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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 7.1893-1894

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Heft 16 (2. Maiheft 1894)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11728#0263

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hammers einzuschalten: „Albert Keller, Gotthard
Kuehl, Züg el und andere." Wir bitten mit dem Verfasser
des Berichts, den Anschein starker Einseitigkeit, der sonst
seinen Ausführungen anhaften würde, durch nachträgliche Ver-
besserung zu beseitigen. R.-L.

* 1kunst--Literatur. tZ.

Die vervielfältigende Aunst der Gegenwart.
Herausgegeben von der Gesellschaft sür vervielfäl-
tigende Kunst. III. Band: Radirung. (Wien, Gesell-
schaft für vervielfältigende Kunst. l2 Lieferungen zu je 5 M.,
im Einzelverkauf zn je lv M.)

Mit dem ZZ. Hefte dieses von der Wiener Gesellschaft für
vervielfältigende Kunst herausgegebenen hervorragenden Werkes
ist die Abteilung für die Radirung vollständig geworden.
Das Werk ist doppelt verdienstvoll, da vorher)jüberhaupt keine
Geschichte der modernen Radirung vorhanden war und die
jetzt vorliegende so reich und kostbar ausgestattet ist, wie man
es eben nur bei den Veröffentlichungen der Wiener Gesellschaft
gewöhnt ist. Nicht weniger als 99 Kunstbeilagen von selbst-
ständigem künstlerischem Werte und über 200 Textillustrationen
sind dem Werke beigegeben. Viele davon sind eigens dazu
hergestellt, die Auswahl ist mit Verständnis getroffen, und die
Ansführung steht durchweg auf der Höhe modernen Könnens.
So gewährt es schon einen auserlesenen Genuß, in dem statt-
lichen Bande nur zu blättern, in dem alle bedeutenden lebenden
Meister der Radirnadel mit bezeichnenden Werken vertreten sind.

Jn gewissem Sinne ist dieser Band der wichtigste des
ganzen Werkes. Denn wie die Lithographie von den neueren
Arten mechanischer Vervielsältigung fast gänzlich verdrängt
worden ist, um erst neuerdiugs unter der Hand einiger Künstler
neue Sprossen zu treiben, so hat der Kupferstich, nachdem er
aus und vielfach unter dem Nullpunkt angekommen war, der
Radirung das Feld fast ganz geräumt. Selbst hervorragende
Kupserstecher, die anfangs mit Entrüstung von der unbegrün-
deten Bevorzugung der Radirung redeten, haben sich schließlich
vor der Macht der Thatsachegebeugtund auch begonnenzu radiren.
Hat auch die nachschaffende Radirung dem.Kupserstich viel an
Gebiet abgewonnen, so ist das selbständige Schaffen das eigent-
liche Feld des Radirers. Eine Originalradirung, so sagt R.
Graul, gleicht einer ungezwungenen Plauderei, einem geist-
reichen Wort, welches ungebunden den Lippen entgleitet. Der
Kupserstich ist ein Raisonneur, ein Tüstler,, er analysirt, er
schreitet mit feierlichem Ernst einher; der Holzschnitt selbst
stammelt im Vergleich zur Radirung, nur die Radirung weiß
zu plaudern, zu lachen in ungezwungener Laune;sthre koloristische
Neigung, ihre luftige Freiheit macht sie fähig, ohne anderweite
Hilse die persönliche Stimmung oder den klar empfundenen
Natureindruck wiederzugeben. Nach beiden Richtungen hat

die Neuzeit die Radirung glänzend entwickelt. Ein Leopold
Flameng, Jaquemart, Waltner, Bracquemond, Chauvel, W.
Unger und Karl Köpping sind reproduzirende Radirer von
vollendeter Meisterschast, wie sie keine Zeit vorher aufzuweisen
hat. An die Jacque, Maryon, Daubigny, nnd Adols Menzel
aber, die als Pfadfinder der modernen Malerradirung zu
gelten haben, hat sich zunächst in Frankreich und Deutschland
eine ganze Reihe von Meistern angeschlossen, die in der Radirung
das eigentliche Mittel künstlerischer unmittelbarer Ausdrucks-
weise gesunden haben. Bald trat auch Nordamerika wetteisernd
auf den Plau: Whistler, Tissot, die Moran, Parrish, Slocombe,
Seymour-Haden, Heseltine gehören zu den ausgezeichnetsten
Meistern der Ätzkunst überhaupt. Und auch in den übrigen
Kunstländern hat die Radirung in neuerer Zeit eine be-
merkenswerte Pflege gefunden. Es genügt Namen zu nennen
wie A. H. Hügg, Linnig, Massalow, A. Zorn, Bloch, Gilli,
Storm van s'Gravesande — und die Erinnerung an vorzügliche
und sehr verschiedenartige Leistungen moderner Radirkunst
wird lebendig.

Der Band zerfällt in t t Abteilungen : nach einer gut ge-
schriebenen Abhandlung vou Richard Graul, der die obigen
Sätze zum Teil entnommen sind, werden nach einander
behandelt: Frankreich von Henri Bouchot, Deutschland und
Österreich-Ungarn von Richard Graul, Belgien von Henri
Hymans, Holland von C. E. Taurel, Schweden und Nor-
wegen von Dietrichsen, Dänemark von Siegard Müller,
Rußland von Julius Hasselblatt, die Bereinigten Staaten von
Nordamerika von S. B. Köhler, Großbritannien von Friedrich
Wedmore, Jtalien von Ugo Fleres, Spanien von Paul Lefor.
Am aussührlichsten sind Deutschland, Osterreich-Ungarn und
Frankreich behandelt. Die beiden Verfasser Graul uud Bouchot
beherrschen ihren Stoff gründlich und wissen ihn interessant
und lebendig darzulegen, so daß man ein anschauliches Bild
von der Entwicklung und dem gegenwärtigen Stande der Ra-
dirung in den beiden Ländern erhält. Trefflich sind auch die
Abhandlungen über die niederländische Radirung; und über
die Radirung in den nordischen Ländern, die bei uns ja
weniger bekannt ist, erfahren wir mancherlei Neues und Jnter-
essantes. Ausführlicher hätten wir den Abschnitt über England
gewünscht.

Das Ganze ist ein überaus dankenswertes Werk, das
wir allen Freunden der modernen Radirung auf das Wärmste
empsehlen können, da es ebenso viel künstlerische Anregung
wie geschichtlich Wissenswertes bietet.

^ Noch sei bemerkt, daß die Wiener Gesellschaft als vierten
Band des umfassenden Werkes eine umfassende Geschichte der
Lithographie — unter Redaktion von Richard Graul — au-
kündigt. n

L^eitungsscbau.

M^slk. (Über die Grenzen zw. Musik u. Poesie) A. Kühn.
N. Ztschr. s. M. xz. — (Musik u. Architektur) widmann,
Gregorius-Blatt t- — (Das Dramatische bei Robert Franz)
wintzer, N. M.-Z. 9. — (S. de Lange) st M. Brauer, N.
M.-Z. 8. — (Bülow) Sternfeld, Mus. wbl. t6 s. — (R.
wagners Resormen a. d. Gebiet d. musik. Dramas) Girschner,
Harmonie 79. — (D. Musik in Ungarn) Lyra (H. — (Ge-
hürt die ,,unvollendetc" Bach-Fuge zur „Aunst der Fuge"
oder nicht?) H. Riemann, Allgem. M.-Z. tl- s-
iVildende Ikünste. (w. Lngelhard) St., Tägl. Rsch. ^5, B.
— (D. Thristus- bild i. d. Rft.) P. L., ebd. 36. — (D. '

Bismarckdenkmal f. Berlin) wallä, Atelier 5. — (D.National-
denkmal) Harden u. Begas, Zukunft 79. — (Z. Resorm d.
öffentlichen Ronkurrenzen) j?eter walls, Atelier 8. — <H.
v. Brunn u. d. Lrhaltg. d. antiken Ideals i. d. mod. welt)
Gg. Hch, Allg. U.-Lhr. 3 s. — (D. moderne Aunst Spaniens)ff
Diercks, R. s. A. t(.s.— (Burgos u. seine Bauten) I. St.,
Röln. Z. 250. — (Die römische Runst im Franks. hiftor.
Museum) Vuilling, Frf. Z. 38. — („vom Hexentanzplatz
d. neuen dtschen Malerei" und Lntgegnung: „Lin wort
sür die neue Runft") Rosenberg u. Anonymus, Grenzboten
9 u. (3

— Theater.
Musik-Ausführ-

Dolkstümlicbe Dramatik. — Nundscbau. Dichtung. Schöne Literatur. 37.
Wichtigere Schauspielaufführungen. 62. — Musik. Neue Notenwerke. l- Wichtigere
uugen. 32. — Bildende Künste. Berliner Kunstbrief. Kunstliteratur xs. Leitungsscbau.

— 25^ -
 
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