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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 2.1928

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Pilewski-Karlsson, Leonie: Um die neue Gestaltung, [5]: Russland
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https://doi.org/10.11588/diglit.17441#0129

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wiffenfchaftlichen Forlchens. Das Archiv mit einer Bibliothek, die
die gröhe Bücherfammlung zur Gelchichte der Arbeiterbewegung
und ruffifcher Revolution darltellt, befindet lieh in einem fünfzehn
Stockwerke hohen Turme. Das Hauptgebäude enthält eine Reihe
von Arbeitszimmern, einen Vorfragfaal für 250 Menfchen, ein
Sirjungszimmer und einen Lefefaal für 150 Menfchen, in dem
Bücher am gleitenden Bande aus dem Turme befördert werden.
Das Dach des Turmes ilt als begehbare Terrafle ausgebildet und
bietet eine herrliche Ausficht auf Moskau.

Dem Märchen aus Beton, Glas und Eilen nähert lieh am meiften
das Haus des „Goftorg", d. h. jener Inltitution, welche den ge-
tarnten Staatshandel in ihren Händen vereinigt. „Goltorg" ift das
erfte moderne Bureauhaus in Moskau. Für den Architekten Weli-
kowskij, der unter Mitarbeit einiger jungen Architekten das Ge-
bäude entworfen hatte, galt die Devife: möglichlt klare Orien-
tierung, möglichlt kurze Wege, Maximum an Licht.
„Goftorg" enthält eine Reihe von kleineren und größeren Bureau-
räumen, im Mitteltrakt einen durch zwei Stockwerke durchgehen-
den Saal für die Buchhaltung und Finanzabteilung, im oberften
Stockwerke loziale Einrichtungen, einen grofjen Verfammlungs-
faal, Speilefäle für die Angeffellten und eine mit allen technifchen
Mitteln und Arbeit fparenden Mafchinen ausgeltattete Küche. Im
Kellergefchoh befindet lieh eine Itändige Ausstellung ausländilcher,
hauptlächlich deutfeher Firmen, deren Malchinen nach Rußland
importiert werden. Das Dach bildet eine begehbare Terraffe und
dient als Erholungsftätte für die Angefteilten.

Die Frage des flachen Daches hat in Rußland einen befonders

BÜROHAUS DES „GOSTORG" Architekt Welikowskij. Perfektive.
In Wirklichkeit wurde das Gebäude blofj zu der turmartigen Verbin-
dung hochgeführt, da die frädtifche Bauverwaltung verboten hatte.
Bauten über 28 Meter Höhe auszuführen.

„LENIN*INSTITUT" Architekt Tfchnernyfchew.
Hauptanficht

heftigen Kampf ausgelöft, da man mit fechs Monaten Winter und
(ehr viel Schnee und Niederfchlägen rechnen muh. Am „Goftorg"-
Haus wurde folgende Konftruktion verwendet: Ueber der Eifen-
beton-Decke eine fünf Zentimeter dicke ifolierende Korklage,
darüber vier Zentimeter hohe Schlackenbetonfchichte, dann die
eigentliche Dachhaut (Blei) und zur Schonung derfelben eine
Lage von Tonplatten in einer Sandfchichte eingebettet.
In technifcher Hinficht interretfant ift die Tatfache, dafj bei diefem
Gebäude zum erften Male in Rußland die Eifenbetonarbeiten im
Winter ausgeführt wurden und zwar nach amerikanifcher Art, in
dem fogenannten„Teplak",einem beheizten Räume, deffen Wände
aus Holz beftehen. Die Proben auf Fettigkeit haben bei „Winter-
beton" gute Refultate gezeigt, fo dafj im Jahre 1927 auch andere

BÜROHAUS DES „GOSTORG" BÜROHAUS DES „GOSTORG"

Architekt Welikowskij Architekt Welikowskij

Grundrif) Erdgefchofj. Grundrif) des II. Obergefchoffej.

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