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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 3.1929

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Kollmann, Franz: Die Gestaltung moderner Verkehrsmittel: Schienefahrzeuge; Kraftwagen; Flugzeuge; Schiffe
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https://doi.org/10.11588/diglit.17291#0249

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MOTORSCHIFF „ASTURIAS" Promenade-Deck,
s. S. 153

Zuletjt fei nun von der Innenarchitektur der Schiffe die Rede. Hier
wurde und wird entfe^lich gefündigt. Eben noch auf dem Fallreep, angefichts
der reinen eigentümlichen Schönheit eines Wunderwerkes der Technik, ift man
plöfjlich in ein Mufeum von Prunkmöbeln und Zierftücken verfemt. Ganz
fchrecklich find italienifche Schiffe, wo die Komödie zur Tragödie wird, und
die Mifchung von Maurifch mit Renaiffance, von Louis XV mit Jugendftil,
von Pagodenfuturismus mit Neuer Sachlichkeit, kurzum das ganze „baby-
lonifche Rokoko" Übelkeit erzeugt. Aber das reifende, zahlende Amerika,
die businessmen haben Gefallen daran. Selbft ohne grofje Vergangenheit
will man auf Europareifen die Mythologie und Gefchichte des Abendlandes
in Heimvorftellungen kennen lernen. Nur fehr langfam dürfen wir alfo hier
Befferung erhoffen. Was wir keinesfalls fehen wollen, fei genannt:

1. Unfchiffsmäfjige Räume, zu hoch, wenn möglich durch jonilche Säulen geTtürjt („Reli-
ance").

2. Altertümliche Möbel, Gobelins u(w.

3. Kronenlüfter, die bei Seegang pendeln (Galilei ift tot; er lebte auf dem Feftland).

4. Materialfchwindel (Marmoriertes Blech, Metall mit galvanifcher Holzmaferung).

Liebermann fagt, Goethe dachte, jeder Ingenieur weifj: „Die Kunft befteht

MOTORSCHIFF„VICEROYOFINDIA"derP.&0.= im Weglaffen." Ein wertvoller Wink für die Innenarchitekten von Verkehrs-
Company. Blick von der Kommandobrücke auf . ,
das Deck. Foto Stewart Bale, Liverpool mittein.

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