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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 7.1893-1894

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1893)
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Rundschau
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Sprechsaal
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https://doi.org/10.11588/diglit.11728#0087

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haben, was überhaupt geboten werden kann, und stets bestätigt
das vollendete Werk diese Erwartung. Über das Nähere der
Veröffentlichung unterrichtet ein Prospekt, den sich jeder Kunst-
sreund kommen laffen kann.

^ An Lacben der /iküncbner IkunstÄUSstellnngen

teilen wir zur Berichtigung mit, daß sich in der Sezessionisten-
Ausstellung An Bild von Klinger allerdings, und nicht
nur im Kataloge, besnnden hat, und zwar die lebensgroße
Bildnisstudie nach einer Jtalienerin, im Freien gemalt.

Lprecksaal.

In Sachen: wilhelm Trübner.

Jm ersten Novemberheste des „Kunstwarts" lese ich
in dem Auszuge aus der Täglichen Ruudschau „Sein
Credo" die Stelle: „oder mit Trübner sich an Schott-
laud anzulehnen" —.

Dieser Ausspruch ist nun ganz falsch, und da ich besser
orientirt bin als der „deutsche Maler" in seinem Credo,
so möchte ich mir ein Wort der Berichtigung erlauben.

Jch kenne Wilhelm Trübner seit Ansang der siebziger
Jahre, und seine Bilder zeigten damals in der Technik
und in Allem ganz die gleiche Art, wie jetzt auch noch.
Von den Schotten wnßte man bekanntlich vor dem Jahr
l8yo in Deutschland noch nichts. Daß bei uns fas^ zwei
Jahrzehnte hindurch Niemand viel Notiz von Trübners
Bildern nehmen wollte, das ist eben nicht Trübners Schuld.

Als die Schotten kamen, da „merkten" erst Viele etwas,

und da ward denn auch Trübner erlaubt.

Weun man nun aber sagt, Trübner lehne fich an die
Schotten an, so thut man ihm schwer llnrecht, und dies
möchte ich gerne mit diesen Zeilen zu verhüten suchen.
So ein leichtsinnig hingeworsenes Wort pstanzt sich gar
zu gerne fort, da man in Deutschland so wenig daran
gewöhnt ist, eine eigene und eigentümliche Art zu ver-
stehen — eher zu „verstehen", als bis man heraus-
gefunden hat, daß sie sich irgendwo an das Ausland
oder sonstwo angelehnt habe.

Jndem ich glaube, daß ich ganz in der Gesinnung
Jhres geschätzten Blattes handle, wenn ich Jhnen diese
Zeilen übersende, zeichne ich

in vorzüglicher Hochachtung
Frankfurt a. M. Hans Thoma.

Dramatik und Theater.

Nochmals in Sachen:

Es war ein Fehler, daß ich mich bestimmen ließ, den
ursprünglichen Titel „Dramatische Dichtung und
Theater" beliebter Kürze halber abzuändern. Von der
eigentlichen Technik des Dramas sollte ja nicht die Rede
sein. Nur Ansprüche der Kritik (der Dramatiker und
Dramaturgen), die mir unberechtigt scheinen, wollte ich
abweisen.

An der „Berichtigung und Rechtfertigung" des Herrn
L. Lier erkenne ich dankbar an die Sachlichkeit und
Zentile^a des Vortrags, aber ich empfinde auch leider
deutlich, daß weitere Diskussion, ungeachtet mancher Berühr-
ungspunkte, uns nicht näher, sondern nur noch weiter aus-
eiuander bringen würde.

Es muß daher geuügen, daß ich mich vor der Mein-
ung verwahre, als hätte ich den Rat geben wollen, „Dramen
zu schreiben mit der bewußten Absicht, das Theater zu
vermeiden". Man könnte selbst dahin gelangen, ich sehe
es leider ein, aber es wäre ein allzu jenseitiger Stand-
punkt, auf den ich mich doch nicht will drängen lassen.

Vorläufig haben wir mit dem Theater ein Hühnchen
zu pflücken, nicht ihm unfere guten Waffen auszuliefern
und uns auf Gnade und Ungnade ihm zu ergeben.

Jch trete wahrhaftig nicht ein für die Unsumme oft
sehr anspruchsvoller dilettantischer Undramen, nur die
dumme kritische Etikette „Buchdrama" soll nicht länger
zum Verderben der dramatischen Dichtung ausgeklebt
werdeu dürfen, sintemal jedes Drama so lange Buch-
drama bleiben muß, bis es eben Bühnendrama sein
wird. Da das aber Sache der Zeit, des wandelnden
Geschmacks und des Zufalls ist, so darf diefer etwaige
„Erfolg" uicht eine Hauptabsicht des Dichters sein.

Also nicht zu einem törichten Boykott des Theaters
will ich die dramatifche Produktion verführen, nur diesem

zu Gemüte führen, daß es seine Sache ist, sich um die
Literatur zu kömmern und Sache eines literarifchen Publll
kums, es zur Vorführung dessen zu zwingen, was es
auch auf der Bühne sehen möchte. Jch leugne nicht, daß
ich vor der Rubrik „Bühnenmöglichkeit", „Bühnenwirksauw
keit", oder wie sie sonst heißen, recht wenig Respekt habe,
nachdem ich gesehen, daß eben Schauspieler und Theatem
techniker sogar den zweiten Teil des Faust auf die Bretter
gezaubert haben, auf die nicht einmal der erste gedacht war.

Das Erste ist allemal noch das Schaffen eines poeti-
schen (inneren) Forderungen gerechten dramatischen Ge-
dichts, das Zweite, unendlich viel geringer zu bewertende
die Nachschafsung eines solchen auf der Bühne. Diese ist
nach meiner Ansicht eine bloße „Jllustration".

Nicht der Theatermensch, sondern der Dichter muß
wissen, was als angeschaut und gehört wirken wird, und
ich behaupte, er weiß es auch, wiewohl ich zugebe, daß
den Modernen der Begriss der „Jntuition" mehr und mehr
abhanden geht. Die wirkliche Bühne mit allen ihren Kniffen
zu kennen, ergäbe doch nur ein trauriges Surrogat dafür.

Ob die Theaterdirektoren Shakespere und Mo-
liöre, oder ob die Dichter gleichen Namens das höhere
Verdienst haben, ist wohl noch sehr die Frage. Verdienst
im Sinne von Einnahme sicherlich die ersteren.

Schließlich gestatte man eine persönliche Bemerk-
ung, zu der ich mich doch provozirt fühle: Jch glaube
durchaus nicht, daß die suggessive Kraft meiner Phantasie
(„eines Tanthippus" sagte Herr Lier) etwa stärker
sei, als die des einfachsten unverbildeten Menschen, der
nur lesen gelernt hat, oder auch bloß vorlesen hört, im
Gegenteil, ich beklage, daß die liebe „Bildung" sie uns
Allen nur zu sehr geschwächt hat.

Weimar.

Schöne Literatur. 28. Charakter
Musik. Wichtigere Musik-
Kunstblätter uud

9vanthippus.

Ankalt:

Aufführungeu.

Goetbes Stellung zur Gegenwart. — Ikundscbnu. — Dichtung.
und Charakteristik. — Theater. Wichtigere Schauspiel-Aufführungen. 53.

25. — Bildende Künste. Klingers „Salome". Steinhauseu. Berliner Kunstbrief.
Bilderwerke. 6. — Lprecbsaal. Wilhelm Trübner. Dramatik und Theater.
 
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