unserer Pädagogik überhaupt auf-
merksam geworden sind, deshalb hat
auch der „Kunstwart" einen großen
Anteil am Werke; und weil die neue
Pädagogik keine Geheimlehre sein
will, die sich in unlesbaren Leit-
fäden verbirgt, deshalb sollte alle
Welt ein lebhaftes Jnteresse an ihr
haben.
Man könnte beinahe sagen: ob
ein pädagogisch gerichtetes Buch echt
in unserem Sinne ist, erkennt man
daran, daß es anch für den Laien
interessant und genußreich zu lesen
ist. Diesen und alle anderen An-
sprüche, die wir an unsere Literatur
stellen, erfüllt in ansgezeichneter
Weise ein Buch von F. Gansberg,
Streifzüge durch die Welt
der Großstadtkinder (Leipzig,
Teubner). Der Verfasser geht aus
von dem Gedanken, daß „ein ge-
sunder anregender Unterricht nur im
alltäglichen Leben des Kindes, in
der Kultur, die es umgibt, wurzeln
kann". Das klingt nicht überraschend.
Aber indem er zeigt, daß die prak-
tische Anwendung dieses Grundsatzes
in die heilloseste Einseitigkeit ver-
fallen ist, daß die herkömmliche Be-
schränkung auf das Naturgeschicht-
liche, Ländliche, Dörfliche (das fleißige
Bienchen, das fröhliche Mücklein, das
dankbare Würmlein, das ungehor-
same Lämmlein) dem Stadtkind wie-
der nur tote Stosfe bringt, wieder
nur Präparate statt des lebendigen
Lebens, führt er uns einen neuen
verheißungsreichen Weg hinaus in
die Mannigfaltigkeit, die der Schule
dienstbar zu machen ist. Hier also
bietet sie die Großstadt. Wie dieser
unendliche schillernde Stoff angefaßt
und bewältigt ist, das muß man
selber nachlesen. Und nicht nur der
großstädtische Leser sollte es tun —
denn dieses eine Beispiel weist wie
gesagt zahlreiche Wege — auch nicht
nur der Lehrer überhaupt, sondern
jeder Erwachsene, der mit Kindern
anregende und sördernde Unterhal-
tung Pflegen will.
Anspruchsloser in seinen Zielen,
aber nicht weniger frisch und schlicht
im Ton gibt sich I. Loewenberg
in einem Büchlein:GeheimeMit-
erzieher (Leipzig, Verlag der
Frauen-Rundschau). Auch hwr wird
gesprochen von der außerschulischen
Umwelt des Kindes, die so unendlich
viel an ihm erzieht und verzieht,
und die der Erzieher von Beruf
nicht hoch genug in seine Rechnung
einstellen kann, wenn er nicht zum
Schluß entdecken will, daß er sich
verrechnet hat. Jch möchte diese
Plaudereien besonders solchen Eltern
empfehlen, die sich in die Welt der
neuen Erziehungskunst einführen
lassen wollen. Gtto Anthes
2. Sextemberheft lAOö
657
merksam geworden sind, deshalb hat
auch der „Kunstwart" einen großen
Anteil am Werke; und weil die neue
Pädagogik keine Geheimlehre sein
will, die sich in unlesbaren Leit-
fäden verbirgt, deshalb sollte alle
Welt ein lebhaftes Jnteresse an ihr
haben.
Man könnte beinahe sagen: ob
ein pädagogisch gerichtetes Buch echt
in unserem Sinne ist, erkennt man
daran, daß es anch für den Laien
interessant und genußreich zu lesen
ist. Diesen und alle anderen An-
sprüche, die wir an unsere Literatur
stellen, erfüllt in ansgezeichneter
Weise ein Buch von F. Gansberg,
Streifzüge durch die Welt
der Großstadtkinder (Leipzig,
Teubner). Der Verfasser geht aus
von dem Gedanken, daß „ein ge-
sunder anregender Unterricht nur im
alltäglichen Leben des Kindes, in
der Kultur, die es umgibt, wurzeln
kann". Das klingt nicht überraschend.
Aber indem er zeigt, daß die prak-
tische Anwendung dieses Grundsatzes
in die heilloseste Einseitigkeit ver-
fallen ist, daß die herkömmliche Be-
schränkung auf das Naturgeschicht-
liche, Ländliche, Dörfliche (das fleißige
Bienchen, das fröhliche Mücklein, das
dankbare Würmlein, das ungehor-
same Lämmlein) dem Stadtkind wie-
der nur tote Stosfe bringt, wieder
nur Präparate statt des lebendigen
Lebens, führt er uns einen neuen
verheißungsreichen Weg hinaus in
die Mannigfaltigkeit, die der Schule
dienstbar zu machen ist. Hier also
bietet sie die Großstadt. Wie dieser
unendliche schillernde Stoff angefaßt
und bewältigt ist, das muß man
selber nachlesen. Und nicht nur der
großstädtische Leser sollte es tun —
denn dieses eine Beispiel weist wie
gesagt zahlreiche Wege — auch nicht
nur der Lehrer überhaupt, sondern
jeder Erwachsene, der mit Kindern
anregende und sördernde Unterhal-
tung Pflegen will.
Anspruchsloser in seinen Zielen,
aber nicht weniger frisch und schlicht
im Ton gibt sich I. Loewenberg
in einem Büchlein:GeheimeMit-
erzieher (Leipzig, Verlag der
Frauen-Rundschau). Auch hwr wird
gesprochen von der außerschulischen
Umwelt des Kindes, die so unendlich
viel an ihm erzieht und verzieht,
und die der Erzieher von Beruf
nicht hoch genug in seine Rechnung
einstellen kann, wenn er nicht zum
Schluß entdecken will, daß er sich
verrechnet hat. Jch möchte diese
Plaudereien besonders solchen Eltern
empfehlen, die sich in die Welt der
neuen Erziehungskunst einführen
lassen wollen. Gtto Anthes
2. Sextemberheft lAOö
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