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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 2.1928

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May, Ernst: Zur Eindeichung der Meinufer in Frankfurt
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https://doi.org/10.11588/diglit.17441#0080

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konftruktion erbauten Eilernen Steg ohne jegliche ftädtebauliche
Verankerung unbeftimmt auf die platjartige Erweiterung des Ufers
am Rententurme eingeführt. Das Eindeichungsprojekt fieht hier eine
Staffelung der Kais in drei verfchiedenen Höhen vor. Die Längen-
ausdehnung der geftaffelten Ebenen wie die Höhe der Staffeln
lind in enge Beziehung zur Uferbebauung gebracht. Der Abgang
vom Eilernen Steg erfolgt über Treppen auf das Niveau des Bür-
gerffeiges der neuen Uferftrafje. Von hier aus führen wiederum
Treppenanlagen zu den beiden Staffeln des Tiefkais. Form und
Lagerung diefer Abgänge, (owie insbefondere auch die Geftaltung
des Brückenkopfes des Eilernen Steges find von grorjer Bedeutung
für das neue Uferbild. Hier verlangt die ftädtebauliche Problem-
ftellung eine Löfung, die den Fehler, der in früheren Zeiten bei
der beziehungslofen Einführung des Eilernen Steges gemacht wurde,
durch ein Indielängeziehen des Brückenkopfes nach dem Renten-
turm hin, wenigltens foweit als möglich verbefferf.
Wenn auch wegen des ftarken Verkehres auf der Hafenbahn von
der urfprünglich in Auslieht genommenen Ausbildung breiter Trep-
pen zwifchen Eifernem Steg und Leonhardskirche zur Vermittlung
des Überganges von der Uferltrafje zum Tiefkai Abftand genom-
men werden muhte,fo iltdoch durch dieSchaffungvon dreiTreppen,
die den Forderungen des Verkehrs gemärj kontrolliert bezw. ge-
Iperrt werden können, eine harmonifche Verbindung zwifchem dem
hochgelegenen Uferteile und dem Fluf3 erttrebt worden.
Insgelamt wird der Eingriff in das Uferbild weniger in Erfcheinung
treten, als man vermuten könnte. Der Unterfchied zwifchen dem
heutigen Stadtbilde und dem Zuftand nach der Eindeichung wird
welentlich geringer (ein als etwa der zwifchen der früheren Geltalt
der Ufer mit ihren hohen Mauern, wie fie uns auf alten Stichen er-
halten geblieben find, und dem gegenwärtigen Bilde mit feiner
monotonen Tiefkaimauer. Künftighin wird die Altftadt mit Aus-
nahme von KataltrophenhochwaKern, gegen die keine Stadt am
Waffer (ich (ichern kann, vor Überflutungen gefchütjt (ein. Ein leben-
diger Verkehr wird das tote Mainufer mit neuem Leben erfüllen.
Die Fufjgänger werden auf getchütjten Steigen Gelegenheit haben,
die architektonilche Schönheit des Sfädtebildes zu geniehen. All-
mählich werden überalterte Bauten fallen und neue werden an
ihre Stelle treten, die (ich zwar harmonifch in das Stadtbild ein-
fügen müffen, aber dabei den Bedürfniffen des Wirtfchaffslebens
einer aufwärtsftrebenden Stadt gerecht werden. Vergeffen wir nie,
dafj kraftvolle Völker und Städte noch immer den Mut hatten, enf-

fchlollen neue Wege zu gehen, wenn ihre Zeit es erforderte, und
daf) nur Schwächlinge davor zurücktchrecken, Eingriffe in über-
nommenes Gut vorzunehmen, weil fie lieh nicht mehr zutrauen,
etwas Gleichwertiges oder gar Befferes anltelle des Fallenden zu
fefjen. Eine Situation von der architektonifchen und gefchichtlichen
Bedeutung unleres Mainufers gemahnt uns an die Verpflichtung,
unlerenVorfahren in weiferVorausficht und in entfchloffenem Unter-
nehmungsgeifte nachzueifern.

FRANCIS BRUGUIERE. Abftrakte Photographie

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