Wagnerfreund! Erfreulich und be-
denklich zugleich erfcheinen uns die
„Vorlefungen über Wagner", die
Prof. Adler im gleichen Verlag
herausgegeben hat. Der Leser wird
auseinanderhalten, was ihn unter-
richtet und belehrt — das ist fehr
hübfch gegeben — und was ihm
als Maßstab in die Hand gedrückt
wird. Gewiß hat der Universitäts-
lehrer die Pflicht, Wagner in die
allgemeine Entwicklung einzuordnen;
dabei follte er aber Begriffe wie
die des Klafsischen und Romantischen,
die jeder anders auslegt, gerade als
unwissenschaftlich fchwinden lassen.
Von Richard Weltrich ist bei
Gg. Reimer eine Schrift über „Wag-
ners Tristan und Jfolde als Dich-
tung"verlegt worden. Mir perfönlich
fcheint: ein paar „Anstände" in Wag-
ners Sprache gibt es wohl. Wenn
man aber in dieser Weise mit Erfolg
vorgehen wollte, müßte man vorher
Wolzogens Schriften über den Ge-
genstand widerlegen; fie find bei
Reinboth in Leipzig erschienen. Vieles
aus Weltrich wird fich Tappert für
die dritte Auflage feines „Wagner
im Spiegel der Kritik", nicht entgehen
lafsen (Leipzig, Siegel). Wir emp-
fehlen den Lesern, in diefem Buche
von Zeit zu Zeit zu blättern; es
ist fo unterhaltsam wie der Sim-
plizissimus und bekämpft ebenso
gründlich wie diefer Rousseaus An-
nahme von der Gutartigkeit des Men-
fchengeschlechts. Aber besonders
übel waren die Kleinen im (9- Jahr-
hundert auch wieder nicht; Goethe und
Schiller haben Aehnliches erfahren.
Das Große bringt ja Kleines not-
wendig ans Tageslicht, wie die Sonne
die Stäublein glänzen macht.
Um mit lieblicheren Tönen zu
fchließen, legen wir am End-e die
neue kleine Partiturausgabe des
Siegfried-Jdhlls, die Schott
befchert hat, den Musikfreunden auf
den Tisch. Das handliche Format
272
birgt einen prächtigen, hinreichend
deutlichen Druck. Und mancher Un-
verbesserliche wird ausrufen: nicht
bloß die Augen, es werden auch die
Ohren hier gefchont! R Grunsky
(A Auch ein Liederbuch
Zu dem bekannten, mit Recht be-
liebten kleinen Kommersbuch und
Studentenliederbuch des Verlages Re-
clam sind neuerdings auch die Me-
lodien „gesetzt für Klavier von
W. R. Schmidt" erfchienen. Die
Durchsicht derselben überzeugt bald,
daß die Bearbeitung von durchaus
unberufener Hand herrührt.
Für den fchlechten Klaviersatz nur
folgendes Beispiel:
Nr. 5: „Als die Römer frech ge-
worden", Takt 2:
^ ^ 8-
? 8 ^ s I'
( 8tir
8erim 8im 8irn 8iirr 8im,
^ ^^-
Nr. 26: „Prinz Eugen" ist gänz-
lich verfehlt im 6/g Takt notiert, und
noch dazu ist dem Herausgeber nicht
einmal der Unterschied zwischen 6/^
und 6/^ Takt klar!
-^
^-- v,
r—7-» »^ »- - «
^ ' .
Die Melodie von Zelter zu
Goethes „König in Thule", ursprüng-
lich im Baß, ist in die Oberstimme
verlegt, zugleich aber auch im Baß
beibehalten worden, fodaß folgendes
Gebilde mit fortwährenden Oktaven-
und Quintenparallelen entstanden ist:
-
,
-!-!—-
_
Runstwart XVIII, (7
denklich zugleich erfcheinen uns die
„Vorlefungen über Wagner", die
Prof. Adler im gleichen Verlag
herausgegeben hat. Der Leser wird
auseinanderhalten, was ihn unter-
richtet und belehrt — das ist fehr
hübfch gegeben — und was ihm
als Maßstab in die Hand gedrückt
wird. Gewiß hat der Universitäts-
lehrer die Pflicht, Wagner in die
allgemeine Entwicklung einzuordnen;
dabei follte er aber Begriffe wie
die des Klafsischen und Romantischen,
die jeder anders auslegt, gerade als
unwissenschaftlich fchwinden lassen.
Von Richard Weltrich ist bei
Gg. Reimer eine Schrift über „Wag-
ners Tristan und Jfolde als Dich-
tung"verlegt worden. Mir perfönlich
fcheint: ein paar „Anstände" in Wag-
ners Sprache gibt es wohl. Wenn
man aber in dieser Weise mit Erfolg
vorgehen wollte, müßte man vorher
Wolzogens Schriften über den Ge-
genstand widerlegen; fie find bei
Reinboth in Leipzig erschienen. Vieles
aus Weltrich wird fich Tappert für
die dritte Auflage feines „Wagner
im Spiegel der Kritik", nicht entgehen
lafsen (Leipzig, Siegel). Wir emp-
fehlen den Lesern, in diefem Buche
von Zeit zu Zeit zu blättern; es
ist fo unterhaltsam wie der Sim-
plizissimus und bekämpft ebenso
gründlich wie diefer Rousseaus An-
nahme von der Gutartigkeit des Men-
fchengeschlechts. Aber besonders
übel waren die Kleinen im (9- Jahr-
hundert auch wieder nicht; Goethe und
Schiller haben Aehnliches erfahren.
Das Große bringt ja Kleines not-
wendig ans Tageslicht, wie die Sonne
die Stäublein glänzen macht.
Um mit lieblicheren Tönen zu
fchließen, legen wir am End-e die
neue kleine Partiturausgabe des
Siegfried-Jdhlls, die Schott
befchert hat, den Musikfreunden auf
den Tisch. Das handliche Format
272
birgt einen prächtigen, hinreichend
deutlichen Druck. Und mancher Un-
verbesserliche wird ausrufen: nicht
bloß die Augen, es werden auch die
Ohren hier gefchont! R Grunsky
(A Auch ein Liederbuch
Zu dem bekannten, mit Recht be-
liebten kleinen Kommersbuch und
Studentenliederbuch des Verlages Re-
clam sind neuerdings auch die Me-
lodien „gesetzt für Klavier von
W. R. Schmidt" erfchienen. Die
Durchsicht derselben überzeugt bald,
daß die Bearbeitung von durchaus
unberufener Hand herrührt.
Für den fchlechten Klaviersatz nur
folgendes Beispiel:
Nr. 5: „Als die Römer frech ge-
worden", Takt 2:
^ ^ 8-
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( 8tir
8erim 8im 8irn 8iirr 8im,
^ ^^-
Nr. 26: „Prinz Eugen" ist gänz-
lich verfehlt im 6/g Takt notiert, und
noch dazu ist dem Herausgeber nicht
einmal der Unterschied zwischen 6/^
und 6/^ Takt klar!
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Die Melodie von Zelter zu
Goethes „König in Thule", ursprüng-
lich im Baß, ist in die Oberstimme
verlegt, zugleich aber auch im Baß
beibehalten worden, fodaß folgendes
Gebilde mit fortwährenden Oktaven-
und Quintenparallelen entstanden ist:
-
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Runstwart XVIII, (7