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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 20,1.1907

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Heft 10 (2. Februarheft 1907)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8627#0754

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Ansre Bilder und NoLen

Das sarbig wiedergegebene Bild „Allerseelen" von dem Berliner
Maler Ioh ann es Haensch könnte uns auf den Schauplatz gar mancher Er-
zählung von Wilhelm Iensen versetzen und erösfnet deshalb wohl nicht
übel grade dieses Heft. Sind sie nicht so, seine deutschen Kleinstädte, dort,
wo ihre „letzten Häuser" stehn, wenngleich Haensch's Bild kaum grade die
schleswig-holsteinische Gegend schildert? Aber es paßt auch sonst noch gut
zu Iensen: in dieser wehmütigen Herbststimmung, in der dunkel gekleidete
Menschen auf dem Friedhof denen huldigen, die gewesen sind. Rein male-
risch scheint uns das Bild um so wertvoller, als es in keiner Weise Rezept-
oder auch nur Schulmalerei bietet, als es seine stillen Schönheiten vielmehr
ganz eigenem Bildfinden in der Natur verdankt.

Des Schweizers Franz Widmann Winterbild gehört für uns
zu den erquicklichsten seiner Art, denn man spürt's, wie es ohne jede
Künstler-Gefallsucht rein aus der herzlichen Frende an diesem weißen,
weiten Gottesfrieden entstanden ist. Nun erzählt es von all der Klarheit
bis zum Horizonte hin und von dem reizvollen Gegensatz, in dem sich
in dieser Klarheit die hunderte von Formen und Linien in der Ferne,
klein und sein geworden, zu den großen ruhigen Wellenlinien im Vorder-
grunde stellen. Die Farben sind im Original zum Allerschlichtesten ver-
einfacht. ^ ,

Nnd noch ein Winterbild, die „raufenden Hunde" von B. F. Neu-
haus. Es ist gewiß kein Mangel an Lierbildern in unsrer Kunst, aber
wir haben durchaus nicht viele, die zu Fell, Schwanz und Schnauze auch
die Seele des Tieres mitzuzeigen wissen, nämlich: nicht eine in den
Tierkörper verlegte Menschen-, sondern eben die mit ihm verwachsene
Tierseele. Von unsern landläufigen Tierbildern ist die eine Hälfte senti-
mental, sie dichtet den Tieren rührsame Gefühle aus der Empfindsam-
keit ihrer Beschauer an. Die andre pflegt eine Art von Hnmor, der
ganz das Entsprechende tut und womöglich noch durch Menschenkostüme usw.
die Höhe der Affentheater-Komik erstrebt. Das Bild von Neuhaus bietet
auch Humor, aber denselben, den der Zuschauer der entsprechenden Natur-
szene empfinden würde; der Maler hat ihn nicht künstlich hineinprojiziert.

Unsre Illustrationsbeilage gehört zu Luxens Beitrag über den Buch-
e i n b a n d.

Amsre Notenbeilage bringt diesmal ein geistliches Stück, das der
Hamburger Tonmeister Wilhelm Koehler-Wümbach dem Kunst-
wart gewidmet hat. Es bedarf keiner weiteren Erläuterung und wird
Lehrern und Kirchenchorleitern als sang- und kunstgerechte „Gebrauchs-
musik" gewiß willkommen sein.

Herausgeber: Ferdinand Avenarins in Dresden-Blasewitz; verantwortlich: der Herans-
geber. Mitleitende: Eugen Kalkschmidt, Dresden-Loschwitz; für Musik: vr. Richard
Batka in Prag-Weinberge; für bildende Kunst: Prof. Paul Schultze-Naumburg in
Saaleck bei Kösen in Thüringen — Sendungen für den Text ohne Angabe eines Personen-
namens an die »Kunstwart-Leitung " in Dresden-Blasewitz; über Musik an Or. Richard
Batka in Prag-Weinberge — Manuskripte nur nach vorheriger Vereinbarung,
widrigenfalls keinerlei Berantwortung übernommen werden kann — Verlag von Georg
D W Lallwey — Druck von Kastner L Eallwey, kgl. Hofbuchdruckerei in München — In Sster»
reich-Ungarn für Herausgabe und Schristleitung verantwortlich: Hugo Heller in Wien I

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