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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,2.1905

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Heft 20 (2. Juliheft 1905)
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Sprechsaal
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https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0473

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bei einer Kürzung meines Berichtes unterlanfen. Der Vorstand kann
nicht ableugnen, daß er den Antrag eingebracht und damit
sein Vorgehen gegen den Bund begonnen hat. Von unparteiischer Seite
auf das höchst Bedenkliche des Antrages ausmerksam gemacht, zog ihn der
Vorstand „vorläufig" zurück, führte aber seine Politik gegen die Bündler
derart rücksichtslos weiter, daß sie sich gezwungen sahen, aus dem Verein
auszutreten. Charakteristisch hierzu ist, daß der Vorstaud denselben Knebel-
antrag nach knapp einem halben Jahre nochmals einbrachte; da
lehnte nun selbst die Versammlung der ordentlichen Mitglieder, die früher
eine derartige Politik unterstützten, den fragwürdigen Antrag ab. Die Tat-
sache also, daß der Verein selbst — leider zu spät — das Vorgehen
des Vorstandes nicht gutgeheißen hat, nützt in seiner Erwiderung
der Vorstand aus, um den Makel ebendieses Vorgehens von sich abzuwälzen.

Was ferner Herr Professor Klinger dem Vereine bei seiner Ablehnung,
die Stiftung mit zu verwalten, schreibt, ist mir nicht unbekannt, da er über
seine Absage die ansgetretenen Mitglieder selbst benachrichtigt hat. Was
liegt aber an einer Briefform gegenüber der Tatsache, daß Klinger
in denselben Tagen für eine außerordentliche Generalversammlung des
Vereins Herrn Bildhauer Hartmann ermächtigte, dem Vorstand und Verein
mitzuteilen, er, Klinger, halte das Statut der Stiftung für unfertig
und unterstütze Hartmanns Antrag auf Revision desselben. Trotz dieser
Unterstützung Klingers wurde Hartmanns Antrag damals abgelehnt. Weiter
habe ich selbst kürzlich noch von Herrn Prosessor Klinger persönlich gehört,
daß er das Statut sowie die Ueberrumpelung des Vereins mit ihm ohne eine
beratende außerordentliche Vorversammlung nicht billige.

Herr Professor Seffner endlich hat vor seinen Vorstandsmitgliedern und
vor Zeugen offen eingestanden, „daß der Vorstand die Stiftung
als Machtmittel gegen den Bund benutze, und daß ihm
das niemand verdenken könne". Ferner: „daß Er gewisse
Leute ein für allemal im Verein nicht haben woll e". Hierzu
nannte er die Namen des Direktors der Kgl. Akademie für graphische Künste
und Buchgewerbe hier, Professor Seliger und des Bildhauers Felix Pfeifer.
Die Leugnung eines persönlichen Mißfallens als eines treibenden Motives
sür den I. Vorsitzenden müssen wir auf Grund dieses Materials als unwahr
bezeichnen. Friedrich Selle

Aus diesen Darstellungen scheint mindestens das eine hervorzu-
gehen, daß der Vorstand des Leipzkger Mnstlervereins, der, durch drei
zugewählte Mitglieder des Vereins ergänzt, zugleich die Stiftung verwaltet,
ungewöhnlich schrosf gegen die Mitglieder des „Bundes" vorzugehen ver-
sucht hat. Wir bedauern, ganz abgesehen von allen „Rechtsfragen", daß
überhaupt eine wohltätige Stiftung, wie sie den Künstlern nicht häufig
zufließt, einen so unerquicklichen Streit veranlassen konnte. Damit muß
für den Kunstwart die Angelegenheit erledigt sein. R







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