebenso das Beste aus dem Besitze der Ge-
mäldegalerie des königl. Museums. Für letztere hat in
jüngster Zeit Direktor Bode glückliche Erwerbungen ge-
macht, an denen die Jndustrie ganz eigenartige Norbilser
der höchsten Schnitztechnik studiren kann. Zu diesen Vor-
bildern der alten Kunst werden sich Entwürfe moderner
Künsiler gesellen, die eine demnüchst auszuschreibende Konkur-
renz zur Mitarbeiterschaft heranziehen soll. (Rat.-Ztg.)

T Jm königl. Opcrnhause in Berlin glitt am Abend
des 5. Oktober der eiserne Vorhang herab und zerriß im
Fallen den Leinwandvorhang, welcher mit einem Bilde
A. v. Heydens „Arion auf deir Meereswogen" geschmückt ist,
das im sechsten Jahrgange der „Zeitschrist" in einer Radirung
des Künstlers von uns reproduzirt worden ist.

Zur Restaurirung bes Merseburger Doms sind aus
der Kasse des Domstifts 132000 Mk. angewiesen worden.
 
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