blick in die Tätigkeit des Nachbarn das Fortichreiten: Forlcher und
Student überfehen, ohne den Nachbarn in der Arbeit zu (tören,
mit einem Blick deffen Arbeitsgebiet und Methode.
Die Denktätigkeit, die bei den meitten getreulich den Geleifen
folgt, auf denen der Lehrer — vom Lehrplan geleitet — vorangeht,
wird Seitenwege fuchen, wird lernen, dafj die „Wiffenfchaften" der
Gegenwart noch genau (o wandelbar (ind und bleiben werden,
wie fie es immer waren, darj vieles aus dem Gebiet jeder ein-
zelnen „Wiffenfchaft" Ballaft ift. Das Denken wird beweglicher
werden.
Die Univerfität fchliefjt [ich nicht mehr ab, wie fie das gegenwärtig
unter dem Druck der Grenzen ihrer Kraft tun mufj. Sie öffnet ihre
Tore weit für jeden.
Der Laie — jeder ift überall Laie, aufjer auf (einem ureigenften
Gebiet — fchrickt nicht mehr vor der Unendlichkeit des Wiffens
zurück, wenn er fieht, dafj derForfcher zwar mehr als er weif3, aber
auch vor Grenzen Halt machen murj.
Die ganze Qual und Wonne wiffenfchaftlicher Arbeit wird jedem
klar und damit verringert fich die Möglichkeit, wiffenfchaftliche
Arbeit als „Luxus für ein arm gewordenes Volk" anzufehen.
Auf einem Gebiet wenigftens tritt an Stelle der gefliffentlich her-
vorgehobenen Unterfchiede des Standes und der „Bildung" ge-
meinlames Denken und Fühlen.
UM DIE NEUE
AUGUSTE PERRET, PARIS
Inneres der im letjten Heft publizierten Kirche in Montmagny (1926)
Es ift eine Utopie alle gewinnen zu wollen. Sowohl in horizontaler
wie in vertikalerGliederung pflegt die Maffe träg zu (ein und ftumpf
zu bleiben. Aber Manche werden fich gewinnen laffen und diele
werden — ein wachsender Kriftall — aus der trüben Mutterlauge
das Wertvolle anziehen und aufbauen.
Nachwort der Schriftleitung
Wir möchten mit einigen Beiträgen, womöglich in Form von Rede
und Gegenrede, die krifenhafte Situation beleuchten, in der fich
heute die oberften Bildungsanftalten, Univerfitäten und technifche
Hochfchulen befinden. In den Wünfchen und Vorfchlägen für die
innere Verlebendigung diefer Inftitutionen fpricht (ich dasfelbe
Bedürfnis nach einer Neuformung unferes Weltbildes aus, wie wir
es in der Baukunft oder auf dem Theater konftatieren. Es wird nötig
fein, diefe Beleuchtung der Situation von verfchiedenen Seiten her
und unter Berückfichtigung beruflicher Faktoren (z. B.Ausbildung der
Architekten, der Mufeumsleute) vorzunehmen. Als erfter refumierf
hier Prof. Drevermann die Gedanken einer Frankfurter Rektorats-
rede. Von dem kürzlich erfchienenen Buch Prof. Drevermanns,
„Naturerkenntnis. Vom Gegenftand der Nafurwiffenfchaften" (er-
(chienen in der von Hans Prinzhorn herausgegebenen Serie „Das
Weidbild"), welches diefe Ideen in klarer prägnanter Form im Um-
kreis des befondern Faches darlegt, (oll (päter auch hier noch ge-
brochen werden. Heute nur diefer Hinweis. Gtr.
GESTALTUNG
AUGUSTE PERRET, PARIS
Haus in Ver railies (1926-1927)
33
Student überfehen, ohne den Nachbarn in der Arbeit zu (tören,
mit einem Blick deffen Arbeitsgebiet und Methode.
Die Denktätigkeit, die bei den meitten getreulich den Geleifen
folgt, auf denen der Lehrer — vom Lehrplan geleitet — vorangeht,
wird Seitenwege fuchen, wird lernen, dafj die „Wiffenfchaften" der
Gegenwart noch genau (o wandelbar (ind und bleiben werden,
wie fie es immer waren, darj vieles aus dem Gebiet jeder ein-
zelnen „Wiffenfchaft" Ballaft ift. Das Denken wird beweglicher
werden.
Die Univerfität fchliefjt [ich nicht mehr ab, wie fie das gegenwärtig
unter dem Druck der Grenzen ihrer Kraft tun mufj. Sie öffnet ihre
Tore weit für jeden.
Der Laie — jeder ift überall Laie, aufjer auf (einem ureigenften
Gebiet — fchrickt nicht mehr vor der Unendlichkeit des Wiffens
zurück, wenn er fieht, dafj derForfcher zwar mehr als er weif3, aber
auch vor Grenzen Halt machen murj.
Die ganze Qual und Wonne wiffenfchaftlicher Arbeit wird jedem
klar und damit verringert fich die Möglichkeit, wiffenfchaftliche
Arbeit als „Luxus für ein arm gewordenes Volk" anzufehen.
Auf einem Gebiet wenigftens tritt an Stelle der gefliffentlich her-
vorgehobenen Unterfchiede des Standes und der „Bildung" ge-
meinlames Denken und Fühlen.
UM DIE NEUE
AUGUSTE PERRET, PARIS
Inneres der im letjten Heft publizierten Kirche in Montmagny (1926)
Es ift eine Utopie alle gewinnen zu wollen. Sowohl in horizontaler
wie in vertikalerGliederung pflegt die Maffe träg zu (ein und ftumpf
zu bleiben. Aber Manche werden fich gewinnen laffen und diele
werden — ein wachsender Kriftall — aus der trüben Mutterlauge
das Wertvolle anziehen und aufbauen.
Nachwort der Schriftleitung
Wir möchten mit einigen Beiträgen, womöglich in Form von Rede
und Gegenrede, die krifenhafte Situation beleuchten, in der fich
heute die oberften Bildungsanftalten, Univerfitäten und technifche
Hochfchulen befinden. In den Wünfchen und Vorfchlägen für die
innere Verlebendigung diefer Inftitutionen fpricht (ich dasfelbe
Bedürfnis nach einer Neuformung unferes Weltbildes aus, wie wir
es in der Baukunft oder auf dem Theater konftatieren. Es wird nötig
fein, diefe Beleuchtung der Situation von verfchiedenen Seiten her
und unter Berückfichtigung beruflicher Faktoren (z. B.Ausbildung der
Architekten, der Mufeumsleute) vorzunehmen. Als erfter refumierf
hier Prof. Drevermann die Gedanken einer Frankfurter Rektorats-
rede. Von dem kürzlich erfchienenen Buch Prof. Drevermanns,
„Naturerkenntnis. Vom Gegenftand der Nafurwiffenfchaften" (er-
(chienen in der von Hans Prinzhorn herausgegebenen Serie „Das
Weidbild"), welches diefe Ideen in klarer prägnanter Form im Um-
kreis des befondern Faches darlegt, (oll (päter auch hier noch ge-
brochen werden. Heute nur diefer Hinweis. Gtr.
GESTALTUNG
AUGUSTE PERRET, PARIS
Haus in Ver railies (1926-1927)
33