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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,2.1905

DOI Heft:
Heft 22 (2. Augustheft 1905)
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Cramer, Hermann: Das Violoncell im Hause
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https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0590

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Mendelssohn, Schumann und Brahms an. Chopins schwere Sonate Werk 85
in 0-mo11 ift auch recht fesselnd. Die von Brahms (Werk 38 in L-moll
nnd 99 in I") gehören zu jenen Aufgaben, die neben sicherer Technik be-
sondere innerliche Aufsassung und Vertiefung erfordern. Griegs Werk 36
in ^.-uioll muß man sinnend spielen, den Tönen förmlich nachlanschen. Das
Werk erinnert mich immer an die hellen nordkändischen Nächte mit ihrem
Stimmungszauber. Verwandt ist der Romantiker Jensen mit seinen beiden
Sonaten Werk in 6-ruoll nnd Werk 26 in ^.-moll. Die geistvolle Sonate
Werk 32 in O-moll von St. Saens wird mit Recht viel gespielt. Nicht
vergessen wollen wir Kiels Sonaten Werk 52 in ^.-moll und Werk 67 in 0.

Aus der neuesten Zeit nennen wir die Werke von Draeseke (Werk 5l
in v), Richard Strauß (6 in k"), L. Thuille (22 in v-moll), E. v. Dohnanyi
(8), Hans Huber (33 in O), Georg Schumann (?9 in L-moll). Ein Stein
des Anstoßes ist vorläufig noch Max Reger. Von ihm haben wir 3 Sonaten
(Werk 5 in k'-moll, 28 in 6-moll, 78 in Ich. Sie teilen die Charaktereigenschasten
der übrigen Kammermusikwerke des höchst eigenartigen jungen Meisters.
Viel Geist und Grazie, wenn auch etwas französisch ist Nicods in seinen
Sonaten (Werk 25 in 6 und 23 in H-moll). Unsere Bekanntschaft ver-
dient u. a. noch Rheinberger mit Werk 92 in 0, I. Röntgen mit Werk 3 in L
und U. Ferner Xaver Scharwenka mit Werk ^6 in L-moll, Julius Klengel
mit Wvrk 23 in 8-moll, Hans Psitzner mit Werk j in ^is-moll.

Zu den kleineren einzelnen Stücken rechnen wir Variationen,
Phantasien, Suiten, auch wenn sie vom Orchester oder vom Klavier begleitet
werden. Beethoven hat uns drei Variationenwerke geschenkt. 2 Themen
sind von Mozart, eins von Händel; geistvolle, liebliche Gelegenheitsgebilde,
die zu den Schätzen einer feinen Hausmusik gehören. Je mehr wir uns
den neuen Meistern nähern, desto mehr treten die einzelnen Stücke als
Charakterstücke, Jmpromptus, Serenaden, Nottnrnos, Romanzen, Phantasien
und dergleichen in den Vordergrund. Oft werden auch einzelne solcher Stücke
zu modernen Suiten zusammengeschlossen. Durch Anmut sesseln Mendels-
sohns Konzertvariationen, Werk (7 in O, und das Lied ohne Worte, Werk j09
in v. Schumann hat uns hinterlassen: ein prächtiges Adagio und Allegro,
Werk 70, 3 Phantasiestücke, Werk 73, meist in Eusebiusstimmung, 3 Roman-
zen, Werk 9^ noch mehr Eusebius, und 5 prächtige Stücke im Volkston,
in denen auch ein tatenfroher Florestan zum Worte kommt, Werk j02. Leider
kranken sie oft gerade da, wo die Musik ihr Schönstes sagt, an der un-
praktischen Satzweise. Von Chopin ist eine Polonaise, Werk 3 in 6 da.
Moscheles hat melodisch-kontrapunktische Studien über j2 Praludien von
Bach geschrieben, Vinzenz Lachner schöne deutsche Tanzweisen, Werk 65.
Was Rubinstein, Radecke, Reinecke, Robert Franz, Bargiel, H. Hofmann
gesetzt haben, werden die Spisler mit der Zeit selber herausfinden
und abstusend beurteilen. Von F. Kiel sind besonders die Reisebilder, Werk jj,
vortrefflich, echt deutsch. H. Huber hat Romanzen, Werk 30 und eine Suite,
Werk 89 geschrieben; wer die erste Romanze gehört hat, vergißt sie nicht
so leicht. Jnniges und zugleich sür das Jnstrument besonders Wirksames
schuf R. Volkmann (Werk 7, Romanze, 7H, Capriccio). Hübsch, aber schwer
sind Dvorschaks Waldesruhe und ein Rondo, Werk 9^; noch schwerer Tschai-
kowskys Variationen, Werk 33 und ?0W0 LLxrieeioLO, Werk ^2, eigentlich mit
Orchester. A. Krug, Sinding, A. Fuchs, F. David, Napravnik sollten nicht
übersehen werden.

5^8 ' Runstwart XVIII, 22
 
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