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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 3.1929

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May, Ernst: Die Wohnung für das Existenzminimum
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https://doi.org/10.11588/diglit.17291#0346

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2. Verwaltungsorganifation

Die Organifation der Wohnungserzeugung muß lo vereinfacht werden, daß die Ar-
beit unter Auslchaltung von Kompetenzkämpfen durch Befähigte, voll Verantwortliche
geleiftef wird.

3. Finanzierung

Feftltellung der zur Verfügung ftehenden Hilfsmittel finanziellerArt zur Verbilligung der
Hypothekengelder, bezw. zur Ablenkung der Miefen. Hierbei follfe [inngemäß fo vor-
gegangen werden, daß die Wohnungsmiete in ein beltimmfes Verhältnis zum Ein-
kommen gebracht wird, unter Zugrundelegung eines normalen Zinsfußes, der für die
deutfchen Verhältniffe der nächften Zukunft vielleicht auf 6—7% zu bemeKen wäre. Die
durch vorübergehend höhere Zinsläße bedingte Mietlteigerung lollte, wenn (ich die
Möglichkeit hierzu irgend bietet, durch Mietzufchülfe ausgeglichen werden, die mit
finkenden Zinsläßen abzubauen wären und bei Erreichung des der Berechnung zu-
grunde gelegten Normalzinsfaßes gänzlich ausfallen würden.

4. Bodenpolitik

Vielfach wird es nicht möglich (ein, auf bereitgestelltem, im Befifj des Bauherrn befind-
lichen, aufgefchloffenem Boden zu bauen. Es wird dann für die Qualität und den Preis
der zu erffellenden Wohnungen von auslchlaggebender Bedeutung fein, dah günftig ge-
legenes, billiges Bauland befchafft wird. Wo freihändiger Kauf an wucherifchen Forde-
rungen fcheitert, (oll Enteignung Plaß greifen.

5. Grundriff-Organifation

Anftelle der bisherigen mehr oder weniger gefühlsmäßigen Bewertungsmaßstäbe für
die Volkswohnung (ollten witfenfchaftlich exakte Methoden treten. Aufbauend auf den
biologilch-foziologilchen Erfordernden follte der für Familien verfchiedener Größen not-
wendige und ausreichende Minimalwohnraum errechnet werden. Eine Lieferung von
Mehrraum an den Wohnungsfuchenden ilt folange nicht zu verantworten, als Millionen
von Menfchen in den europäifchen Ländern noch — oft unter elendeffen Verhältnillen
untergebracht — einer Wohnung harren.

Hierbei wird anzuftreben fein, jeder erwachfenen Perfon einen eigenen, wenn auch
kleinen Sonderraum zur Verfügung zu ftellen. Die Zahl der Schlafräume und die Größe
des Wohnraumes werden in Beziehung zur Kopfzahl der Familie zu bringen (ein. (vgl.
die Unferluchungen von Hilberseimer auf dielem Gebiete, s. S. 211)

6. WohnungssErzeugungs-Methode

Die Wohnungserzeugung follte fo organifiert fein, wie die Produktion aller Malfenartikel
im Wirtlchaftsleben organifiert ift, d. h. multergiltig durchgearbeitete Modelle (Typen)
follten ferienweile, an möglichlt wenigen Stellen konzentriert, fabriziert werden. Insbe-
londere ift auch die Mechanilierung des Wohnungsbaues zu betreiben. Das Ziel muß
die einfchließlich Einrichtung fabrikmäßig erzeugte, fertig lieferbare, in wenigen Tagen mon-
tierbare Wohnung bleiben.

7. Konftruktive Durchbildung der Wohnungsräume

Die technifchen Baumethoden find auf wiffenlchaftlich exakter Grundlage zu vervoll-
kommnen. Wir ftehen erft am Anfang einer ungeheueren Arbeit, die auf diefem Ge-
biete noch zu leiflen ift. (Maßnahmen zur Sicherung eines gleichwertigen Wohnklimas
in Räumen verfchiedener Größe und Benußung, lichere und preiswerte Ifolierungs-
methoden für Wände, Decken, Türen und dergl. ufw. ulw.)

ROTTERDAM

PLAN Nr.6. Architekt J.J.P.Oud, Rotterdam

PLAN Nr. 10. Architekten May und Kaufmann,
Frankfurt a. M.

FRANKFURT AK

212
 
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