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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 20,1.1907

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Heft 3 (1. Novemberheft 1906)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8627#0194

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Es ist ganz sicher, daß Goethe immer die Lheatermöglichkeit im
Auge gehabt hat, und der erste, letzte Akt uud die »Helena« samt dem
Homunculus wirken ja auf der Bühue ganz zauberhaft. Die »klassische
Walpurgisnacht« aber bedürfte eiu Bahreuth, damit die Anhänger Ernst
Häckels und des Monistenbundes diese mythische Lntwicklungsgeschichte
so recht verstehen könnten. Ich lese jetzt in den Gesprächen, wie bewußt
der alte Dichter die Summe seines Schaffens in diesem Fanst gezogen hat.

Es ist sehr recht, daß Du nichts Neues liest; man lernt viel mehr,
wenn man die »alten Sachen« immer wieder studiert. Sonst wäre es
auch nicht der Mühe wert, selbst zu schaffen, wenn nicht etwas Dauerndes
im intensiven Sinne dabei gewonnen würde. Extensiv ist es ja doch nur
Papier und Druckerschwärze."

Hinterlassene Worte

Freund, die besten Träume, die wir haben,

Müssen wir im Lebensstrom begraben.

Doch wir träumen, doch wir winken leuchtend
Durch des Daseins Aether. Sanft sich feuchtend
Strahlt der Besten Auge uns entgegen,

Reich von unsrer Fülle eigenem Segen.

Auszuwirken, was im Innern wittert,

Auszustrahlen, was verklärt erzittert —

Kann die Welle irgendwo sich legen —

Weckt sie nicht ein ewiges Bewegen?

Ia, wir sind den Ewigen verbunden,

And ein Hauch sind alle höchsten Stunden.

Die Kulturarbeit der Zeitung

sich einmal zu vergegenwärtigen,
regt der Abschnitt über das Ver-
hältnis der Presse zur modernen
Kultur an, den der Leipziger Na-
tionalökonom Karl Bücher für das
Sammelwerk „Die Kultur der Ge-
genwart" geschrieben hat. Es gab
eine Zeit, und sie liegt noch nicht
lange hinter uns, da man in der
Presse, der „Trägerin der öffent-
lichen Meinung", eine schlechtweg
ideale Einrichtung sah. Heute denkt
man wohl allgemein etwas weniger
hoch von ihr, weil man gar zu oft
merkt, „wie's gemacht wird", wie
irgendwelche Einflüsse, die mit der
öffentlichen Angelegenheit nichts zu
tun haben, die mehr oder weniger
elektrische Beleuchtung der Sache

im stillen betreiben. Auch Bücher
stellt fest, daß an die Stelle der
Männer, die aus Aberzeugung und
zum Kampf für ihre Ideale in den
Zeitungsdienst gingen, mit der Zeit
vielfach gewerbsmäßige Zeitungs-
schreiber getreten sind, die, mit
Schmock zu reden, „schreiben können
in jeder Richtung". In der Aus-
bildung des Berufs-Iournalisten-
tums sieht auch Bücher eine Ge-
fahr, um so mehr, wenn man den
gewaltigen Stoffbereich bedenke, den
die moderne Zeitung umspannt. „Die
Zeitungen prägen das Metall, wel-
ches die eigentlich schöpferische Gei-
stesarbeit in Politik, Wissenschaft,
Kunst, Technik zutage fördert, in
kleine Münze um, machen es also
zirkulationsfähig." Sie zerstreuen

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