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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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Warncke, Paul: Berliner Kunstausstellungen
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0147

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277

Bücherschau.

278

Das Beste seiner Bilder war diesmal ein Bild aus
Skandinavien, die »Skären«, ein Werk, das in gross-
zügiger, machtvoller Weise jene eigenartige nordische
Landschaft schildert, und in dem die Darstellung des
Wassers nicht weniger gelungen ist, als die der Luft
und des fern in feinen Tönen verschwimmenden
Horizontes.

Fritz von Uhde war mit ausgereiften Arbeiten auf
dem Plan erschienen. Vor allem die »Modellpause«,
in der uns die Modelle zu einer »heiligen Familie«
ausruhend vorgeführt werden, ist voll tiefer Stimmung
und Abrundung, und dies mit Kühnheit und Breite
hingestrichene grosse Büd giebt einen neuen Beweis
von der monumentalen Kraft des Meisters. Einige
kleinere Porträtstudien, Kinderköpfchen, und eine herr-
liche Scene »Am Fenster« verstärkten den Eindruck
seines grossen Könnens, während der Wert der Oe-
samtausstellung durch einige meisterliche Schöpfungen
des grossen Sisley, unter denen die romantische
»Strasse nach Versailles«, die poesievolle »Waldlisiere«,
und die »Umgebung von Marly« hervorragten, durch
einen herrlichen »Studienkopf« Leibl's und einen
wunderbaren älteren Liebermann, »Die Kinderschule«,
sowie durch eine neue Kleinplastik Qaul's, zwei
nebeneinander dahintrottende Schafe, noch erhöht
ward.

Neben solchen Darbietungen verschwand die jüngste
Ausstellung bei Eduard Schulte durchaus. Die Mün-
chener Graphiker, unter ihnen der tüchtige Heinrich
Wolff, der fein empfindende H. Völkerling und andere
gaben zwar Ausgezeichnetes, und neben Michael und
Anna /4/zc/zcr-Kopenhagen, die wieder einige sehr
gute Werke gesandt hatten, verdient ein schlichtes
Porträt des kürzlich verstorbenen Professors Albrecht
Weber von Thea Schleusener-Berlin rühmende Er-
wähnung. Vor allem indessen ragte Heinrich Zügel's
gewaltiges Gemälde »Sauhatz« hervor, eine Darstellung
voll malerischer Grösse und Feinheit, voll sprühenden,
packenden Lebens. In übrigen aber wurden die Schul-
te'schen Räume durch die Gruppe »Jagd und Sport«
ausgefüllt, und die erwähnten trefflichen Kunstwerke
verschwanden fast ganz gegen die grosse Zahl ihrer
Darbietungen, die abgesehen etwa von einigen Ar-
beiten Friese's, J^uhnert's und Wagner's, den Jäger
und Sportsman vermutlich mehr interessieren, als den
Kunstfreund. PAUL WARNCKE.

BÜCHERSCHAU
Sammlung ausgewählter Briefe an Michelagniolo
Buonarroti. Nach den Originalen des Archivio Buo-
narroti herausgegeben von Dr. Karl Frey. Berlin. Verlag
von Karl Siegismund. 189g.

Von den etwa 600 Nummern umfassenden Briefen
an Michelangelo, welche zum grösseren Teil noch niemals
gedruckt worden sind, hat Frey in einem besonderen Bande
336 herausgegeben. Man hat ihm in Florenz für diese
Veröffentlichung' wenig Dank gewusst. Sonst in der
Welt wird man diesen übel angebrachten Lokalpatrio-
tismus der Florentiner Gelehrten wenig würdigen und dem
Herausgeber der Gedichte Michelangelo's dankbar sein,
dass er die Fülle seiner Erfahrung und den unermüdlichen
Fleiss, welcher ihm eigen, auch auf die Herausgabe der

Briefe an Michelangelo gewandt hat. Diese Briefe, welche
vor allem Michelangelo's Aufenthalt in Florenz von 1516
bis 1526 in ein neues Licht rücken, geben über Lebens-
umstände, Arbeiten und persönliche Beziehungen des
Meisters die wichtigsten Aufschlüsse. Leider fehlen wichtige
Familienbriefe, und auch in der Freundeskorrespondenz
bemerkt man grosse Lücken, weil Frey nicht Zeit fand
alle Dokumente zu kopieren, die übrigens in wohl-
geordneten Abschriften im Archivio Buonarroti vorhanden
sind. Frey begleitet mit gewohnter Gewissenhaftigkeit
die Briefe, soweit es nötig war, mit erklärendem Kom-
mentar und giebt am Schluss des Bandes ein chrono-
logisches Verzeichnis der Briefe, unter denen er besonders
die noch nicht gedruckten zur Publikation ausgewählt hat.
Nun wurden bekanntlich von Gotti, Symonds, Müntz u. a.
zahlreiche Briefe aus dem Archivio Buonarroti im Auszug
oder ganz publiziert. Da ist es zu bedauern, dass Frey
sich nicht entschlossen hat, mit den ungedruckten Doku-
menten die schon gedruckten in chronologischer Anordnung
zu veröffentlichen. Der Wert seiner Ausgabe würde da-
durch unendlich erhöht worden sein; es wären eben alle
Briefe an Michelangelo, die wir nun auch heute mühsam
an verschiedenen Orten suchen müssen, soweit sie der
Forschung erschlossen, in einer Sammlung zusammengefasst
gewesen. Das es nicht geschehen, ist umsomehr zu be-
klagen, als man sich nach Frey's Publikation in Florenz
noch schwerer entschliessen wird, einen vollständigen Kodex
der Briefe an Michelangelo herauszugeben. E. St.

Prof. Dr. P. Lehfeldt, Einführung in die Kunst-
geschichte derThüringischen Staaten. Jena. G. Fischer.
1900. 19g S. gr. 8°. Mit 141 Textabb. Preis brosch.
4 M., geb. 5 M.

Der unlängst verstorbene Herausgeber der »Bau- und
Kunstdenkmäler Thüringens« hat es unternommen, in dem
vorliegenden Bändchen eine Ergänzung zu den von ihm
seit 1888 herausgegebenen Inventaren zu liefern. Der Ver-
fasser hat den Titel »Einführung in die Kunstgeschichte
der Thüringischen Staaten« gewählt, und es vermieden, von
»Thüringischer Kunstgeschichte« zu sprechen; mit Recht,
denn einesteils hat Thüringen in der Kunstentwicklung nur
eine bescheidene Stelle eingenommen, andererseits kam es
dem Verfasser in erster Linie auf die heute noch in den
thüringischen Staaten bewahrten Denkmäler an, und diese
thüringischen Staaten umfassen heute teils weniger teils
mehr Gebiet als in einer thüringischen, schliesslich von der
sächsischen nie zu trennenden Kunstgeschichte behandelt
werden müsste.

Das Buch trägt den Charakter eines Wegweisers durch
die Inventare in stärkerem Masse als es für den Leser an-
genehm ist. Kurzen Einleitungen folgen zahlreiche, aber
sehr knapp gehaltene Hinweise auf die einschlägigen Denk-
mäler. Das frühe Mittelalter bis zum Ende der romanischen
Periode ist sehr kurz behandelt worden. Namentlich der
Übergangsstil hätte eine eingehendere Würdigung verdient;
entfaltet sich doch im 13. Jahrhundert in den dem eigent-
lichen Thüringen östlich und nördlich benachbarten Ge-
bieten die Plastik und die Malerei zu einer Blüte, wie sie
sonst in Deutschland nicht erreicht worden ist. Sehr mit
Unrecht hat Lehfeldt von den eng zusammengehörigen
Denkmalen der Malerei und Plastik dieser Periode jene
dem romanischen, diese dem gotischen Stil zugewiesen.

Das Schwergewicht der Darstellung ist auf die Schilde-
rung der Renaissance- und Barockperiode verlegt. Künstler-
Individualitäten von grösserer Bedeutung treten eigentlich
nur in der ersteren hervor, neben dem aus Franken ge-
bürtigen Lucas Cranach der Architekt Nicolaus Groinann,
Die Mehrzahl der Werke ist bescheideneren Charakters; er-
freulich sind namentlich viele Arbeiten vorwiegend deko-
 
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