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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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Jacobsen, Emil: Esther, Ahasver und Haman beim Mahle: Gemälde im Museum zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0186

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355

Esther, Ahasver und Haman beim Mahle.

356

gut zum Stil des Bildes. Es ist die Periode, in welcher
der Meister auf Pracht und Glanz der farbigen Er-
scheinung das grösste Gewicht legt. Es ist das Jahr,
welches die 1642 vollendete »Nachtwache« hervor-
brachte. Hier kommt — wie schon bemerkt — der
Typus der Esther, wenn auch etwas kindlicher, in
der Gestalt des jungen Mädchens vor1).

1) Wahrscheinlich liegt der Typus von Rembrandt's
Schwester (Lysbeth Harmensz) diesen beiden zu Grunde.
Man vergleiche sie besonders mit dem Bildnis bei Fürst

Das Bild könnte indessen auch als unbezeichnet
von der Hand Rembrandt's sein, denn er hat gegen
ein Drittel seiner Werke nicht bezeichnet1).

Meine Untersuchung in Köln schloss mit einem
Fragezeichen. Als ich von Köln nach Amsterdam
kam, war natürlich das erneute Studium von Hou-
braken's grooter Schoubourgh eine meiner ersten Be-
schäftigungen. Da fand ich im »Leben Rembrandt's«
folgende Notiz: »In demselben Kabinett (das des Bürger-
meisters Jan Jacobzen Hinloopen) ist noch ein anderes
Bild von Rembrandt: Haman, Esther und Ahasver

Esther, Ahasver und Haman beim Mahle
Gemälde im Wallraf-Richartz-Museum zu Köln S

Liechtenstein in Wien. Die Züge sind sehr [ähnlich: der
dicke runde Kopf, die vorstehende Stirn, die kurze Nase
kommen auch hier vor. Wenn das Porträt einer jungen
Frau in der Brera, ganz ähnlich gekleidet, dieselbe Person
darstellt, dann hat der Meister mit den Zügen seiner
Schwester sich dieselbe Freiheit genommen wie so oft
mit seinen eigenen: er hat sie idealisiert. Dem Gesicht
hat er durch Verlängerung des Kinns eine längliche Form
gegeben, die knollige Nase hat er korrigiert und mehr
gerade gemacht. Die Tracht ist, wie gesagt, dieselbe.
Doch auch hier hat er verschönert. Die Goldstickerei, die
den Mantel oben einfasst, im Muster identisch, ist im
Brerabildnis bedeutend breiter und reicher geworden. —
Esther erinnert auch an die Artemisia in der Pradogalerie.

beim Mahle, dessen Inhalt der Dichter Jan Vos, ein
verständiger Kunstkenner, nebst den darin zum Aus-

Ich führe noch an, dass federgeschmückte Turbans
gerade um diese Zeit häufig vorkommen, so bei einer
Figur in Simson's Hochzeit 1638 (Dresden) und in der
Aussöhnung Esau's und Jacob's, 1642 (Eremitage). Der
Turban im letztgenannten Bilde ist fast identisch mit dem
des Königs Ahasver.

1) Von 377 in Bode's »Studien« notierten Gemälden
sind 110 nicht bezeichnet. Auch falsche Rembrandt-Signaturen
kommen auf echten Bildern vor, z. B. auf der »Ehebrecherin
vor Christus«, beim Duke of Marlborough.
 
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