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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 2.1928

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Schlemmer, Oskar: Piscator und das moderne Theater
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https://doi.org/10.11588/diglit.17441#0041

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nicht ungehört verhallen, die hier als die Konfequenzen letyer künftlerifcher
und technifcher Errungenfchaften bedeutfam find.

Der Nihilismus, der den Ruffen Malewitfch veranlagte, den Nullpunkt der
Malerei zu fixieren und als letzte Bildkonfequenz das rote Farbquadrat zu
verkünden ; der Tatlinismus, der die Maler veranlagte, analog der Forderung
Spenglers, vom Bild zur technifchen Konftruktion überzugehen; diefe Um-
wertungen der Malerei fanden ihr Gegenfpiel auf der ruffifchen Bühne
Meyerholds, der tabula rafa machte mit allem einftigen, verwefenden Theater-
plunder; der Vorhang, Kuliffen, Requifiten verbannte, um auf fo gereinigtem
Boden neu zu beginnen, nämlich: mit der aus der dramatifchen Dynamik
abgeleiteten Organifation des Schauplatjes und feiner Teile, die das Räum-
liche, Tektonifche, Funktionelle anffelle des Dekorativen, lllufionären, Natura-
liftifchen fetjt. Der Film, der, bliebe er ungenurjt, der grimmigfte Feind der
Bühne geworden wäre, wird ihren Zwecken dienftbar gemacht, neuen Zwecken
zugeführt und erweiff fich als außerordentlicher Helfer dramatifchen Ge-
fchehens. Die Möglichkeit beliebiger Vergrößerung oder Verkleinerung des
Bildes, beliebiger Schnelligkeit oder Langfamkeit (Zeitraffer und Zeitlupe)
haben unfer Bewufjtfein von den Dingen fo fehr verwandelt und ihnen ein
^^^^^^IHH^IHIHHI^H neues Geficht gegeben, dafj, wird erft das Problem des farbigen Films
ERWIN PISCATOR

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Piicator» Bühne. Bühnentechnik. Zur Eröffnung der Piscatorbühne in Berlin mit Tollers „Hoppla wir leben". Schlufj -Gefängnis^

(Bau von Traugott Müller) szene. Copyright Atelier Stone

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