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5. Kirchen und Klerus
Gegensatz zur Kirche in Tattenhausen, die von einem /zoztzo nobz/zs tradiert worden
war. Warum die von Minderfreien gegründeten Kirchen legitimerweise nur dem
Bischof gehören sollten, ist allerdings unklar. Auch die Salzburger Kirchenliste in
der Notitia Arnonis berichtet von der Kirche in Reichertsheim, die de conzccfzz bzzr-
sezz/ezs sei, also wohl aus dem Besitz der Barschalken stammte. Bei anderen Kirchen
aus dieser Liste könnte man zum Teil eine ähnliche Besitzgeschichte annehmen,
dass also Kirchen, die herzogliche Minderfreie gebaut hatten an Salzburg gekom-
men waren - ob mit oder ohne Erlaubnis oder Initiative des Herzogs, wissen wir
nicht*
Obwohl es viele Berichte über Kirchengründungen gibt, ist aus ihnen kaum
etwas über den Akt des tatsächlichen Erbauens einer Kirche zu erfahren"^, ebenso
wenig wie über die Organisation dieser Arbeit.
Aus der Zeit, als um 830 die Kirchenschenkungen und -neugründungen nach-
ließen, findet sich auch ein Beispiel, in dem von der Renovierung einer Kirche die
Rede ist: Beate memone Rzzbo arclnpresHfer szzzzm amp/z/zeare sfzzdzzzf tzasz/zeam zn /oco
Tansfefz (Thonstetten bei Moosburg) et z'zz ozzzzzz'bzzs reaedz/zeare et z'zz a/zo /oco
eozzstz'tzzere ve/ etz'azzz szzazzz renouare ante aetazzz tradz'tz'ozzezzz. Der offenbar zum Zeit-
punkt der Aufzeichnung bereits verstorbene Erzpriester Rubo stellte an seinem
Lebensende eine verfallene Kirche an einem neuen Ort wieder her und ver-
größerte sie. Diese Umleitung des Engagements zu Neubau einer bestehenden
Kirche könnte, stünde sie nicht vollkommen isoliert, als Zeichen einer in diesem
Bereich gefestigten und ausreichend dichten kirchlichen Infrastruktur gewertet
werden, in der keine neuen Seelsorge- und Memorialzentren nötig waren, sondern
eine Verbesserung und Unterstützung des Bestehenden angemessen schien.
5.X5 D;'d ron
Etwas besser als über den Kirchenbau sind wir über den Ablauf der Weihe
informiert, zumindest für Freising in der Zeit Bischof Hittos, aus dem alle
überlieferten Berichte stammen. Es ist jedoch anzunehmen, dass auch seine Vor-
gänger und Nachfolger sowie die anderen Bischöfe nicht wesentlich anders vor-
gingen.
Den Ablauf einer Weihe zeigt exemplarisch das Beispiel des Selipert, der 814
auf seinem Besitz eine Kirche erbaute. Nachdem der Bau abgeschlossen war, ging
er nach Freising und fragte den Bischof, ob er zur Weihe kommen wolle. Der
Bischof reiste daraufhin mit einer Vielzahl von zzobz/cs an und fragte den Erbauer,
auf welche Weise er die Kirche ausstatten wolle. Dieser übergab daraufhin fünf
Unfreie, 30 Joch Land und Wiesen mit einem Ertrag von zwölf Wagenladungen
Heu an seine Kirche. Danach weihte der Bischof die Kirche und stattete den Altar
111 Die Verbindung zum Fiskalgut ergibt sich aus der Aufnahme in die NA, die nur Traditionen
von Fiskalgut oder von herzoglichen Minderfreien beinhalten. Auch königliche seru; er-
bauten selbst Kirchen, wie D Ludwig der Deutsche 145 (873.03.09) für (Mannheim-)Neckerau
zeigt.
112 Der Altar der Kirche in Biberbach soll vom Priester Hunperht selbst hergestellt worden sein
(TF 234b [806/7]).
5. Kirchen und Klerus
Gegensatz zur Kirche in Tattenhausen, die von einem /zoztzo nobz/zs tradiert worden
war. Warum die von Minderfreien gegründeten Kirchen legitimerweise nur dem
Bischof gehören sollten, ist allerdings unklar. Auch die Salzburger Kirchenliste in
der Notitia Arnonis berichtet von der Kirche in Reichertsheim, die de conzccfzz bzzr-
sezz/ezs sei, also wohl aus dem Besitz der Barschalken stammte. Bei anderen Kirchen
aus dieser Liste könnte man zum Teil eine ähnliche Besitzgeschichte annehmen,
dass also Kirchen, die herzogliche Minderfreie gebaut hatten an Salzburg gekom-
men waren - ob mit oder ohne Erlaubnis oder Initiative des Herzogs, wissen wir
nicht*
Obwohl es viele Berichte über Kirchengründungen gibt, ist aus ihnen kaum
etwas über den Akt des tatsächlichen Erbauens einer Kirche zu erfahren"^, ebenso
wenig wie über die Organisation dieser Arbeit.
Aus der Zeit, als um 830 die Kirchenschenkungen und -neugründungen nach-
ließen, findet sich auch ein Beispiel, in dem von der Renovierung einer Kirche die
Rede ist: Beate memone Rzzbo arclnpresHfer szzzzm amp/z/zeare sfzzdzzzf tzasz/zeam zn /oco
Tansfefz (Thonstetten bei Moosburg) et z'zz ozzzzzz'bzzs reaedz/zeare et z'zz a/zo /oco
eozzstz'tzzere ve/ etz'azzz szzazzz renouare ante aetazzz tradz'tz'ozzezzz. Der offenbar zum Zeit-
punkt der Aufzeichnung bereits verstorbene Erzpriester Rubo stellte an seinem
Lebensende eine verfallene Kirche an einem neuen Ort wieder her und ver-
größerte sie. Diese Umleitung des Engagements zu Neubau einer bestehenden
Kirche könnte, stünde sie nicht vollkommen isoliert, als Zeichen einer in diesem
Bereich gefestigten und ausreichend dichten kirchlichen Infrastruktur gewertet
werden, in der keine neuen Seelsorge- und Memorialzentren nötig waren, sondern
eine Verbesserung und Unterstützung des Bestehenden angemessen schien.
5.X5 D;'d ron
Etwas besser als über den Kirchenbau sind wir über den Ablauf der Weihe
informiert, zumindest für Freising in der Zeit Bischof Hittos, aus dem alle
überlieferten Berichte stammen. Es ist jedoch anzunehmen, dass auch seine Vor-
gänger und Nachfolger sowie die anderen Bischöfe nicht wesentlich anders vor-
gingen.
Den Ablauf einer Weihe zeigt exemplarisch das Beispiel des Selipert, der 814
auf seinem Besitz eine Kirche erbaute. Nachdem der Bau abgeschlossen war, ging
er nach Freising und fragte den Bischof, ob er zur Weihe kommen wolle. Der
Bischof reiste daraufhin mit einer Vielzahl von zzobz/cs an und fragte den Erbauer,
auf welche Weise er die Kirche ausstatten wolle. Dieser übergab daraufhin fünf
Unfreie, 30 Joch Land und Wiesen mit einem Ertrag von zwölf Wagenladungen
Heu an seine Kirche. Danach weihte der Bischof die Kirche und stattete den Altar
111 Die Verbindung zum Fiskalgut ergibt sich aus der Aufnahme in die NA, die nur Traditionen
von Fiskalgut oder von herzoglichen Minderfreien beinhalten. Auch königliche seru; er-
bauten selbst Kirchen, wie D Ludwig der Deutsche 145 (873.03.09) für (Mannheim-)Neckerau
zeigt.
112 Der Altar der Kirche in Biberbach soll vom Priester Hunperht selbst hergestellt worden sein
(TF 234b [806/7]).