Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,2.1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0710
DOI Heft:
Heft 24 (2. Septemberheft 1905)
DOI Artikel:Lose Blätter
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Liebesgeheimnis
lvenn du nach mir in Liebesgluten brennst,
So wie nach dir mein ^erz sich stets verzehrt,
Was zögerst du, daß du es mir bekennst?
Wenn unterwegs mich eine Base sragt,
Auf ihre Frage Antwort flugs begehrt,
Warum's in meiner Brust so stöhnt und klagt —
Sag an, meiu Leben,
Mit welchen Worten soll ich Auskunft geben?
Gewiß entschlüpft dein Name meinem Mund,
Und mein Lrröten und befangne j?ein
Macht unsrer Liebe heimlich Weben kund.
Doch nein, ich sag', daß mich so traurig macht
T>ie Sehnsucht nach dem milden Mondenschein,
Der über jenem Berg erhellt die Nacht.
Das will ich lügen —
Ach, könnt' ich so doch auch mein Ljerz betrügen.
Treues Gedenken
lvie könnt' ich je vergessen dein,
Sei's für die kurze Frist auch nur,
In der ein Blitz aus Ljerbstgewölk
Lrhellt die Aehren auf der Flur?
Mondnacht
Der Mond fchweift durch die dunkle Nacht —
Ich steh' und warte hier
Und freue mich der lichten pracht —
Da hat den Aermel mir
Der Tau genetzt
Und ihn mit perlenschmuck besetzt.
Mhnmacht
Daß sich die Welt nach dir nicht richtet,
Darf dich fürwahr nicht wunder nehmen:
Will doch der eigne Rörper felbst
Sich deinem Willen nicht bequemenl
Verführung
Lin gefährlicher verführer lebt,
Dem das Ljerz nur selten widersteht,
Denn das Ljerz ist selber der verführer!
Ljüte dich vor dem, du schwaches Ljerzl
Die Frauen
Bei der lustigen Blumenschau
Ist die rveinflasche unsere rechte Frau,
Und auf die guten Gattinnen schauen
Wir nur herab wie auf Nebenfrauen.
2. Sextemberheft 629
lvenn du nach mir in Liebesgluten brennst,
So wie nach dir mein ^erz sich stets verzehrt,
Was zögerst du, daß du es mir bekennst?
Wenn unterwegs mich eine Base sragt,
Auf ihre Frage Antwort flugs begehrt,
Warum's in meiner Brust so stöhnt und klagt —
Sag an, meiu Leben,
Mit welchen Worten soll ich Auskunft geben?
Gewiß entschlüpft dein Name meinem Mund,
Und mein Lrröten und befangne j?ein
Macht unsrer Liebe heimlich Weben kund.
Doch nein, ich sag', daß mich so traurig macht
T>ie Sehnsucht nach dem milden Mondenschein,
Der über jenem Berg erhellt die Nacht.
Das will ich lügen —
Ach, könnt' ich so doch auch mein Ljerz betrügen.
Treues Gedenken
lvie könnt' ich je vergessen dein,
Sei's für die kurze Frist auch nur,
In der ein Blitz aus Ljerbstgewölk
Lrhellt die Aehren auf der Flur?
Mondnacht
Der Mond fchweift durch die dunkle Nacht —
Ich steh' und warte hier
Und freue mich der lichten pracht —
Da hat den Aermel mir
Der Tau genetzt
Und ihn mit perlenschmuck besetzt.
Mhnmacht
Daß sich die Welt nach dir nicht richtet,
Darf dich fürwahr nicht wunder nehmen:
Will doch der eigne Rörper felbst
Sich deinem Willen nicht bequemenl
Verführung
Lin gefährlicher verführer lebt,
Dem das Ljerz nur selten widersteht,
Denn das Ljerz ist selber der verführer!
Ljüte dich vor dem, du schwaches Ljerzl
Die Frauen
Bei der lustigen Blumenschau
Ist die rveinflasche unsere rechte Frau,
Und auf die guten Gattinnen schauen
Wir nur herab wie auf Nebenfrauen.
2. Sextemberheft 629