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Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr. i2.
3. Maltechniken der Neuzeit.
Es folgen (In der oberen Reihe) fortsetzend
die Tafeln der Versuchskollektion, und zwar:
10. Technik der Tafelmalerei der Früh-
renaissance in Italien (Ende des 14. und
15. Jahrhunderts) nach Cenninis Traktat;
11. Technik der frühen Niederländer und der
Van Eycks (Rekonstruktionsversuche mit
sogen. Oel-Tempera);
12. Malerei auf Leinwand der italienischen
Renaissance (Mitte des 16. Jahrhunderts);
13. Technik der Venezianer;
14. Technik der Rubenszeit.
Den Schluss bildet eine 16. Tafel, Restau-
rierungstechnik (Pettenkofers Regenerationsver-
fahren; Zustand alter Tafel- und Leinwandbilder).
Die Absicht, Beispiele der Maltechnik neuester
Zeit hier noch anzureihen, musste im letzten Moment
leider fallen gelassen werden, da der noch vor-
handene Platz den kgl. Porzellanmanufakturen von
Berlin, Meissen und Nymphenburg eingeräumt
werden musste.
Neben der Porzellanmalerei, die in der
jetzigen provisorischen Aufstellung wohl Muster der
Fabrikate, aber nicht deutlich genug das technische
Verfahren veranschaulicht — sie soll später der
Abteilung „Keramik" angeschlossen werden — ist
die Glasmalerei in ihrer historischen Entwick-
lung in einem besonderen Rahmen an der Fenster-
seite angeordnet. Von einschlägiger, durch Brennen
erzeugter Technik fehlt das Email in seinen ver-
schiedenen Arten bis jetzt vollständig. Einige
besonders wertvolle Stücke, die aus Platzmangel
nicht an entsprechender Stelle aufgestellt werden
konnten, sind in einer kleinen Vitrine an der Fenster-
wand zu sehen, darunter ein paar alte Nymphen-
burger Porzellanmalereien aus dem Privatbesitze
des königlichen Hauses, dann chinesische, indische
und persische Lackmalereien nebst den bereits
oben erwähnten Miniaturen.
Für die Aufstellung im neuen Museum wird
naturgemäss ein viel grösserer Raum zur Ver-
fügung stehen; dann wird insbesondere auf die
moderne Maltechnik sowohl der künstlerischen als
auch der kunstgewerblichen Richtung die Rück-
sicht genommen werden, die ihr zukommt.
Projektionsrahmen.
Ein neuer, von der Fürstin C. Baratoff kon-
struierter Projektionsrahmen ermöglicht durch
seinen mittels Kreuzgelenkes nach allen Seiten
beweglichen Handgriff und durch die das Gleich-
gewicht haltenden seitlichen Kugeln auf ungemein
einfache, sichere und handliche Weise die genaue
Prüfung der senkrechten und wagrechten Punkte
oder Linien in der Zeichnung eines Bildes nach
der Natur und den Vergleich der Abstände durch
angebrachte Fadenquadrate; er ersetzt daher dem
Maler das meist unzuverlässige Messen oder Loten
bezw. Winkeln mit Stift oder Pinsel. Es dürfte
für solche Künstler und Kunstpädagogen, denen
eine eigene Kontrolie übet* die Richtigkeit der
Zeichnung erwünscht ist, interessant sein, Ver-
suche mit diesem einfachen Apparate anzustellen.
Auskunft erteilt, wie wir auf Anfragen mitteilen
können, Schlachtenmaler v. Prochezlawsky, München,
Nymphenburgerstr. Nr. 3(4. (M. N. N.)
Mitteilungen der Redaktion.
t. Neue Malerfarben. Zum Artikel über Bössen-
roths Tempera übersendet uns Herr C.Bössenroth ein
„Tempera-Besprechung" überschriebenes Zirkular
mit dem Bemerken, dass er neuerer Zeit seine Tempera
vervollkommnet und vereinfacht habe, so dass die in
Nr. io erwähnten verschiedenartigen Malmittel nicht
mehr nötig wären; auch sei durch ein besseres, un-
schädliches Antiseptikum der Farbe jeder Geruch
benommen. Da es nicht möglich ist, die Tempera-
Besprechung in extenso hier zum Abdruck zu bringen,
möchten wir unsere Leser, die sich dafür interessieren,
darauf aufmerksam machen, damit sie sich im Bedarfsfälle
direkt an den Fabrikanten, Herrn Büssenroth in Dachau,
oder an eine der Niederlagen um Zusendung der neuen
„Tempera-Besprechung" wenden mögen.
Es sind uns in letzter Zeit überdies von der
Künstlerfarbenfabrik H e r m. N e i s c h & C o. in D r e s d e n
Proben und Prospekte ihrer neuen „Oeltempera-
farben" (Eingetragene Schutzmarke „Sachsonia"), dann
von der Firma Günther Wagner in Hannover und
Wien Proben ihrer Pelikantemperafarben mit
dem Ersuchen zugegangen, nach eigener Prüfung des
Materiales über diese Fabrikate zu berichten.
Wir werden diesem Wunsche im Zusammenhänge
mit den noch zu besprechenden „neuen" Malerfarben
gerne nachkommcn.
2. In Angelegenheit der Behrendtfarben ist uns
ein Schreiben des Herrn Ferd. Lechner in Schöneberg-
Berlin zugegangen, in dem er auf die von Herrn
Behrendt in Nr. to dieser Blätter abgegebene Erklärung
erwiedert und die zeitliche Differenz aufklärt, die sich
hinsichtlich der Erteilung des Analysenauftrages durch
Herrn Hess ergeben hat. Wegen Raummangels wird
der Abdruck dieses Briefes und des in Nr. 7, S. 28, an-
gedeuteten Nachprüfungsergebnisses der Gross-Lichter-
ielder Anaiyse in der nächsten Nummer erfolgen.
Anfragen und Beantwortungen.
Herrn O. B. in München. — Die Technik der
Neo-Impressionisten beruht auf der Anwendung
einzelner, event. nur mit Weiss gemischter Farben des
Spektrums, die sich erst im Auge zu den beabsichtig-
ten Tönen vermischen. Genauer handelt davon das Buch
von einem der Hauptrepräsentanten dieser Richtung,
Paul Signac, betitelt: D'Eugene Delacroix au Neo-
Impressionisme (Edition de la revue blanche, Paris
1899). Eine deutsche Uebersetzung ist bei der Rhein.
Verlagsanstalt G. A. Hohns Söhne, Kiefeld 1903, er-
schienen. Ueber das Thema vgl. den trefflichen Auf-
satz von Anna L. Plehn, „Vom Wert desNeo-Impressio-
nismus" (Die Kunst, V. Jahrg., Heft n, August 1904).
Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr. i2.
3. Maltechniken der Neuzeit.
Es folgen (In der oberen Reihe) fortsetzend
die Tafeln der Versuchskollektion, und zwar:
10. Technik der Tafelmalerei der Früh-
renaissance in Italien (Ende des 14. und
15. Jahrhunderts) nach Cenninis Traktat;
11. Technik der frühen Niederländer und der
Van Eycks (Rekonstruktionsversuche mit
sogen. Oel-Tempera);
12. Malerei auf Leinwand der italienischen
Renaissance (Mitte des 16. Jahrhunderts);
13. Technik der Venezianer;
14. Technik der Rubenszeit.
Den Schluss bildet eine 16. Tafel, Restau-
rierungstechnik (Pettenkofers Regenerationsver-
fahren; Zustand alter Tafel- und Leinwandbilder).
Die Absicht, Beispiele der Maltechnik neuester
Zeit hier noch anzureihen, musste im letzten Moment
leider fallen gelassen werden, da der noch vor-
handene Platz den kgl. Porzellanmanufakturen von
Berlin, Meissen und Nymphenburg eingeräumt
werden musste.
Neben der Porzellanmalerei, die in der
jetzigen provisorischen Aufstellung wohl Muster der
Fabrikate, aber nicht deutlich genug das technische
Verfahren veranschaulicht — sie soll später der
Abteilung „Keramik" angeschlossen werden — ist
die Glasmalerei in ihrer historischen Entwick-
lung in einem besonderen Rahmen an der Fenster-
seite angeordnet. Von einschlägiger, durch Brennen
erzeugter Technik fehlt das Email in seinen ver-
schiedenen Arten bis jetzt vollständig. Einige
besonders wertvolle Stücke, die aus Platzmangel
nicht an entsprechender Stelle aufgestellt werden
konnten, sind in einer kleinen Vitrine an der Fenster-
wand zu sehen, darunter ein paar alte Nymphen-
burger Porzellanmalereien aus dem Privatbesitze
des königlichen Hauses, dann chinesische, indische
und persische Lackmalereien nebst den bereits
oben erwähnten Miniaturen.
Für die Aufstellung im neuen Museum wird
naturgemäss ein viel grösserer Raum zur Ver-
fügung stehen; dann wird insbesondere auf die
moderne Maltechnik sowohl der künstlerischen als
auch der kunstgewerblichen Richtung die Rück-
sicht genommen werden, die ihr zukommt.
Projektionsrahmen.
Ein neuer, von der Fürstin C. Baratoff kon-
struierter Projektionsrahmen ermöglicht durch
seinen mittels Kreuzgelenkes nach allen Seiten
beweglichen Handgriff und durch die das Gleich-
gewicht haltenden seitlichen Kugeln auf ungemein
einfache, sichere und handliche Weise die genaue
Prüfung der senkrechten und wagrechten Punkte
oder Linien in der Zeichnung eines Bildes nach
der Natur und den Vergleich der Abstände durch
angebrachte Fadenquadrate; er ersetzt daher dem
Maler das meist unzuverlässige Messen oder Loten
bezw. Winkeln mit Stift oder Pinsel. Es dürfte
für solche Künstler und Kunstpädagogen, denen
eine eigene Kontrolie übet* die Richtigkeit der
Zeichnung erwünscht ist, interessant sein, Ver-
suche mit diesem einfachen Apparate anzustellen.
Auskunft erteilt, wie wir auf Anfragen mitteilen
können, Schlachtenmaler v. Prochezlawsky, München,
Nymphenburgerstr. Nr. 3(4. (M. N. N.)
Mitteilungen der Redaktion.
t. Neue Malerfarben. Zum Artikel über Bössen-
roths Tempera übersendet uns Herr C.Bössenroth ein
„Tempera-Besprechung" überschriebenes Zirkular
mit dem Bemerken, dass er neuerer Zeit seine Tempera
vervollkommnet und vereinfacht habe, so dass die in
Nr. io erwähnten verschiedenartigen Malmittel nicht
mehr nötig wären; auch sei durch ein besseres, un-
schädliches Antiseptikum der Farbe jeder Geruch
benommen. Da es nicht möglich ist, die Tempera-
Besprechung in extenso hier zum Abdruck zu bringen,
möchten wir unsere Leser, die sich dafür interessieren,
darauf aufmerksam machen, damit sie sich im Bedarfsfälle
direkt an den Fabrikanten, Herrn Büssenroth in Dachau,
oder an eine der Niederlagen um Zusendung der neuen
„Tempera-Besprechung" wenden mögen.
Es sind uns in letzter Zeit überdies von der
Künstlerfarbenfabrik H e r m. N e i s c h & C o. in D r e s d e n
Proben und Prospekte ihrer neuen „Oeltempera-
farben" (Eingetragene Schutzmarke „Sachsonia"), dann
von der Firma Günther Wagner in Hannover und
Wien Proben ihrer Pelikantemperafarben mit
dem Ersuchen zugegangen, nach eigener Prüfung des
Materiales über diese Fabrikate zu berichten.
Wir werden diesem Wunsche im Zusammenhänge
mit den noch zu besprechenden „neuen" Malerfarben
gerne nachkommcn.
2. In Angelegenheit der Behrendtfarben ist uns
ein Schreiben des Herrn Ferd. Lechner in Schöneberg-
Berlin zugegangen, in dem er auf die von Herrn
Behrendt in Nr. to dieser Blätter abgegebene Erklärung
erwiedert und die zeitliche Differenz aufklärt, die sich
hinsichtlich der Erteilung des Analysenauftrages durch
Herrn Hess ergeben hat. Wegen Raummangels wird
der Abdruck dieses Briefes und des in Nr. 7, S. 28, an-
gedeuteten Nachprüfungsergebnisses der Gross-Lichter-
ielder Anaiyse in der nächsten Nummer erfolgen.
Anfragen und Beantwortungen.
Herrn O. B. in München. — Die Technik der
Neo-Impressionisten beruht auf der Anwendung
einzelner, event. nur mit Weiss gemischter Farben des
Spektrums, die sich erst im Auge zu den beabsichtig-
ten Tönen vermischen. Genauer handelt davon das Buch
von einem der Hauptrepräsentanten dieser Richtung,
Paul Signac, betitelt: D'Eugene Delacroix au Neo-
Impressionisme (Edition de la revue blanche, Paris
1899). Eine deutsche Uebersetzung ist bei der Rhein.
Verlagsanstalt G. A. Hohns Söhne, Kiefeld 1903, er-
schienen. Ueber das Thema vgl. den trefflichen Auf-
satz von Anna L. Plehn, „Vom Wert desNeo-Impressio-
nismus" (Die Kunst, V. Jahrg., Heft n, August 1904).