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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 20,1.1907

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Heft 7 (1. Januarheft 1907)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8627#0523

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der Sffentlichkeit immerhin mit-
geteilt.

Unsern eignen Standpunkt in
Sachen der Talsperren, die unsrer
Meinung nach nberhaupt nicht
unter ein und dasselbe Schema ge°
bracht werden dürfen, hat Schultze-
Naumburg vor einem Iahre im
Kunstwart (XIX, (5) dargelegt.

svl Ärgerliches

Von den Kunstwart-Unterneh-
mungen heute einmal zur Ab-
wechslung zwei ärgerliche Mit-
teilungen.

Erstens: Die von uns vor-
bereitete Ehrenausgabe Mörikes
wird zwar sehr schön, kostet aber
dafür auch so heidenmäßig viel
Geld herzustellen, daß es entgegen
unsrer Ankündigung nicht möglich
ist, den Pergamentband ohne be-
sondern Verlust für weniger als
6 Mark an die Käufer zu bringen.
Billige Mörikeausgaben gibt es
ja genug, aber diese Erfahrung

unsres Ausflugs auf das Gebiet
der Luxusausgaben würde uns
doch gereuen, wenn Mörike sonst-
wo eine seiner würdige, vornehme
Ausgabe schon erhalten hätte, auf
die auch er ein Recht hat.

Dann: Wolffs Schattenfries
„Des Kindes vier Iahreszeiten"
konnte nicht mehr Zum Fest er-
scheinen, weil uns die Papier-
fabrik durch ein Versehen falsches,
d. h. Zum Steindruck nicht ge-
eignetes Papier geliefert hatte. Nun
liegt die ganze Auflage fertig ge-
druckt da, aber der Druck ist so
schlecht, daß wir's mit der Ehre
des Kunstwarts nicht für vereinbar
halten, sie auszugeben. Wir müssen
sie also einfach einstampfen lassen.

Macht das unsre Leser ärger-
lich, so dürfen sie glauben: uns
auch. Aber was hilft's? Vlicken
wir vorwärts: es sind schon wieder
neue Eisen von gutem Metall im
Feuer, und in den rechten Schmie-
den. A

Bei dem farbigen Steindruck vor unserm Heft hat der Drucker den
Namen des Künstlers, so scheint es bald, vorsichtig verstecken wollen —
er hätte gar keinen Grund dazu gehabt, denn dieser Name heißt Adolf
Menzel. And unser Blatt gibt eins der feinsten Aquarelle wieder, die
Menzel überhaupt gemalt hat. Wer wird bei dem Lichtleben auf dieser
„lesenden Dame" und ihrer Amgebung nicht an das „Flötenkonzert"
erinnert?

Das kleine Rembrandtsche Mädchen, das der folgende Ton-
druck Zeigt, kann man als ein Seitenstück zu dem köstlichen Dürerschen
Christusknäblein betrachten, das jetzt der Dürerbund als Grußkarte aus-
gegeben hat. Freilich als ein ganz irdisches und ohne jede andre Ver-

anlassung, als die: daß man's etwa eben so betrachten m a g. Ernsthaft
besehen, ist ja der Abstand zwischen Dürer und Rembrandt gewaltig
groß und geht der Niederländer bei diesem Bilde als Künstler auf ganz
andres aus, als der Nürnberger. Aber die seelische Stimmung ist in
beiden Werken verwandt.


Kunstwart XX, 7
 
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