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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 7.1893-1894

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Heft 15 (1. Maiheft 1894)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11728#0247

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auf, die sich von Volk zu Volk in Literatur und Kunst herüber
und hinüber spinnen, und geht in gerader Linie anf sein Ziel
los, die künstlerischen Anschauungen der Gegenwart als die
Krone der ganzen Entwickelung hinznstellen. Dabei hat er
zum ersten Male scharf und deutlich daraus hingewiesen, was
spätere Zeiten das Eigentum nnserer Zeit, als das Ergebnis
der Entwickelnng der Kunst in unseren Tagen, betrachten dürsten.
Wir dürsen Muther keinen Vorwurf darans machen, daß er
vielfach mit anderer Leute Worten redet, ohne jedesmal im
einzelnen Falle ängstlich anzugeben, wo er den Trank aus
anderen Quellen zwischen den aus seiner eigenen zu mischen
beginnt. Welche Qnellen hierbei in Frage kommen, das sreilich
sagt er; Alles, was er benutzt hat, ist in seitenlangen Verzeich-
nissen aufgeführt, die auch ohne Rücksicht anf diese Autoren-
pflicht, rein als Literaturnachweis, dankenswert sind. Muther
hat trotz seiner Zitate uud Einarbeitungen unzweifelhast das
gute Recht, das vorliegende Werk sein Werk zu nennen; er
hat genug mit eigenen Augen gesehen, um zu wissen, wo er
zitiren dars, und seine starke Persönlichkeit bindet das selbst
Erzeugte mit dem Entliehenen krästig zusammen zu einem
Ganzen.

Das Buch setzt für den, der es mit höchstem Nutzen lesen
will, selbstverständlich so viel rein sachliche Kenntnis der Kunst
unseres Jahrhunderts voraus, daß er mit eigener Kritik an-
hören kann, was ihm hier an Urteilen geboten wird. Für
die ältere Zeit hat es, ich möchte sagen, mehr persönlichen
als sachlichen Wert. Letzterer steigt, je mehr wir uns der
unmittelbaren Gegenwart nähern. Worauf die Kunstbestrebungen
des lebenden und vorwärtsdrängenden Künstlergeschlechts hinaus-
wollen, wird man kaum in einem anderen Bu'che mit gleich
eindringlicher Lebendigkeit entwickelt finden. Oft sühlt sich
Muther augenscheinlich weniger als Kritiker, denn als Sprecher
der modernen Maler, der berufen ist, den andern Leuten mit
Worten zu sagen, was diese eigentlich mit dem Pinsel sagen
wollen — und gerade das macht sein Buch ost höchst interessant.

Sehr zu loben ist die Ausstattung, die Georg Hirths
Kunstverlag Muthers Werke hat angedeihen lassen; insbesondere
sind die überaus zahlreichen Künstlerbildnisse und Nachbil-
dungen der Werke von großem Vorteil sür den Leser.
Endlich ist auch das umsängliche Künstlerverzeichnis mit den
Angaben von Gebwrts- und Todestag von Lleibendem Werte.
So viel ist ganz unzweiselhaft: von allen Handbüchern über
dasselbe oder ein ähnlich umgrenztes Stoffgebiet ist das

Muthersche weitaus das empfehlenswerteste; für den, der sich
mit unserer Malerei näher nnd wohl gar kritisch beschästigen
will, ist es geradezu unentbehrlich. P>aul Schumann.

^ ikunstblAtter uud Mldervverke. 13.

Die Vierlande bei Hamburg. 50 Lichtdruckel Mit
einer geschichtlichen Einleitung und erläuterndem Text von
vr. F. Voigt. (Hamburg, Karl Griese.)

Monographien, wie die vorliegende, zeugen von einer
der gesundesten Bewegungen unserer Zeit; sie sind das Ergebnis
eines Besinnens unserer Nation auf sich selbst, eines Bemühens,
das eigene Volksleben in seinen Bekundungen gründlich kennen
zu lernen, um fester auf dem Boden der Heimat stehen zu
können. Geht es so weiter, so bringen wir's vielleicht mit der
Zeit dahin, daß der Gebildete annähernd nicht schlechter weiß,
wie es in den Dörfern vor seiner Vaterstadt aussieht, als,
wie es vor zweitausend Jahren in Rom ausgesehen hat.

Die Vierlande bei Hamburg sind eines der interessantesten
Stücke der deutschen Erde, noch heut, obgleich trotz ihrer Welt-
abgeschiedenheit die Neuzeit zumal in den letzten Jahrzehnten
gar sehr an ihren Altertümern herumgeputzt hat, was leider
von ihren sozialen Einrichtungen sowohl, wie von den Geräten,
Trachten, Bauten gilt. „Dat is man good", sagte ein alter
Vierländer zum Herausgeber des vorliegenden Werks, „datt
Se de ollen Hüser und den ollen Kroam noch photographirt
hebben, denn de Hüser brennt af, und de olle Kroam ward
verköft. Jn een tein Johr is öberhaupt nix mehr doar von
dat olle Veerlannen." Wie dieses zu Stande gekommen und
Jahrhunderte lang gewesen ist, davon erzählt uns Voigt im
Text. Den Führer zu all den gnten Stätten aber, die der
Photograph uns mit seinen Bildern vorzeigt, hat Wilhelm
Weimar gemacht, ein Assistent am Hamburgischen Museum für
Kuust und Gewerbe, der sich als ebenso kundiger wie knnst-
sinniger Führer erweist nnd der von seinem Vorgesetzten, dem
trefflichen Brinckmann, thatkrästig unterstützt worden ist. Dem
verdanken wir auch die kunstgewerbliche Abteilung, die sür
viele unsere Leser die interessanteste des ganzen Bandes sein
dürfte. - Jnsbesondere von den Holz- und Schmiedearbeiten
der Vierländer könnte manch offener Kops gute Dinge lernen.
Jn den Photographien wechseln mit eigenartigen Binnenräumen
reizvotle Landschaftsbilder ab. Wir empfehlen die Publikation
zum Ankauf — und, damit man für andere deutsche Gaue
uns Ähnliches schaffe.

Leitung

DicbtUNg. (Über d. Geist d. baltisch-deutschen Dichtung u.
den Lokalismus i. d. Lyrik) Grotthuß, 20. Iahrh. 7. —
(wilhelm Raabe) S. S., Frs. Z. 9;. — (Fr. w. weber)
L. Heilborn, Nag. (5. — (Hermann Kurz) Th. Sbner, ebd.
—^ iGrillparzer) R. Berger, Allg. R.-Lhr. 7. — (Ibsen als
Lvriker) Brennert, Gegenw. (2. — (Aarl Snoilsky) Zschalig,
Allg. Z., B. 67 f. — („Einige Torturfragen d. Molisre-
Aritik") R. Mahrenholtz. Allg. Z., B. 60 s. — („Dscadence")
Staus v. d. March, Gesellsch. — (Griechische Friedhoss-
xoesie) Raibel, Dtsch. Revue, März. — (D. Heimat walthers
v. d. Dogelweide) L. Brentano, Allg. Z., B. ^3. — ;Deutsche
Dichtung u. reines Deutschtum) Löwisch, Tgl. Rsch. 53 f.

/Ildusik. (Aonzertdirigenten) Schenker, Zukunst 8 (. —- („Nlusika-
lische Lrinnerungen eines Tauben") H. Lorm, Gegenw.

— (Alexander Ritter) I. Hosmiller, Gesellsch. H. — (Tin
wagnertheater in München) Gegenw. (0. — (Grlando di
Lasso) L. v. Destouches, Allg. Z., B. 38 s. — (Ist das
unsrer Musik z. Grunde liegende Tonsystem chromatisch od.

sscbau.

enharmonisch?) Huber, A. Kunst-Thr. 5. — (Tharles Gounod)
ebd. 3. — (Hans v. Bülow) Dtsche Rschau (3.

Tbeater. (Alphonse Daudet über das Theater) H. Mann,
Gegenw. (3. — („Aus meinem Tagebuche v. Dresdner
Hoftheater") A. Löhn-Siegel, Leipz. Ztg., w. B. 26. —
(Schröders erste Hamburger Theaterdirektion) Rilian, Allg.

Z., B. 29 s.

(Vildeude Ikünste. (Leopold Karl Müller) Lützow, Graxh.
Aste. (. — iFranzösische Malerei am Hofe Friedrichs des
Großen) Graul, ebd. — (Thorwaldsen) Rarl werner, Allg.
Z., B. 69 s.; R. Prölß, st v. F. z. Meer 8. — (Burne
Iones) Helserich, K. s. A. (3. — (Hermann jdrell) ff
P>echt, R. s. 2l. — (Hendrich) f vanderlinden, 2lllg.

R.-Lhr. 7. — (G. A. Amberger) st Schäser, ebd. 5. — (Lh.
Meunier) Goldmann, Frs. Z. 90. — (Humor i. d. bild.
Runst) wochenberichte v. 2lmsler A Ruthardt q^2. — (Das
Bild als wandschmuck) L. Zimmermann, R. f. A. (2. —

» Mlas uus die Ikuustgescbicbte lebrt. (Schlußaussatz.) — Ikuudscbau. Allgemeineres.

. Adols Friedrich Gras von Schack ff. Ludwig Pfau y. — Dichtuug. Friedrich Wilhelm Weber tz. Schöne
Literatur. 36. — Musik. Philipp Spitta f. Wichtigere Musik-Aufführuugen. 3(. — Bildende Künste. Berliner Kunstbrief.
Münchner Kunstbriefe. Kunstliteratur Kuustblätter und Bilderwerke (3. — Leitungsscbau.

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