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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,2.1905

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Heft 15 (1. Maiheft 1905)
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Unsere Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0225

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Nur einen Gruß gleichsam wollen unsre Noten zur Schillerfeier mitgeben.
Unsere musikalischen Leser wissen, wie schwer es ist, Schiller durch die Musik
zu verherrlichen. Das einzige ewige Werk wäre Beethovens neunte Symphonie,
die s859 Schillerscher Gunst ihre letzte Verbreitung verdankte, um sich OOä
als ebenbürtige Schöpfung zur Feier darzubieten. Genug, wenn wir auf
Beethoven hingewiesen haben; etwas aus der Neunten wiederzugeben Hieße
in solchem Fall zweifeln am Strebeu des Musikfreundes, der sich jetzt die
Symphonie auf irgend eine Weise aus begeistertem Bedürfnisse heraus, zu
eigen machen wird. Aber es gibt ja, wie der Dürerbund zeigte, eine statt-
liche Reihe von Kompositionen, an welche die Schillerfeier erinnert; der
Gefeierte selbst hatte nicht solch ein inniges, notwendiges Verhältnis zur
Musik, daß er uns heute unwillkürlich etwas Bestimmtes ans Herz legte.
Also wir haben die Wahl. Und so bitten wir den Leser, sich den Männerchor
von Peter Cornelius anzusehen. Einer kleinen Episode aus der G'locke
lauscht der Tondichter die musikalische Stimmung ab; daß sie ernst und
schwer ist, dürfte dem Feste mit seinen mannigfachen Gegebenheiten kaum
widersprechen. Mögen die Singenden vor einigen Schwierigkeiten nicht zurück-
schrecken! Wenn die homophone, auf harmonischen Ausdruck abzielende Satz-
weise in ihren bezeichnenden Ausweichungen dem Ohre einmal eingeprägt
ist, wird sich der Sinn willig dem tief empfundenen Gehalt hingeben. Brauchen
wir auf einzelnes, wie den unaufdringlichen Glockenton des zweiten Basses,
aufmerksam zu machen? Wir fürchten die Freude zu stören, die man über
selbstentdeckte Schönheiten empfinden wird. Das Stück ist so gesetzt, daß
es mühelos am Klavier auf den musikalischen Wert geprüft werden kann;
kaum ist nötig zu bemerken, daß die beiden im Biolinschlüssel notierten
Stimmen eiue Oktave tiefer erklingen. Etwas mehrstimmiges wählten wir,
damit das festli-che Gesühl der Gemeinsamkeit und gemeinsam verbundener
Mitwirkung zum Ausdruck komme. Ueber die Gesamtausgabe der Werke
von Peter Cornelius wird der Kunstwart sofort nach Abschluß des Unter-
nehmens berichten; unser Chor ist dem zweiten Band entnommen. Der
erste enthält die Lieder, der zweite Duette und Chöre, der dritte die
ursprüngliche Partitur des „Barbier von Bagdad".

Verantworttich: der Herausgeber Ferdinand Avenarius in Dresden-Blasewitz — Mit-
leitende: Eugen Kalkschnridt, Dresden-Blasewitz; für Musik: vr. Karl Grunsky in
Stuttgart; sür bildende Kunst: Prof. Paul Schultze-Naumburg in Saaleck bei Kösen in
Thüringen — Sendungen sür den Text ohne Angabe eines Personennamens an die „Kunst-
wart-Leitung' in Dresden-Blasewitz; über Musik an vr. Karl Grunsky, Stuttgart,
Stitzenburgstr. l-— Manuskripte nur nach vorh erig er Vereinbarung, widrigenfalls
keinerlet Verantwortung übernommen werden kann — Verlag von Georg D. W. Callwey,
Druck von Kastner L Callwey, kgl. Hofbuchdruckerei in München — Bestellungen, Anzeigen
und Geldsendungen an den Verlag Georg D. W. Callwey in München

s88 Runstwart XVIII, jö
 
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