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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 7.1893-1894

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Heft 6 (2. Dezemberheft 1893)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11728#0103

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S)-

wann das Deutschtllm noch nber das Menschentum. Wieder
Andere werden da und dort Jrrtnmern und Trugschlüsseu zu
begegnen glaubeu. Und Mauche werdeu wohl auch die ganze
Grundstimmung der Schrist als übertriebenen Teutonismus
ablehnen. Meine eigne Stellung dazu hier genau zu be-
zeichnen, halte ich gar uicht für meine Aufgabe; das gabe eiue
fehr eingehende Nuseinanderfetzung mit dem Verfasser, die in
den „Kunftwart" uicht gehört. Dann aber: ich würde Langes
Buch auch empfehlen, wenn ich ihm überall widerfprecheu
müßte. Deun zweierlei wird mir nach dem Lesen der „Reinen
Deutschtums" wohl Keiner bestreiten. Erstens, daß er in
Lange eine ganze Persönlichkeit kenneu gelernt hat, uud eine
folche kennen zu lernen, verlohut sich immer uud jedenfalls.
Zweitens: daß es hohe Zeit ist, sich über das Wesen unsrer
uatioualen Eigenart klar zu werden, soweit man sich darüber
überhaupt klar werden kann — und daß zur Klärung dieser
schwierigen Fragen in Zustimmung und Widerspruch dieses
Buch geeignet ist, wie uur sehr wenige. Mehr, weit mehr
jedenfalls, als Langbeens „Rembrandt als Erzieher", schon
deshalb, weil wir hier nicht eine Sammlung ungeordneter
Geistreichigkeiten und umherspritzender Geistesfeuerwerkereien
vor uns haben, sonderu wohlaufgebaute Uutersuchungen, bei
deuen der Stein hübsch auf dem Steine ruht.

Die moderue lveltanschauung und der Mensch.
Sechs öffentliche Vortrage von Benjamiu Vetter, Professor
an der Dresdner technischen Hochschule. (Jena, Gustav Fischer,
2V2 M.).

Jn unsern Tagen, da die Anhänger der „Moderne" so
oft auf die „moderne Weltanschauung" verweisen, tritt häufig
an die, so im öffentlichen Leben stehen, die Frage: wo find
ich eine gute Darlegung dieser „moderneu Weltanschauung"?
Nuu denn, iu dem vorliegenden Buche. Deu hoch- und sein-
sinnigen Naturforscher, der es verfaßt hat, hat aus einem
segensreichen Wirken ein früher Tod abberusen; seiue Ver-
wandten und Freunde haben gemeinsam mit seinem Lehrer
Häckel die Manuskripte herausgegeben. Sie geben von dem
Standpunkte eines überzeugten, aber besonnenen Darwinisten
aus und in durchaus gemeiuverständlicher Form das, was
der Titel andeutet.

SpieI - und Beschästigungsbuch vou H ug 0 El m.
(Wieu, A. Pichlers Wwe u. S., 3 M.)

Das mit 378 Abbilduugen geschmückte Buch will im
Familienkreis ein zuverlässiger Rathgeber bei Spiel und Be-
schästiguug sein. Aus letzterer liegt der Nachdruck. Fast die
Hälfte des Buchs ist der häuslichen Werkstatt gewidmet
und damit der Haudfertigkeit, Lie sich mit Recht mehr und mehr
Platz auch in der Schule erringt. Die Darstellung des Ver-
fassers ist auschaulich und verständlich.

Iugendliteratur.

Wir könuen an dieser Stelle aus der Übersülle Ler Neu-
erscheinungen auf diesem Gebiete heuer nur ganz Weniges
herausheben. Da sei zunächst des „Buchs der Abenteuer"
(Gütersloh, Bertelsmanu, geb. ^,50 M.) gedacht, iu dem der
sür solche Literatur sehr berufeue Gotthold Klee „sünsund-
zwanzig Geschichten den deutschen Volksbüchern nacherzählt"
— übrigens ebenso sehr für Erwachsene, wie sür Erwachsende.
Dann erwähnen wir der Prachtausgabe des berühmten Jugend-
buches „Herz" des Edmondo de Amicis (Basel, Geering, geb.
to M.), das in Jtalien schon über t50 Auflagen erlebt hat —
sie bringt die Bilder der italienischen Jllustratoreu. Das
„ deutsche Iugeud - Album " Julius Lohmeyers (Hamburg,
Verlagsaustalt, vorm. I. F. Richter) braucht auch uur erwähnt,
nicht erst empfohlen zu werden. Der Verlag von Carl Flemming
in Glogau bietet in neuen Ausgaben oder Fortsetzungen von
seineu bewährten Jugendschristen: das „Töchter-Album"
der Thekla von Gumpert (geb. 7,75 M.), ihres „Herzblätt-
cheus Zeitvertreib" (geb. 6 M.), sowie neue Bände aus
ihreni „Bücherschatz sür Deutschlands Töchter" (je
t,8o M.), dann „kleine Erzählungen " von Martin Claudius
(je t,so M.) und ueueBändchen der empfehlenswerteu „Vater-
ländischen Jugend schristen" (je t M.) — dann aber
„Erzählungen aus dem Leben der Tiere" von F. W.
Brendel, "deren 6. Auflage A. Hummel durchgesehen hat (2 Bde.,
je geb. M.). Sie sind es, die wir unseru Lesern ganz be-
sonders empfehlen, denn sie führen den Knaben und das
Mädchen aus sehr geschickte Weise zur Teilnahme an den Er-
scheinungen des Naturlebens.

s » Äber das Allustriren. — Ikundsebau. — Dichtung. Schöne Literatur. 29. Schriften über Literatur.
— Theater. Wichtigere Schauspiel-Aufführungen. 5-l.— Musik. Wichtigere Musik-Aufführungen. 26.
Musikalische Literatur. Musikerproletariat. — Bildende Künste. Die Sezessionsbewegung. Kunstblätter und Bilderwerke. 7.

Bermischtes. Literatur.

* Die neue Nuklage von Me^ers Ikonversations-
Lexikon. Als ein Wunder deutscher Arbeit und Gründlich-
keit bezeichneten jüngst die „Hnies" die neue Austage von
„Meyers Konversations-Lexikon". Jeden Vater-
landsfreund muß diese rückhaltslose Ehrung deutscher Geistes-
arbeit im Auslande mit Stolz und aufrichtiger Freude er-
süllen. Das glänzende und unbeeinflußte Lob des Londoner
Weltblattes ist auch von der deutschen Presse mit unverkenn-
barer Genugthuung ausgenommen worden. Nach unserm
Prüfungs-Ergebnis behauptet sich das Werk in erster Reihe
durch die vornehmlichen Eigenschaften einer erstaunlichen Präg-
nanz und Sicherheit in der Darbietung unsrer gesamten
menschlichen Kenntuis, durch die gemeinverständliche, auf tief-
wissenschastlicher Grundlage ruhende Behandlung des ein-
zelnen Gegenstandes und durch die trotz der uneudlichen Fülle
des Stoffes erzielte Uebersichtlichkeit und Schlagfertigkeit des
Ganzen. Das sast überreichlich eingefügte, bis in die kleinsten
Details mit peinlicher Sorgsalt durchgearbeitete kartographische

Material und die sachgemäß ausgeführten, prächtigen Jllustra-
tionsbeigaben erheben das Werk aus einen bisher noch nicht
erreichten Standpunkt der Anschaulichkeit. Meyers Konversa-
tions-Lexikon kennzeichnet sich somit als eine aus großem Fleiß
und hoher Schaffenskraft auf lexikographischem Gebiet hervor-
gegangene Gesamtdarstellung des heutigen Wissens und Könuens,
deren Ruf, die erste unter den einschlägigen Werken zu sein,
ein wohlbegründeter ist. — Auf den soeben erschienenen
dritten Band der neuen, fünften Auflage läßt sich diese Vor-
ausschickung mit vollstem Recht anwenden. Die gegenwärtige
Fortsetzung, welche auf l052 Seiten Text die Artikel: Biot
bis Chemikalien umfaßt, teilt mit den voraufgegangenen
Bänden redlich die rühmenswerten Eigenschaften des neuen
„Meyer" im allgemeinen uud besonderen. Aus der Fülle zeit-
gemäßer Abhandlungen sei vor allem auf den Artikel Bismarck
hingewiesen, der, markig und lichtvoll geschrieben, das Lebens-
bild des großen Staatsmannes, frei von jeder tendenziösen
Entstellung und einseitigen Auffassung widerspiegelt.
 
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