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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,2.1905

DOI Heft:
Heft 19 (1. Juliheft 1905)
DOI Artikel:
Schultze-Naumburg, Paul: Heimatschutz, [3]: die Würzburger Neumünsterkirche
DOI Artikel:
Ratzel, Friedrich: "Ueber Naturschilderung"
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https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0398

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schon sollte eine solche Bebauung als das Bessere erscheinen, denn
es ist doch fraglos, daß in einer so bevorzugten Lage ein so großer
Gebäudekomplex wirtschaftlich weit wichtiger ist, als ein leerer und
vollkommen unnötiger Platz. Alle die Einwände, die sich gegen eine
bessere Gestaltung immer wiederholen (zum Beispiel die der Laden-
besitzer. daß ihnen das Licht genommen würde), sind doch wirklich
zu haltlos, um ernst genommen zu werden. Nach solcher Logik hätte
ja kein Laden iu einer Straße genug Licht, sondern alle müßten
sich an großen freien Plätzen besinden, was doch die allerwenigsten
Läden tun. Wollten wir auf alle die Einwände, die leichten Herzens
ohne tiefere Sachkenntnis ausgesprochen werden, näher eingehen, so
hieße das wieder eine Enzyklopädie des Städtebaues schreiben.

Die Jdee der Bebauung des Münsterplatzes hat ja nun nie
geruht, und die Stimmen, die sie sorderten, wollten nicht verstnmmen.
Trotzdem hat sich bis jetzt nichts gerührt und seit Jahren liegt der
Platz öde und kahl da.

Wie lange soll es noch dauern, bis diese Lücke in einem der
schönsten Städtebilder sich wieder schließt?

paul Schultze-Naumburg

„rieber j^alursekilcierung" von frieclrick RalLel*

(Aus dem Vorwort)

Berührt sich nicht das Streben, dem dieses Büchlein entsprungen
ist, in diesem Punkte mit dem Rufe nach Schulerziehung zum Kunst-
verständnis? Diese Erziehung kann ich allerdings in keinem anderen
Sinne aussassen, als in dem: durch Knnst zur Natur, vom Lernen
znm Sehen, vom Nachschafsen zum Mitsühlen, zum Selbsterleben.
So verstanden, ist es ein schöner Gedanke, daß den Winter der rein
verstandesmäßigen naturwissenschastlichen Aufklärung ein sonniger
Frühling der Naturfrende und Natnrbesreundung vertreiben könnte,
in dem der blütenreiche Kranz von körperlichem und gemütlichem
Erleben und von Gedanken, die wir Naturgennß nennen, von immer
mehr Menschen in allen Ländern und zu allen Tagen und immer
kundiger gewunden würde; und daß dazu der geographische Unter-
richt beitragen sollte, der wegen seiner Trockenheit verrufen war!

* Einem besseren Verstehen der Natur und damit einem Vertiefen
des seelischen Genusses gilt das Werk, das der Leipziger Geograph kurz
vor seinem Tode im vorigen Jahre zu Ende führte. Es ist ein sehr wert-
voller Versuch, wieder einmal die Grenzen von Wissenschaft und Kunst
festzustellen; zum ersten zu zeigen: welchen Weg das Wissen geht und seiner
Art nach gehen muß, um der Größe und Mannigsaltigkeit der Natur inne
zu werden, zum zweiten zu prüfen: wo das künstlerische Schauen hinaus
will, wie weit es vorausschaut, vorbildet und so der Erkenntnis vorarbeitet.
Ratzel's Erfahrungen bestätigen als Endergebnis den alten Satz, daß das
wissenschaftliche Entdecken und Erkennen aus der nämlichen Gabe der An-
schauungskraft fließt, die den Künstler ausmacht; kennenswert vor
allem sind dabei die Gedanken, die er über das Hin- und Widerspiel von
Wissen und Schauen entwickelt: er selber war ja auf beiden Gebieten als
ein schöpferischer Geist zu Hause. Unsere Stichproben mögen es beweisen. —
Das Buch ist im Verlage R. Oldenbourg, München, der uns den Abdruck
freundlichst gestattete, erschienen und kostet gebunden 7.50 Mark.

s. sZuliheft G05
 
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