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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 2.1928

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May, Ernst: Grundlagen der Frankfurter Wohnungsbaupolitik
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https://doi.org/10.11588/diglit.17441#0185

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Während in früheren Jahren den Höfen und Gärten der Siedlungen nur ge-
ringe Bedeutung beigemeffen worden war, werden die feit 1925 errichteten
Siedlungen in gartentechnifcher Hinficht forgfältig ausgeftattet. Die Anlagen
werden teils durch die Abteilung Garten- und Friedhofswefen des Siedlungs-
amtes felbftändig ausgeführt, teils unter Heranziehung von Privatarchifekten
bearbeitet. Der gartentechnifche Teil der Siedlung Praunheim II, fowie der
Siedlung Römerftadt wird unter Oberleitung der ftädtifchen Garten- und
Friedhofsdirekion nach den Plänen des Gartenarchitekten Leberecht Migge
geftaltet. Die Einrichtung der Gärten bezweckt nicht nur, den Bewohnern die
Gärten fo zweckmäßig wie möglich zu geftalten und ihnen damit auch eine
wirtfchaftliche Ausnutzung zu erleichtern, fondern verfolgt auch äfthetifche
Ziele, infofern als nur durch einen einheitlichen Entwurf der Gartenanlagen
ein ruhiges Gefamtbild der Grünflächen gewährleiftet werden kann.
Neuerdings wird der Ausgeftaltung der Dachgärten befondere Aufmerkfam-
keit zugewendet. Das Intereffe der Siedler wird durch Wettbewerbe für
zweckmäßigen und fchönen Blumenfchmuck gefteigert.

Die äußere Form der Frankfurter Siedlungen ift aus den Gegebenheiten des Die äfthetifchen Grundlagen
inneren Aufbaues entwickelt und verzichtet auf repräfenfafive Geften und für die Geftaltung der
dekorativen Schmuck alter und neuer Provenienz. Noch eine jede Kulturzeit Frankfurter Wohnliedlungen

hat den Mut befeffen, eigene Ausdrucksformen zu entwickeln. Wir fehen nicht
ein, warum unfer Zeitalter, das auf zahlreichen Gebieten der Technik bereits
überragendes geleiftet hat, nicht auch auf dem Gebiete der Bautechnik ei-
gene Wege gehen follte. In erfreulicher Einmütigkeit haben fich private und
beamtete Mitarbeiter am Wohnungsbau der Stadt Frankfurt in einer Bau-
gefinnung zufammengefunden, die lehte Erfüllung architektonifcher Äfthetik
nicht mehr in der fogenannten fchönen Faffade mit der fymmetrifchen Aufteilung
und der Belebung durch Pfeiler, Simfe und Ornamente erblickt, die doch nichts
mehr mit unferen Begriffen des Wohnens der Maffen zu tun hat, fondern die
in der Faffade nurmehr das getreue Abbild des Wohnbegriffes, wie er fich
aus dem inneren Aufbau ergibt, erkennen und geftalten. Sie erftreben durch
vielfache Reihung gleicher Elemente, durch harmonifche Einpaffung der Bau-
ten in die Landfchaff archifektonifche und ftädtebauliche Wirkungen, die aus
unferer Zeit wachfen. Sie wiffen auch, daß die Formen der Frankfurter Wohn-
siedlungen noch nicht die Erfüllung eines neuen Stiles bedeuten, aber auchr
daß ihre Arbeiten wefenflich find als Merkfteine auf dem Wege zu einer zeit-
gemäßen baukünftlerifchen Ausdrucksform des 20. Jahrhunderts.

Aus dem GARTENHOF DER SIEDLUNG BRUCHFELDSTRASSE (NIEDERRAD). Photo Wolff

Die gärtnerifche Geftaltung
der Siedlungen

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