Die Maße der Türen follen den Körpermaßen entfprechen. Die Maße unferer
Fenfter follen unfer Bedürfnis nach Luft und Sonne befriedigen, durch inten-
five Beleuchtung jeder Zimmerecke: das Haus zu einem unfere Gefundheit
fördernden Organismus machen. Die richtigen Maße find diejenigen, die
unferen Anfprüchen genügen, die ohne jede repräfentative Abficht den Be-
dürfniffen entfprechen, die nicht mehr fcheinen wollen als fie find. Die rich-
tigen Maße find die Maße, die mit einem Minimum an Aufwand genügen.
Jedes Mehr wäre Ballaft, würde unfer Leben nicht vereinfachen, fondern
erfchweren.
Die Mafje unferer Anfprüche.
Wie oben gefagt, follen unfere Geräte, unfere Möbel, unfere Räume und
Wohnungen uns dienen, d. h. fie follen jedem Bedürfnis, jeder pfychifchen
Eigenfchaft der Menfchen Rechnung tragen und feine Anfprüche befriedigen.
Aber die Maße diefer Anfprüche ? Die Maße und Zahl der Anfprüche nehmen
zu mit der Intenfität des heutigen Betriebslebens. Gleichzeitig machen die
modernen Erfindungen auf technifchem Gebiet es möglich, mit weitaus
weniger Aufwand die Anfprüche zu befriedigen. Das Maß und die Zahl kramerstuhl, Modell Ferdinand Kramer
unferer Anfprüche fteigert fich, aber gut organifierte Betriebe entftehen, um Herfteliung Thonet, Frankfurt a. M.
die Einzelarbeit in jedem Haushalt zu erfefjen durch ökonomifche, Geld und
Zeit fparende mafchinelle Arbeit. Unfere Anfprüche nehmen zu, machen es
aber notwendig, die Mittel zu akzeptieren, die es ermöglichen, unfere An-
fprüche mit einem Minimum an Aufwand zu befriedigen. Wir werden die
Einzelwafchküche erfeßen müffen durch die Zentralwäfcherei, die einzelnen
Lagerkeller durch Depots der Konfumvereine, die einzelnen Kohlen- und
Heizräume durch Fernheizungen, und vielleicht werden wir den Kochbetrieb
jeder einzelnen Wohnung ins Reftaurant, in die Eßzentrale verlegt haben,
bevor wir uns der Umkehr bewußt find.
Das Maß unferer Gegenftände foll alfo Menfchenmaß fein, foll es fein, ift es
aber bis jefjt nicht, denn in unferen Möbeln, unferen Zimmern und Woh-
nungen fteckt immer noch etwas von dem vorigen Jahrhundert, auch in unferen
Platjgeftaltungen und unferen Stadtplänen. Keiner von uns ift ganz von dem
befreit, was unferen Eltern und Großeltern im Blut faß, der Repräfentation.
Und Repräfentation ift kein Menfchenmaß, es ift Übermaß, es ift imponieren
wollen, es ift mehrerfcheinen wollen als die Wahrheit. Und Übermaß zeugt
von Gewiffenlofigkeit, von unfozialer Lebenshaltung befonders in einer Zeit,
in der von vielen taufenden der arbeitenden Bevölkerung das Minimum an
Wohn- und Lebensanfprüchen unbefriedigt bleibt.
So ift der Kampf der modernen Architektur ein Kampf gegen die Repräfen-
tation, gegen das Übermaß und für das Menfchenmaß.
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Fenfter follen unfer Bedürfnis nach Luft und Sonne befriedigen, durch inten-
five Beleuchtung jeder Zimmerecke: das Haus zu einem unfere Gefundheit
fördernden Organismus machen. Die richtigen Maße find diejenigen, die
unferen Anfprüchen genügen, die ohne jede repräfentative Abficht den Be-
dürfniffen entfprechen, die nicht mehr fcheinen wollen als fie find. Die rich-
tigen Maße find die Maße, die mit einem Minimum an Aufwand genügen.
Jedes Mehr wäre Ballaft, würde unfer Leben nicht vereinfachen, fondern
erfchweren.
Die Mafje unferer Anfprüche.
Wie oben gefagt, follen unfere Geräte, unfere Möbel, unfere Räume und
Wohnungen uns dienen, d. h. fie follen jedem Bedürfnis, jeder pfychifchen
Eigenfchaft der Menfchen Rechnung tragen und feine Anfprüche befriedigen.
Aber die Maße diefer Anfprüche ? Die Maße und Zahl der Anfprüche nehmen
zu mit der Intenfität des heutigen Betriebslebens. Gleichzeitig machen die
modernen Erfindungen auf technifchem Gebiet es möglich, mit weitaus
weniger Aufwand die Anfprüche zu befriedigen. Das Maß und die Zahl kramerstuhl, Modell Ferdinand Kramer
unferer Anfprüche fteigert fich, aber gut organifierte Betriebe entftehen, um Herfteliung Thonet, Frankfurt a. M.
die Einzelarbeit in jedem Haushalt zu erfefjen durch ökonomifche, Geld und
Zeit fparende mafchinelle Arbeit. Unfere Anfprüche nehmen zu, machen es
aber notwendig, die Mittel zu akzeptieren, die es ermöglichen, unfere An-
fprüche mit einem Minimum an Aufwand zu befriedigen. Wir werden die
Einzelwafchküche erfeßen müffen durch die Zentralwäfcherei, die einzelnen
Lagerkeller durch Depots der Konfumvereine, die einzelnen Kohlen- und
Heizräume durch Fernheizungen, und vielleicht werden wir den Kochbetrieb
jeder einzelnen Wohnung ins Reftaurant, in die Eßzentrale verlegt haben,
bevor wir uns der Umkehr bewußt find.
Das Maß unferer Gegenftände foll alfo Menfchenmaß fein, foll es fein, ift es
aber bis jefjt nicht, denn in unferen Möbeln, unferen Zimmern und Woh-
nungen fteckt immer noch etwas von dem vorigen Jahrhundert, auch in unferen
Platjgeftaltungen und unferen Stadtplänen. Keiner von uns ift ganz von dem
befreit, was unferen Eltern und Großeltern im Blut faß, der Repräfentation.
Und Repräfentation ift kein Menfchenmaß, es ift Übermaß, es ift imponieren
wollen, es ift mehrerfcheinen wollen als die Wahrheit. Und Übermaß zeugt
von Gewiffenlofigkeit, von unfozialer Lebenshaltung befonders in einer Zeit,
in der von vielen taufenden der arbeitenden Bevölkerung das Minimum an
Wohn- und Lebensanfprüchen unbefriedigt bleibt.
So ift der Kampf der modernen Architektur ein Kampf gegen die Repräfen-
tation, gegen das Übermaß und für das Menfchenmaß.
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