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Pilewski-Karlsson, Leonie: Wohnungsbau in Russland
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.17291#0050
MOSKAU. Wohnhaus der Baugenolfenfchaft „Grofjtracht", Architekt
Ginsburg. (16 Wohnungen). In der Stadt
typifchen Zinskafernen. Sie glichen vielmehr einem ins hundert-
fache vergrößerten ruffifchen Dorfe, blofj waren hier die Holzhütten
dicht zufammengedrängt und die fanitären Verhältniffe höchft de-
primierend. Das Wohnungselend trug hier ein anderes, aber nicht
minder trofflofes Geficht als in Wefteuropa. Nach einer Statiftik
aus dem Jahre 1913 hatten Kanalifation blofj 27% der Häuler,
Wafferleitung bloß 30%- Dazu kam noch, daß das Verkehrsfyftem
(chon damals ganz unzulänglich war. Die Arbeiterviertel befaßen
nur wenige Strafjenbahnen, beinahe keine gepflafterten Straßen
und (pärliche elektrilche Beleuchtung. Als „Moflowjet" nach der
Revolution die Leitung der kommunalen Wirtlchaft übernahm,
machte er es (ich zu (einer erften Aufgabe, die Arbeiterviertel zu
MOSKAU. Wohnhaus der Bdugenoffenfchaft „Grofjtracht", Architekt
Ginsburg. Flaches Dach als gemeinfame Turnterraffe benutzbar
(anieren, Grünanlagen, Sportplätje zu (chaffen. Das Straßenbahn-
neß an der Peripherie der Stadt mußte ausgebaut werden, (eit 2
Jahren herrfcht auch (chon reger Autobusverkehr. Alle diefe Maß-
nahmen genügen aber nicht bei einer Stadt, welche beinahe im
amerikanitchen Tempo in den leßten Jahren gewach(en i(t. Nach-
dem das (türmilche Anwachfen der Bevölkerung (chon in den
leßten 2 Jahren ruhigere Formen angenommen hat und troßdem
alle möglichen Maßnahmen getroffen werden, um das Zuwandern
der ländlichen Bevölkerung in die Hauptftadt zu erfchweren, rechnet
man dennoch für die nächlten Jahre mit einem Bevölkerungszu-
wachs von 100000 Menfchen pro Jahr.
Die Sanierungsarbeiten verfchlingen bis auf den heutigen Tag
große Geld(ummen, (o daß bei Neubauten aus finanziellen Grün-
den folgende Tendenzen immer mehr zur Geltung kommen : Die
Stadt wird nicht aufgelockert, (ondern unter Berücklichtigung der
Grünanlagen zufammengeballt. Die neuen Bauteilen werden
möglichff an das (chon begehende Straßenbahnneß, an die Kanali-
fation und Wafferleitung, tunlichft auch an die ganz fpärlich vor-
handenen Gasleitungen angefchloffen. Troßdem man nicht zuge-
laffen hatte, daß die Stadt in die Breite wächft und troß des ange-
bauten Straßenbahnneßes und Autobusverkehrs ift eine fcharfe
Verkehrskrife vorhanden. Seit einigen Jahren (chon ift die Frage
einer Schnellbahn aktuell. Es lagen Entwürfe einiger ausländifchen
Firmen vor, aber der Bau der Bahn mußte aus Geldmangel immer
wieder verfchoben werden.* Man ift fich ganz klar, daß das Vor-
handenfein einer Schnellbahn eine aufgelockertere Bauweife er-
möglichen wird. Außerdem ift für die allernächften Jahre die Elek-
trifizierung der Eifenbahnlinien, welche ftrahlenförmig in der Haupt-
* Vor einigen Wochen wurde in den Sowjetblättern eine Notiz veröffentlicht,
daß der Bau der Untergrundbahn in Moskau von der Regierung genehmigt
wurde. Die Bahn (oll innerhalb von 3 Jahren unter Mitwirkung ausländifcher
Firmen gebaut werden.
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Ginsburg. (16 Wohnungen). In der Stadt
typifchen Zinskafernen. Sie glichen vielmehr einem ins hundert-
fache vergrößerten ruffifchen Dorfe, blofj waren hier die Holzhütten
dicht zufammengedrängt und die fanitären Verhältniffe höchft de-
primierend. Das Wohnungselend trug hier ein anderes, aber nicht
minder trofflofes Geficht als in Wefteuropa. Nach einer Statiftik
aus dem Jahre 1913 hatten Kanalifation blofj 27% der Häuler,
Wafferleitung bloß 30%- Dazu kam noch, daß das Verkehrsfyftem
(chon damals ganz unzulänglich war. Die Arbeiterviertel befaßen
nur wenige Strafjenbahnen, beinahe keine gepflafterten Straßen
und (pärliche elektrilche Beleuchtung. Als „Moflowjet" nach der
Revolution die Leitung der kommunalen Wirtlchaft übernahm,
machte er es (ich zu (einer erften Aufgabe, die Arbeiterviertel zu
MOSKAU. Wohnhaus der Bdugenoffenfchaft „Grofjtracht", Architekt
Ginsburg. Flaches Dach als gemeinfame Turnterraffe benutzbar
(anieren, Grünanlagen, Sportplätje zu (chaffen. Das Straßenbahn-
neß an der Peripherie der Stadt mußte ausgebaut werden, (eit 2
Jahren herrfcht auch (chon reger Autobusverkehr. Alle diefe Maß-
nahmen genügen aber nicht bei einer Stadt, welche beinahe im
amerikanitchen Tempo in den leßten Jahren gewach(en i(t. Nach-
dem das (türmilche Anwachfen der Bevölkerung (chon in den
leßten 2 Jahren ruhigere Formen angenommen hat und troßdem
alle möglichen Maßnahmen getroffen werden, um das Zuwandern
der ländlichen Bevölkerung in die Hauptftadt zu erfchweren, rechnet
man dennoch für die nächlten Jahre mit einem Bevölkerungszu-
wachs von 100000 Menfchen pro Jahr.
Die Sanierungsarbeiten verfchlingen bis auf den heutigen Tag
große Geld(ummen, (o daß bei Neubauten aus finanziellen Grün-
den folgende Tendenzen immer mehr zur Geltung kommen : Die
Stadt wird nicht aufgelockert, (ondern unter Berücklichtigung der
Grünanlagen zufammengeballt. Die neuen Bauteilen werden
möglichff an das (chon begehende Straßenbahnneß, an die Kanali-
fation und Wafferleitung, tunlichft auch an die ganz fpärlich vor-
handenen Gasleitungen angefchloffen. Troßdem man nicht zuge-
laffen hatte, daß die Stadt in die Breite wächft und troß des ange-
bauten Straßenbahnneßes und Autobusverkehrs ift eine fcharfe
Verkehrskrife vorhanden. Seit einigen Jahren (chon ift die Frage
einer Schnellbahn aktuell. Es lagen Entwürfe einiger ausländifchen
Firmen vor, aber der Bau der Bahn mußte aus Geldmangel immer
wieder verfchoben werden.* Man ift fich ganz klar, daß das Vor-
handenfein einer Schnellbahn eine aufgelockertere Bauweife er-
möglichen wird. Außerdem ift für die allernächften Jahre die Elek-
trifizierung der Eifenbahnlinien, welche ftrahlenförmig in der Haupt-
* Vor einigen Wochen wurde in den Sowjetblättern eine Notiz veröffentlicht,
daß der Bau der Untergrundbahn in Moskau von der Regierung genehmigt
wurde. Die Bahn (oll innerhalb von 3 Jahren unter Mitwirkung ausländifcher
Firmen gebaut werden.
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