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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 3.1929

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FRANKFURTER NOTIZEN

In der Frankfurter O k t o b e r g r u p p e fprach am 18. April
Oskar Schlemmer über „Bühnenelemente".

Neben der feit längerer Zeit fchon begehenden Siedler-Zeitfchrift
„Neu-Mayland", die in Frankfurt-Praunheim erfcheint und dem
neuen Mitteilungsblatt der Grof) - Frankfurter Baugenoffenlchaften
„Die Siedlung" will [ich nun auch die Siedlung Heddernheim-
Römerftadt eine eigene Zeitfchrift „Die Römerftadt" zulegen. Drei
Siedlerzeitlchriften — das ift reichlich viel für eine Stadt. Warum
nicht eine einzige, welche die doch im wefentlichen gemein-
lamen Intereffen aller Siedlungsbewohner zufammenfafjt und
vertritt?

Die Frankfurter K u n (t ge we r be - B i b I i o th e k feierte am 28.
April ihr 50jähriges Beftehen. Sie hat [ich in diefem Zeitraum aus
fehr kleinen Anfängen zu einem lebendigen Instrument künft-
lerifcher Orientierung entwickelt. Ihre heutigen Ankäufe berück-
fichtigen das gefamte Gebiet moderner Geftaltung, insbefondere
die Architektur. — Auf die Feier hin gab der Leiter Dr. Walter
Schürmeyer eine Feftfchrift heraus, „Bibliotheksräume aus
fünf Jahrhunderten" (Verlag Englert & Schloffer in Frank-
furt a. M.), Preis 6 Mark, die fich allerdings auf die hiftorifchen
Beifpiele befchränkt.

Der Leiter des Frankfurter Rundfunks, Dr. Hans Flefch,
ift an die Stelle des Intendanten des Berliner Rundfunks gewählt
worden. Dr. Flefch hat in Frankfurt durch Aufträge an junge Künft-
ler, durch Verlebendigung des Programms befondes eifrig gegen
die Banalifierung des Rundfunks gekämpft, der feit langem fchon
im Begriffe ift, zur „Gartenlaube" von einft zu werden. Wir erinnern
an den Rundfunk-Zyklus „Gedanken zur Zeit" (Frühjahr 1928),
den Flefch, zufammen mit Prof. Wiehert und Prof. Schubotj durch-
führte, und aus dem das Neue Frankfurt mehrere Beiträge publi-
ziert hat.

In dem Preisausfehreiben, welches von der Evang. Landeskirchen-
verfammlung erlaffen worden war zur Erlangung von Ideenskizzen
für den Neubau eines mit einem äufjerft komplizierten Baupro-
gramm belafteten Volkshaufes an der Zeil wurden vom
Preisgericht folgende Projekte prämiiert:

1. Preis (6000 Mark) den Architekten Bokels und Biskaborn-Düffel-
dorf; 2. Preis (5000 Mark) Arch. Strunck und Wenfjler-Dortmund;
3. Preis (4000 Mark) Arch. G. A. Munzer und Karl Früh-Düffel-
dorf; 4. Preis (3000 Mark) Johannes Solzer-Frankfurf a. M.;
5. Preis (2000 Mark) Rudolf Lempp-Esslingen a. N.: 6. Preis
(1000 Mark) Arch. A. G. Schaupp-Frankfurt a. M. Zum Ankauf
wurden empfohlen die Entwürfe von R. E. Oppel - Hamburg
und Regierungsbaumeifter Guftav Gfaenger-Obermenzing bei
München.

SCHRIFTLEITUNG: DR. J. GANTNER, NEUE MAINZERSTRASSE 37, TELEFON RATHAUS 485 oder 857, FRANKFURT AM MAIN

ZUM INTERNATIONALEN PREISAUSSCHREIBEN
DES THONET=MUNDUS=KONZERNS

Vor rund 100 Jahren machte der einfache Schreinermeifter
Michael Thonet die bedeutfame Entdeckung, daf} Buchenholz,
in fiedendem Waffer gekocht, biegfam wird und nach dem Er-
kalten die ihm gegebenen Formen beibehält.
Eine jener kleinen zufälligen Endeckungen, deren es im täglichen
Leben viele gibt. Nicht alltäglich war aber der für den einfachen
Schreinermeifter bemerkenswerte Weitblick, mit dem er die Be-
deutung diefer Erfindung für fein Handwerk erfaßte.
Er erkannte, das das gebogene Buchenholz, infolge feiner be-
fonderen Eigenfchaften: Leichtigkeit, Elaftizität, ungeheure Fettig-
keit, dasjenige Material fei, mit welchem man die bisher be-
kannten Herftellungsmethoden für Sifymöbel grundlegend um-
wälzen konnte.

Er erwarb eine Reihe europäifcher Patente, deren Kotten
feine gelchäftliche Exiftenz bedrohten. Seine unermüdliche Zähig-
keit und fein unerfchütterlicher Glauben an (eine Erfindung halfen
ihn aber, fich trotj aller Schwierigkeiten durchzufeilen.

Seine Ausdauer war fchlierjlich nicht vergeblich; aus den kleinen
Anfängen entwickelte (ich nach und nach die heutige Grofjinduftrie,
die heute rund 20 000 Menfchen befchäftigt und durchschnittlich
200 000 Meterzentner Bugholzmöbel in alle Teile der Welt ver-
fchickt. Der Thonet-Mundus-Konzern befitjt neben ausgedehnten
Waldungen und Sägewerken 20 Fabriken in der Tfchechoslawakei,
Polen, Deutfchland, Frankreich, Oefterreich, Rumänien, Jugoslavien
und New-York. Der Verkauf ift durch eigene Verkaufsorganifationen
in allen Erdteilen geradezu vorbildlich organifiert.
Der Thonet-Mundus-Konzern hat es aber auch in [eltener Weife
verbanden, immer modern zu bleiben. Er ift niemals, ftolz auf
(eine Erfolge, (tehen geblieben, fondern hat es immer als feine
erfte Aufgabe betrachtet, technifch und künftlerifch an der Spitje
zu [tehen, ebenfo wie es immer fein Gefchäffsprinzip war, nicht
mit Worten, fondern mit zufriedenen Kunden Propaganda zu
machen.

Das heute in diefem Blatte veröffentlichte internationale Preisaus-
fchreiben des Thonet-Mundus-Konzerns zeigt wieder, wie es [ich
diefes Unternehmen angelegen fein läfyt, immer wieder gute
neue Formen auf den Markt zu bringen.

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