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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 7.1893-1894

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Heft 8 (2. Januarheft 1894)
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Lose Blätter
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Zeitungsschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11728#0135

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im Material! Kaum in eiucr auderen Stadt wird man
so wenig Tradition, so wenig Stil und doch einen solchen
Mangel an Individualität und Originalität in den
Bauten und ihrem Schnruck sinden. Auch unsere tüchtigsten
Architekten (und deren hat Berlin verschiedene) kommen
durch die Fülle der Aufträge, die ihnen zuströmen, nur
zu rasch in die Anwendung der einen oder anderen
Schablone und werden oberflächlich in der Durchbildung.
Wohin werden wir kommen, wenn es in der Art weiter
geht? Wenn wir im Geiste die verschiedenen Perioden,
die Berlin in seiner sungen künstlerischen Entwicklung
gehabt hat, an uns vorübergehen lassen, so kann selbst der
eingefleischteste Berliner nicht behaupten, daß sich darin
von Stufe zu Stufe ein Fortschritt bekunde. Auf die
große Friderizianische Zeit, die setzt — wo die moderne
Stadt grausam aus den Trümmern des alten Berlins sich
aufbaut — fast nur noch in den Schlössern der Umgebung
lebendig ist, war die Zeit Friedrich Wilhelms III. gefolgt:
etwas nüchtern klassisch, bescheiden und selbst ärmlich im
Material, klein in den Verhältnissen, aber ernst, edel und
künstlerisch in den Absichten. Die Kunst Friedrich
Wilhelms IV., obgleich in dieser Schule erwachsen, trägt
daneben den Stempel selbstbewußter philiströser Regierungs-
baumeisterkunsch und doch wirkt diese neben der prahlerischen
und vielsach protzigen Richtung der heutigen berliner Kunst
noch beinahe wohlthuend. Werden diese Bauten und
Denkmäler wirklich dermaleinst als der monumentale Aus-
druck des neuen deutschen Reichs, als ein Gradmesser
seiner kulturhistorischen Bedeutung gelten müssen?"

* Oackrbeit und Lücbttgkeit bei Ikunstvverken.
Über die Gesichtspunkte, welche bei der Entscheidung der
Frage anzuwenden sind, ob die bildliche Darstellung eines
nnverhüllten weiblichen Körpers als „unzüchtig" anzusehen

ist oder nicht, hat sich das Reichsgericht in einem von
der „Juristischeu Wocheuschrift" mitgeteilten Erkenntnis
dahin geäußert: Der im Strafgesetzbnch an verschiedenen
Stellen vorkommende Ausdruck „llnzucht" und „unzüchtig"
hat eine wechselnde, von der rutio der einzelnen Straf-
norm bedingte Bedeutung, und es ist uicht zulässig, Rechts-
sätzc, die sich für die Begriffsbestimmung an der einen
Stelle ergeben habcn, ohne weiteres auch als für die
andere Strafnorm giltig zu behandeln. Dem Z t8-z
(betr. unzüchtige Schriften, Abbildnngen oder Darstellungen)
ist der Begrifs des sogenannten relativ llnzüchtigen eigen-
tümlich, d. h. hier, wo nicht unzüchtige Handlungen, sonderu
unzüchtige Gegenstände in Frage stehen, hängt es oft alleiu
von den begleitenden llmständen ab, ob derselbe Gegen-
stand unzüchtigen Charakter hat oder nicht. Diese be-
gleitenden Uinstände müssen aber objektive, äußerlich erkenn-
bare Beschaffenheit an sich tragen und körperlich, gegen-
ständlich mit dem Dinge, um dessen Charakterisirung es
sich handelt, unmittelbar verknüpft sein. Abbildungen des
unverhüllten weiblichen Körpers sind an sich noch nicht als
„nnzüchtig" zu bezeichnen. Bei bildlichen Darstellungen
des menschlichen Körpers fällt auch der ästhetische Gesichts-
punkt ins Gewicht. Hier entscheidet der Grad künstlerischer
Vollendung, welche die bildliche Darstellung erreicht hat.
Diese künstlerische Form muß auch für die Beurteilung
der Nachbildungen entscheidend sein. Jnsoweit es sich bei
solchen um wirklich getreue Kopien von Kunstwerken handelt,
die an sich nicht als unzüchtig anzusehen sind, muß deren
Verbreitung aus dem Thatbestande des Z St.-G.-B.
ausscheiden. Rein subjektive, zufällig und willkürlich mit
dein Gegenstande verknüpfte Absichten und Vorstellungen
Einzelner können bei der Frage, ob objektiv unzüchtige
Gegenstände vorliegen, nicht entscheiden.


Leitungsscbau.

Nllgemelneres. (Richard wagner als vorbild) E. Lienhard,

D. 20. Iahrh. Ä. — (Totentänze) ch. M., Beil. z. Leipziger
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ebenda. (Die italienische Literatur in Tirol) Lyra 7. — -
(Alt-Dlämische volkslieder) v. d. ch., Tgl. Rdsch. —
(Die ungarische Literatur zLZZ) M. viole, Nagazin 52. — !
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Dante u. Michelangelo) T. Lombroso, Zukunst z2. — („Ein
antiker Realist skserondas)") Beil. z. Allgem. Ztg. 2-zo. —
(Iustinus Kerner) L. Schmidt, Magazin 2.

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Zukunst 63. — (Lady Macbeth) T. Blacker, Nord u. Süd
20(. —

Uldustk. (Anton Brückner) ch. Schneker, Zukunft 56. — (Aus
dem modernen Musikleben) k). Lhrlich, Gegenw. -(2 ff. —
(In Sachen des pariser walkürenrittes) I. v. Santenkolff,
Nene Berl. M.-Z. 52. — (Die Aufgaben des Rritikers)
M. Arend, Mus. wochenbl. ( ff. — (Das Melodram) A.
Schüz, Neue M. Z. ( ff. — („Mascagni hat abgewirt-
schaftet!") w. Mauke, Gesellschaft (. — (D. neuitalienische
Gpernmusik) R. F., Nordd. Allgem. Z. (578

Mldende Ikünscke. (I. L. Schindler) chartwig Fischel, ck
Die graph. R. 3. — (Der griechische Mythus i. d. Runstw.
d. (5. Iahrh.) T. Meyer, Repert. f. Rw. -z. — (Belisa'-
in Sage u. Runst) F. Sauerhering, ebenda. — (Stauffer-
Bern) A. Schricker, Nord u. Süd. 20( — (Der künstlerische
Schmuck des Reichstagsbaues) Röln. Z. g8H. -- (Mar
Rlingers Gemälde) !). w. Singer, ff Ztschr. s. bild. A. Z-
— (Die Idee der Transfingnration Raffaels) A. Rirsten, ff
ebenda. — (Tdmund !)arburger) G. Euchs, ck Allgem. Runst.
Thronik 26. — (Monumentale Aufgaben) G. Gruner, In-
genieur 2. — (Neue Lithographien. Greiner, Thoma,
Hidoll, Steinhausen, Dasio.) Lehrs, weizsäcker, Graul, ff
Graph. Rünste 5. —- (Ioses Sattler) Graul, ff ebenda. —
(B. Sehring), H. 6., Amsler Üc Rudhardts wochenber. 27.

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Aufführuugen. 28. — Bildeude Künste. Kunstliteratur ((. Akademische Baukunst auf dem Lande. „Fliegeude Blätter".
Sprccbsaal. Künstler als Parlamentarier. — Lose Klstter. Der Schillerpreis. Deutschgesiunung und Modernität. Das
Urteil Leightons. Berliner Architekturelend. Nacktheit und Züchtigkeit bei Kunstwerken. — Leltungsscbau.

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